Der Nacht ergeben
ihn auf dem Bild gesehen hatte - er kniete in der Mitte des Raumes, durch stramm gezogene silberne Ketten fixiert. Die Ketten hatten doppelte Stärke und waren durch massive Stahlbolzen gezogen, die im Steinboden verankert waren.
Er zitterte am ganzen Körper, und wo die Ketten ihn berührten, hatte er Striemen und Verbrennungen.
Gérard fluchte leise vor sich hin und trat kräftig gegen die Ringbolzen am Boden. Sie verbogen sich, brachen aber nicht ab.
Schließlich hob Myrnin den Kopf und unter dem verschwitzten dunklen Haarschopf sah Claire wilde schwarze Augen und ein Lächeln, bei dem sich ihr der Magen zusammenzog.
»Ich wusste, ihr würdet kommen«, flüsterte er. »Ihr Narren.
Wo ist sie? Wo ist Amelie?«
»Hinter uns«, sagte Claire.
»Ihr Narren.“
» Nette Art, mit seinen Rettern zu reden«, sagte Hannah. Sie war nervös, bemerkte Claire, auch wenn sich die Frau sehr gut unter Kontrolle hatte. »Gérard? Das gefällt mir nicht. Es ist zu einfach.«
»Ich weiß.« Er kauerte nieder und schaute sich die Ketten an. »Mit Silber beschichtet. Ich kann sie nicht zerreißen.«
»Wie sieht es mit den Bolzen im Boden aus?«, fragte Claire. Anstatt einer Antwort packte Gérard den Rand der Metallplatte und drehte daran. Der Stahl verbog sich wie Alufolie und löste sich mit einem durchdringenden Kreischen vom Steinboden. Myrnin schwankte, als ein Teil seiner Fesseln abfiel, und Gérard gab seinem Partner durch eine Geste zu verstehen, dass er die beiden hinteren Platten bearbeiten sollte, während er sich der zweiten an der Vorderseite zuwandte.
»Zu leicht, zu leicht«, murmelte Hannah weiter vor sich hin.
»Warum hätte Bishop das tun sollen, wenn er ihn jetzt einfach gehen lässt?«
Die Ringbolzen waren jetzt alle herausgerissen und Gérard nahm Myrnin am Arm, um ihm auf die Füße zu helfen.
Myrnins Augen überzogen sich mit einem leuchtenden Rubinrot, er schüttelte Gérard ab und ging direkt auf Hannah los.
Hannah sah ihn kommen und richtete ihr Gewehr auf ihn, aber bevor sie schießen konnte, schlug Gérards Partner ihre Hand zur Seite, sodass der Schuss danebenging und die Steinwand auf der anderen Seite des Raumes traf. Silbersplitter stoben durch die Luft und hinterließen winzige Verbrennungen, wo sie auf der Haut der Vampire landeten. Die beiden Bodyguards wichen zurück.
Myrnin packte Hannah an der Gurgel.
»Nein!«, schrie Claire und duckte sich unter Gérards Hand durch, der sie zurückhalten wollte. Sie riss ihren Holzpfahl hoch.
Myrnin drehte den Kopf und grinste sie an, wobei seine mörderischen Vampirzähne aufblitzten. »Ich dachte, du bist gekommen, um mich zu retten, Claire, und nicht, um mich zu töten«, schnurrte er und wandte sich wieder seiner Beute zu. Hannah fummelte mit ihrer Waffe herum und versuchte, sie wieder in Position zu bringen. Er streifte sie ihr mit verächtlicher Ruhe ab.
»Ich bin gekommen, um Sie zu retten«, sagte Claire, und bevor sie auch nur darüber nachdenken konnte, was sie da tat, hieb sie den Pfahl auf der linken Seite in Myrnins Rücken, an der Stelle, wo sie sein Herz vermutete.
Er gab einen überraschten, hustenartigen Laut von sich und kippte in Hannahs Richtung. Seine Hand glitt von ihrem Hals und tastete blind nach ihren Kleidern, bevor er schlaff zu Boden fiel.
Offenbar war er tot.
Gérard und sein Partner schauten Claire an, als hätten sie sie nie zuvor gesehen, und dann brüllte Gérard. »Was glaubst du eigentlich, was du da...«
»Hebt ihn auf«, sagte Claire. »Wir können den Pfahl später herausholen. Er ist alt. Er wird es überleben.«
Das klang eiskalt und Furcht einflößend und sie hoffte, dass es stimmte. Amelie hatte es jedenfalls überlebt und sie wusste, dass Myrnin so alt war wie sie oder sogar noch älter. Dem Blick nach zu urteilen, den Gérard ihr zuwarf, überdachte dieser gerade ganz neu sein bisheriges Bild von dem süßen, verletzlichen kleinen Menschen, für den er das Kindermädchen gespielt hatte. So ein Pech. Claire dachte, dass eine ihrer Stärken darin bestand, dass sie immer von allen unterschätzt wurde.
Äußerlich war sie ganz cool, innerlich zitterte sie jedoch. Denn obwohl das gerade die einzige Möglichkeit gewesen war, Myrnin ohne Beruhigungsmittel ruhigzustellen und zu verhindern, dass er Hannah die Kehle aufriss, hatte sie soeben ihren Boss umgebracht.
Nicht gerade ein cleverer Schritt auf der Karriereleiter, könnte man meinen.
Amelie wird helfen , dachte sie ein wenig verzweifelt und
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