Der Nacht ergeben
umbringen.«
»Wir können ihn nicht zurücklassen!«
»Wir können ihn auch nicht mitnehmen!«
Claire spürte, wie sich vor Sturheit ihr Kiefer verkrampfte.
»Also gut, schön, Sie können ja schon mal vorgehen. Ich werde ihn nämlich nicht hier zurücklassen. Ich kann nicht.«
Sie war sich sicher, dass Hannah sie am liebsten an den Haaren hinausgezerrt hätte, aber schließlich nickte die Frau und gab nach. »Dritte Möglichkeit«, sagte sie.»Wir rufen die Kavallerie.«
5
Es war nicht gerade die Dritte Panzerdivision, die da anrückte, aber nach einem Dutzend Anrufe erreichten sie jemanden, der sie abholen konnte.
»Ich biege in die Straße ein - bis jetzt ist niemand zu sehen«, sagte Eves Stimme über den Lautsprecher von Claires Handy. Sie hatte Claire eine minutiöse Beschreibung ihrer Fahrt geliefert und Claire musste zugeben, dass das ziemlich Furcht einflößend klang. »Ja, ich kann das Day House jetzt sehen. Und ihr seid in der Gasse daneben?«
»Wir sind auf dem Weg«, sagte Claire atemlos. Sie war schweißgebadet und alles tat ihr weh von der Anstrengung, Myrnin zusammen mit Hannah aus dem Labor heraus, die Treppen hoch und durch die schmale, scheinbar endlose dunkle Gasse zu schleppen. Daneben befand sich das Gründerinnenhaus, das Katherine Day und ihrer Enkelin gehörte und praktisch eine Kopie des Hauses war, in dem Claire und ihre Freunde lebten. Dunkel und verrammelt lag es da, aber Claire sah, dass sich an einem der Fenster Im oberen Stock ein Vorhang bewegte.
»Das ist das Haus meiner Großtante. Großtante Kathy«, keuchte Hannah. »Alle nennen sie jedoch Gramma. Das war schon immer so, solange ich denken kann.«
Claire konnte erkennen, dass Hannah mit den Days verwandt war. Zum Teil wegen ihres Gesichtszüge, aber vor allem wegen ihres Verhaltens. Die ganze Familie bestand aus starken, klugen, tatkräftigen Frauen.
Eves großes schwarzes Auto stand mit laufendem Motor am Ende der Gasse und die hintere Tür wurde aufgestoßen, als sich die beiden näherten - oder die drei? Zählte Myrnin noch dazu? Eve betrachtete skeptisch Myrnin und den Pfahl in seinem Rücken, warf Claire einen Du-willst-mich-wohl-verscheißern-Blick zu und zerrte ihn mit dem Gesicht nach unten auf den Rücksitz. »Beeilt euch!«, sagte sie und knallte auf dem Weg zur Fahrerseite die hintere Tür zu. »Verdammt, hoffentlich blutet er mir nicht alles voll. Claire, ich dachte, du solltest...«
»Ich weiß«, sagte Claire und kletterte in die Mitte der langen Vorderbank. Hannah quetschte sich außen dazu. »Erinnere mich nicht daran. Ich sollte ihn eigentlich in Sicherheit bringen.«
Eve legte den Gang ein und wendete schwerfällig und kraftstoffintensiv.
»Wer hat ihn denn gepfählt?«
»Das war ich.«
Eve blinzelte. »Okay, das ist eine interessante Interpretation von in-Sicherheit-Bringen . Wart ihr nicht mit Amelie unterwegs?« Eve schaute sogar kurz auf dem Rücksitz nach, als hätte sie befürchtet, dass Amelie auf magische Weise dort aufgetaucht sein und wie im Film als eine Barbarenkönigin auf Myrnins liegendem Körper sitzen könnte.
»Ja, waren wir«, sagte Hannah.
»Muss ich euch alles aus der Nase ziehen? Nein, wartet, will ich es überhaupt wissen? «.
»Wir haben sie zurückgelassen«, sagte Claire und fühlte sich elend. »Bishop hat uns eine Falle gestellt. Sie kämpfte noch, als wir fliehen mussten.«
»Was ist mit den anderen Typen? Ich dachte, ihr seid mit einer ganzen Eskorte losgezogen!«
»Die meisten von ihnen haben wir zurückgelassen...« Und dann dämmerte es ihr und sie schaute Hannah an, die wohl gerade denselben Gedanken hatte. »Oh, Shit. Die anderen Typen. Sie waren in Myrnins Labor, aber als wir zurückkamen, nicht mehr...«
»Weg«, sagte Hannah. »Beseitigt.«
»Super. Dann sind wir wohl am Gewinnen.« Eves Tonfall war verdammt zynisch, aber in ihren dunklen Augen lag Angst. »Ich habe mit Michael gesprochen. Er ist okay. Sie sind an der Universität. Bis jetzt ist alles ruhig.«
»Und Shane?« Claire wurde von Gewissensbissen gequält, als ihr bewusst wurde, dass sie ihn nicht angerufen hatte. Falls er sie angerufen hatte, dann hätte sie das nicht bemerkt; sie hatte das Handy nämlich auf lautlos gestellt aus Angst, dass das Geräusch sie verraten könnte, während sie auf ihrer Rettungsmission herumschlichen.
Aber als sie ihr Handy hervorkramte, entdeckte sie, dass sowieso keine Anrufe in Abwesenheit angezeigt waren.
»Er ist okay«, sagte Eve und steuerte den
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