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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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noch Fuß.«
    »Haben Sie was Besseres zu bieten?«, knurrte Tyler ihn an. »Wir haben ein verschwundenes Kind und einen verdächtigen Pädophilen, der es bis ins Intimste kannte. Er hat außerdem eine verdammt enge und verdammt merkwürdige Beziehung zum Vater des Kindes – wenn man bedenkt, dass er immerhin die Ehefrau dieses Mannes verführt hat. Finden Sie nicht, dass so ein Sachverhalt weitere Ermittlungen herausfordert?«
    Er sah nur Skepsis im Blick des anderen und wies mit einer gereizten Kopfbewegung zur Tür. »Tun Sie's einfach, Gary. Wenn ich mich irre, dann irre ich mich eben. Ich muss sagen, im Augenblick ist mir das scheißegal – Hauptsache, das Kind kommt mit dem Leben davon, auch wenn sie allem Anschein nach so ein verwöhnter kleiner Fratz ist, den ich bestimmt nicht ausstehen kann, wenn er mir unter die Augen kommen sollte. Ich hab für trällernde Tanzpüppchen nicht viel übrig, wenn ich ehrlich sein soll. Ich mag Kinder, die normal sind – ein bisschen schüchtern – lieber mit anderen Kindern zusammen als mit Erwachsenen –, aber ich war natürlich auch nie in Amys Situation. Es ist sicher nicht besonders lustig, um Liebe betteln zu müssen.«
Im Garten hinter dem Haus Humbert Street 9
    Der alte Soldat beobachtete von seinem Posten aus das merkwürdige Verhalten des Schwarzen. Die Zäune waren alle nicht so hoch, dass ihm Jimmys Schleich- und Späh-Manöver verborgen geblieben wären, und er interpretierte, was er sah, auf die schlimmst mögliche Weise. Wenn da einer hinter den Häusern herumschlich und in sämtliche Fenster glotzte, bevor er unter einem Baum in Deckung ging, um die Lage zu peilen, konnte das nur eines bedeuten: Der Schwarze wollte den Aufruhr nutzen, um in ein Haus einzubrechen, das leer stand.
    Der alte Soldat war in heller Empörung darüber, zum Tatgehilfen bei einem Verbrechen gemacht worden zu sein. Hielt dieser Bursche ihn für dumm? Oder feige? Hielt er es für selbstverständlich dass ein alter Pensionist wegsehen würde, während seine Nachbarn ausgeplündert wurden?
    Als er Jimmy über den Zaun springen sah, packte er seine Machete, die immer noch an den Pfosten gelehnt stand, und nahm die Verfolgung auf.
Im Haus Humbert Street 23
    Als Colin, der ungeschickt versuchte, durch den dicken Saum seines Sweatshirts den heißen Türknauf zu greifen, vom lauten Krachen des splitternden Türpfostens in der Küche überrascht wurde, verlor er völlig die Nerven. Angst lähmte ihn. Gleich würden seine schlimmsten Horrorvisionen wahr werden. Er saß in einer Falle... konnte nicht weglaufen... sich nicht verstecken... und die ganze Zeit musste er nur daran denken, dass es nie so weit gekommen wäre, wenn er nicht Kevin und Wesley geholfen hätte, Benzinbomben zu basteln.
    Sophie und Nicholas erstarrten als unten die Tür mit solcher Gewalt aufflog, dass die Bodendielen unter ihren Füßen zitterten. All ihre Energie war aufs Hören konzentriert, während sie mit schräg geneigten Köpfen jedes Geräusch zu erhaschen suchten, dem vielleicht Bedeutung zu geben war. Es heißt, dass einem innerhalb von Sekunden tausend Gedanken durch den Kopf schießen können. In ihren Köpfen war nur einer.
    Sophie schlug mit dem Hinterkopf gegen die Wand, noch ehe sie gewahr wurde, dass zwei kräftige Hände sie um die Fesseln gepackt und ihr die Füße unter dem Körper weggerissen hatten. Sie hatte einen verschwommenen Eindruck von einem durch die Luft sausenden Stuhl, der auf Nicholas' Kopf zielte, dann wurde sie in die Mitte es Zimmer gezerrt, und Franeks schweißnasse Hände schlossen sich über ihrem Mund, um den Schrei zu ersticken, der in ihr aufstieg.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an.
    Er senkte seinen Mund an ihr Ohr. »Na, soll Franek dich jetzt mal richtig durchficken, Kleine?«, flüsterte er.
    Das laufende Wasser und die überfließenden Behälter im Spülbecken erschreckten Jimmy. Er versuchte gar nicht erst dahinterzukommen, wozu sie gebraucht wurden, sondern nahm sie einfach als Zeichen dafür, dass jemand in der Nähe sein musste. An die Wand neben der Tür gelehnt, atmete er ein paar Mal tief durch. Von oben waren Geräusche zu hören. Ein Poltern, als fiele ein schwerer Gegenstand zu Boden. Holz schrammte über Holz, als würden Möbel gerückt. Das Geschrei von der Humbert Street drang so deutlich herein, als stünden irgendwo eine Tür oder ein Fenster offen. Außerdem war da der Gestank von brennendem Holz und Benzin.
    Noch ein Blick zu den laufenden

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