Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
Vom Netzwerk:
der Spähtrupp, auf den Hannah geschossen hatte. Es waren mindestens zwanzig. An der Spitze stand Ysandre, die Vampirin, die Claire vermutlich mehr hasste als jeden anderen Vampir auf der ganzen Welt. Sie war durch und durch Bishops Mädchen - Amelies Vampirschwester, falls Vampire überhaupt einen Sinn für so etwas hatten.
    Claire hasste Ysandre um Shanes willen. Sie war froh dass die Vampirin hier war und nicht Shanes Blutmobil angriff - erstens war sie sich nicht so sicher, ob Shane ihr widerstehen konnte, und zweitens wollte sie Ysandre selbst pfählen.
    Höchstpersönlich.
    »Nein«, sagte Hannah, als Claire einen Schritt hinter ihr vortrat. »Bist du wahnsinnig? Zurück!«
    Hannah schoss über ihre Schulter. Es war die äußerste Reichweite eines Paintballgewehrs, aber die Kugel traf einen der Vampire direkt in die Brust. Es war nicht Ysandre, wie Claire enttäuscht feststellte. Ein tödlicher Nebel aus Silberstaub erhob sich und die enge Formation stob auseinander. Ysandre hatte vielleicht ein paar Verbrennungen abbekommen, doch nichts, was nicht heilen würde.
    Der Vampir, den Hannah an der Brust getroffen hatte, schwankte und stürzte rauchend und um sich schlagend auf die Marmortreppe.
    Amelie schlug mit der flachen Hand gegen die Tür und schloss die Augen; tief in dem Hindernis ächzte und verschob sich etwas mit dem Geräusch von kreischendem Metall. »Hinein«, murmelte Amelie immer noch verdammt beherrscht und Claire wirbelte herum und folgte den drei Vampiren über die Schwelle. Hannah folgte ihnen rückwärts, griff nach der Tür und schlug sie zu.
    »Keine Verriegelung«, sagte sie.
    Amelie langte hinüber und legte ihre Hand beruhigend auf Hannahs Hand am Auslöser. »Es ist keine nötig. Sie werden nicht hereingelangen.« Amelie klang, als wäre sie sich sicher. Dem Blick nach zu urteilen, den Hannah weiterhin der Tür zuwarf war sie nicht davon überzeugt - sie sah aus, als wünschte sie, die Tür kraft ihres Blickes zuschweißen zu können. »Hier entlang. Wir nehmen die Treppe.«
    Es handelte sich um eine Bibliothek voller Bücher. Einige - zumindest in diesem Stockwerk - waren neu oder zumindest einigermaßen. Sie hatten farbenfrohe Buchrücken und knackige Titel, die Claire selbst bei dem schwachen Licht lesen konnte. Sie verlangsamte ihre Schritte ein wenig und blinzelte. »Ihr habt hier tatsächlich Vampirromane ?« Keiner der Vampire antwortete. Amelie bog scharf rechts ab und steuerte durch die zwei Stockwerke hohen Regale auf die beeindruckende Marmortreppe an ihrem Ende zu. Die Bücher wurden älter, das Papier vergilbter. Claire fiel ein Schild ins Auge, auf dem VOLKSKUNDE, CA. 1870-1945, ENGLISCH stand, und ein anderes für den Bereich DEUTSCH. Dann FRANZÖSISCH. Danach folgte eine Schrift, die vielleicht Chinesisch war.
    So viele Bücher, und soweit sie sehen konnte, hatte jedes einzelne von ihnen irgendwie mit Vampiren zu tun. War das für sie nun Geschichte oder Fiktion?
    Claire hatte keine Zeit, näher darüber nachzudenken. Sie nahmen die geschwungene Treppe hinauf zur nächsten Ebene.
    Claires Wadenmuskeln schmerzten, das Adrenalin jagte ihr durch die Adern und die anhaltende Belastung ließ sie nach Luft schnappen. Hannah warf ihr ein rasches, mitfühlendes Lächeln zu. »Ja«, sagte sie. »Betrachte es als militärische Grundausbildung. Kannst du noch?«
    Claire nickte keuchend.
    Noch mehr Bücher - alte, zerfallende. Es roch nach trockenem Leder und altem Papier. Weiter hinten im Raum befanden sich Gestelle, die wie Weinregale aussahen, diese schicken x-förmigen Dinger, die sich die Leute in den Keller stellten nur dass diese hier Papierrollen enthielten, die sauber zusammengebunden waren. Es handelte sich um Schriftrollen, die vermutlich sehr alt waren. Claire hoffte, dass sie in diese Richtung weitergehen würden, aber nein: Amelie führte sie einen weiteren Gang mit Büchern entlang zu einer leeren weißen Wand.
    Nein, nicht ganz leer. Ein kleines Gemälde in einem überladenen Goldrahmen hing dort. Irgendeine langweilige Landschaft... und dann, als Amelie es anstarrte, veränderte sich das Gemälde.
    Es wurde dunkler, als wären Wolken über der Wiese und den dösenden Schafen auf dem Bild aufgezogen.
    Und dann war es dunkel, nur eine dunkle Leinwand, dann ein paar Nadelstreifen Licht, wie Kerzenflammen in Rauch....
    Und dann sah Claire Myrnin.
    Er war in Ketten, silberfarbenen Ketten, und er kniete mit gesenktem Kopf am Boden. Noch immer trug er die weite weiße Hose

Weitere Kostenlose Bücher