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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Ziel gesetzt, diese magere Zicke, die meinte, sie könnte sich als Stiefmutter aufspielen, abzuschrecken. Und es wirkte. Hätte nicht Amy, ihre Tochter, die Situation auf die leichte Schulter genommen –»Die beiden sind ganz okay, wenn wir unter uns sind, Mama«–, Laura hätte längst das Handtuch geworfen. Jetzt wartete sie, bis Jabba unhörbar, aber deutlich von seinen Lippen ablesbar, »Ach, hau doch ab«, sagte – auch dies jeden Abend das Gleiche –, bevor sie erleichtert die Tür schloss und zur Küche ging.
    Augenblicklich wurde im Wohnzimmer der Fernsehapparat leise gedreht. »Amy«, rief sie, als sie an der Treppe vorüberging. »Was möchtest du haben, Schatz? Fischstäbchen oder Würstchen?« Die Liebe ist das, was sie nicht ertragen können, dachte sie, während sie auf die höhnischen Stimmen aus dem Wohnzimmer wartete. »Ach, Schätzchen, Schätzchen... komm zu deiner Mami.« Zärtlichkeit machte sie eifersüchtig.
    Aber ausnahmsweise blieben die Spötteleien aus, und mit einem Anflug von Beunruhigung schaute sie die Treppe hinauf und wartete darauf, dass ihre zehnjährige Tochter wie jeden Abend mit großen Sprüngen herunterpoltern und sich ihr in die Arme werfen würde. In solchen Momenten versuchte sie, sich einzureden, sie handelte richtig. Aber die nagenden Zweifel ließen sich nie ganz vertreiben. Als sie von oben nichts hörte, wusste sie, dass sie sich etwas vorgemacht hatte. Sie rief noch einmal, lauter diesmal, dann rannte sie, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf und riss die Tür zu Amys Zimmer auf.
    Sekunden später stürzte sie ins Wohnzimmer. »Wo ist Amy?«, rief sie aufgebracht.
    »Keine Ahnung«, antwortete Barry gleichgültig und stellte den Fernseher wieder lauter. »Unterwegs wahrscheinlich.«
    »Was heißt ‘unterwegs’?«
    »Na, unterwegs eben – nicht zu Hause, capito? Oder ist dir das zu hoch?«
    Laura riss ihm die Fernbedienung aus der Hand und schaltete den Fernsehapparat aus. »Wo ist Amy?«, fragte sie Kimberley scharf.
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Drüben bei Patsy?« meinte sie in fragendem Ton.
    »Was soll das heißen? Ist sie nun dort oder nicht?«
    »Woher soll ich das wissen? Sie ruft mich schließlich nicht jede Stunde an, um mir Bericht zu erstatten.« Als sie die Panik in Lauras Gesicht sah, hielt sie es für besser, die Schnodderigkeit zu lassen. »Klar ist sie dort.«
    Barry rutschte unbehaglich auf dem Sofa hin und her, und Laura drehte sich misstrauisch nach ihm um. »Was ist?«
    »Nichts.« Er warf den Kopf zurück. »Was können denn wir dafür, dass sie keinen Bock hat, bei uns zu bleiben?«
    »Aber ich bezahle Kimberley dafür, dass sie auf sie aufpasst, und nicht dafür, dass sie sie zu irgendeiner Freundin abschiebt.«
    Kimberley warf ihr einen gehässigen Blick zu. »Okay, bloß ist sie leider nicht der brave kleine Engel, für den du sie hältst. Die müsst ich schon anbinden, damit sie hier bleibt. Es ist höchste Zeit, dass du endlich erfährst, wie dein Goldkind dich verarscht. Seit Ferienanfang ist sie jeden Tag drüben bei Patsy und kommt meistens erst ein paar Minuten vor dir heim. Und du machst dich jeden Abend total lächerlich, so wie du um sie rumtanzt.« Spöttisch äffte sie Lauras kultiviertere Sprechweise nach. »Nun, hast du einen schönen Tag gehabt, Darling? Hast du deine Ballett übungen gemacht? Gefällt dir das Buch, das du gerade liest? Komm zu deiner Mami, kleines Schatzimausi.« Sie steckte sich einen Finger in den Hals und tat so, als würgte sie. »Es ist echt zum Kotzen.«
    Ich muss ja vollkommen verrückt gewesen sein, Amy mit diesen beiden allein zu lassen...
»Wenigstens hat sie eine Mutter, die sich um sie kümmert«, zischte sie. »Wo ist deine Mutter, Kimberley?«
    »Das geht dich einen Dreck an.«
    In ihrer Wut wollte sie verletzen. »Falsch! Ich wäre nämlich nicht hier, wenn sie euch nicht verlassen hätte, um mit einem anderen Mann noch einmal Kinder zu bekommen.« Ihre Augen blitzten. »Und ich kann sie ehrlich gesagt verstehen. Es muss ziemlich schlimm sein, als die Mutter von Miss Piggy und Jabba the Hutt bekannt zu sein.«
    »Du gemeines Miststück!«
    Laura lachte kurz. »Du sagst es. Aber wenigstens bin ich ein
dünnes
Miststück.«
    »Lass gefälligst meine Schwester in Ruhe«, fuhr Barry sie aufgebracht an. »Sie kann nichts dafür, dass sie Übergewicht hat. Es ist eine Beleidigung, sie Miss Piggy zu nennen.«
    »Eine Beleidigung!«, wiederholte sie mit übertriebener

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