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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Vernünftigste.
    Er lachte dicht an ihrem Ohr. »Du bist genau wie die anderen«, höhnte er. »Lieber soll Franek dich ficken als dir dein hübsches Gesicht zerstören. Aber vielleicht tu ich ja beides. Was meinst du, wie du dich dann fühlst, Kleine? Hässlich? Dreckig? Vielleicht läufst du davon und versteckst dich, weil du vor Franek Angst hast, hm? Das ist gut. Du musst lernen, einen Mann zu respektieren, wie sich das gehört.«
    Sie spürte, wie er ihre Handgelenke zusammendrückte, um sie beide mit einer Hand umfassen zu können. Sie spürte, wie seine andere Hand abwärts glitt und am Bund ihrer Hose riss. Und die ganze Zeit hörte sie unten jemanden rumoren. Sie überlegte, ob es Nicholas sein könnte. Hatte er sich aus dem Staub gemacht und sie seinem Vater ausgeliefert? Glaubte er, wenn er nicht dabei wäre, ginge es ihn nichts an?
    Tränen des Zorns schossen ihr in die Augen. Sie war wütend auf den Sohn. So ein gemeiner Feigling. So ein falscher Hund. Warum hatte er ihr zugehört, wenn er nie die Absicht gehabt hatte, ihr zu helfen? Was fiel diesem Menschen ein, sie einfach im Stich zu lassen? Was fiel ihm ein, untätig zuzusehen, wie sein Vater sie beschmutzte?
    Später würde sie über die Ironie fehlgerichteter Wut nachdenken. Einmal war sie wütend über Bob hergefallen, weil ein Patient sie unverschämt behandelt hatte. Anstatt sich mit dem Patienten auseinander zu setzen, hatte sie ihren Ärger an Bob ausgelassen. Er hatte seelenruhig gewartet, bis der Sturm sich legte, und dann freundlich gesagt, wenn sie vorhabe, in Zukunft ihre Wut immer an anderen auszulassen, solle sie am Besten anfangen zu boxen. »Wir wissen alle, dass es weniger riskant ist, auf Leute einzuschlagen, die nicht zurückschlagen«, sagte er, »aber auf die Weise verliert man auch schnell Freunde. Du musst Möglichkeiten finden, den Konflikt gleich an Ort und Stelle auszutragen.«
    »Genau das möchte ich aber vermeiden.«
    »Ich weiß. Viele Frauen sind so. Du hast Angst, dich lächerlich zu machen.«
    Vielleicht erinnerte sich ihr Unterbewusstsein dieses Gesprächs. Vielleicht war es aber auch einfach so, dass die Realität in Form von Franeks suchender Hand sie aus der Apathie riss und neue Entschlossenheit weckte. Sie hatte sich geschworen, sich nicht zu unterwerfen.
    Aber was war das hier anderes als Unterwerfung?
    Sie drehte den Kopf zur Seite und stieß einen Schrei aus, einen durchdringenden, gellenden Schrei, der bis zu Jimmy hinuntertrug und abrupt abriss, als Franek ihre Hände losließ und ihr mit der Faust ins Gesicht schlug.
    »Halt die Klappe, blödes Luder«, knirschte er mit wutverzerrtem Gesicht, über das Blut aus den Wunden rann, von denen sie mit ihren Nägeln den frischen Schorf gerissen hatte. »Oder soll ich mit dir machen, was ich mit Miloszs Mutter gemacht habe?«
    Er prügelte ihr mit der Faust ins Gesicht, immer wieder, als wäre sie ein Stück rohes Fleisch, das weich geklopft werden müsste, und während das Bewusstsein versickerte, begriff sie, dass Miloszs Mutter tot war.
    Jimmy hörte den Schrei, als er keuchend von der Anstrengung des gehetzten Hin und Her zwischen Küche und Wohnzimmerfenster, den Eimer über den Sims schwang. »Das ist der letzte, Col«, sagte er, um Atem ringend. »Jetzt musst du weitermachen. Ihr müsst diese Bande noch fünf Minuten in Schach halten. Was meinst du, schafft ihr das?«
    Colin sah ihn ängstlich an. »Was willst du denn jetzt tun?«
    »Es ist besser, wenn du das nicht weißt, Kumpel. Vertrau mir einfach, okay.«
    Er blickte über Colin hinweg zu Melanie, die unter Beschimpfungen von Wesley Barber und seinen Freunden ihre Front neu zu formieren suchte. Von Colins Körper größtenteils verdeckt, war er den Augen der Menge fast ganz entzogen geblieben, trotzdem hatte sich herumgesprochen, dass ein Schwarzer bei den Perversen im Haus war, und es hatte Hohn und Spott geregnet, während er und Colin sich geplagt hatten, das Feuer zu löschen. »Hey, ist das dein Typ da drinnen, Mel?«»Was hat 'n Bruder mit so abartigen Schweinen zu schaffen?«»Wieso hast du dir von dem 'n Kind machen lassen, wenn er ne Schwuchtel ist?«»Vielleicht hast du ja 'n Ding für kranke Typen?«
    »Halt mir nur diesen Wahnsinnigen vom Leib«, sagte er grimmig. »Den bring ich um, wenn er mir zu nah kommt. Also, schaffst du das?«
    Colin machte ein Gesicht, als würde er am liebsten auf und davon laufen. »Und wenn nicht?«
    »Sperr dich mit Mel und den Kindern im Haus ein. Ich komm zu

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