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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Myrnin lag.
    Er blinzelte und starrte noch immer an die Decke. Langsam faltete er die Hände über seinem Bauch, ansonsten bewegte er sich nicht.
    »Myrnin?«
    »Anwesend«, sagte er, es klang wie aus weiter Ferne. Er kicherte ganz leise, dann zuckte er zusammen. »Tut weh, wenn ich lache.«
    »Ja, ähm... es tut mir leid.«
    »Tut dir leid?« Er runzelte erst vorsichtig die Stirn, dann stärker, bis sich seine Augenbrauen langsam zu einem V formten. »Ah. Du hast mich gepfählt.«
    »Ich... äh... ja.« Sie wusste, was Olivers Reaktion gewesen wäre, wenn sie so etwas mit ihm gemacht hätte. Es wäre nichts Schönes dabei herausgekommen. Sie war sich nicht sicher, was Myrnin tun würde. Um auf Nummer sicher zu gehen, hielt sie sich außerhalb unmittelbarer Reichweite.
    Myrnin schloss einfach einen Moment lang die Augen und nickte. Er sah jetzt uralt aus, erschöpft, genau wie Oliver. »Ich bin mir sicher, das geschah in bester Absicht«, sagte er. »Vielleicht hättet ihr den Pfahl dort lassen sollen, wo er war. Wäre letzten Endes vielleicht besser für alle gewesen. Ich wäre einfach ... dahingegangen. Es ist nicht besonders schmerzhaft, zumindest so im Vergleich.«
    »Nein!«Sie kam einen Schritt näher, dann noch einen. Er sah einfach so... abgeschlagen aus. »Myrnin, nicht. Wir brauchen Sie.«
    Er hielt die Augen geschlossen, aber ein winziges, müdes Lächeln spielte um seine Lippen. »Ich bin mir sicher, dass du das wirklich glaubst, aber ihr habt jetzt, was ihr braucht. Ich habe das Heilmittel gefunden, Claire. Bishops Blut. Es wird Zeit, dass ihr mich gehen lasst. Es ist zu spät für mich, geheilt zu werden.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Dieses Mal öffneten sich seine großen dunklen Augen und studierten sie mit kühler Intensität. »Das sehe ich«, sagte er. »Ob diese Annahme akzeptabel ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Wo ist sie?«
    Er fragte nach Amelie. Claire warf einen Blick auf Oliver, der noch immer gebückt dasaß und offensichtlich Schmerzen hatte. Keine Hilfe. Sie beugte sich näher zu Myrnin. Sie würde trotzdem von den anderen Vampiren gehört werden, das wusste sie. »Sie ist... ich weiß es nicht. Wir wurden getrennt. Das Letzte, was ich gesehen habe, war, dass sie und Bishop ihren Kampf ausgetragen haben.«
    Myrnin setzte sich auf. Es war nicht diese glatte, kontrollierte Bewegung, die Vampire sonst an sich hatten und die so wirkte, als hätten sie sie seit drei oder vier menschlichen Lebensspannen geübt; er musste sich langsam und qualvoll aufrichten und Claire schmerzte es, dabei zuzusehen. Sie legte ihre Hand auf sein Schulterblatt, um ihn zu stützen. Seine Haut fühlte sich noch immer kalt wie Marmor an, aber nicht tot . Es war schwierig zu ergründen, worin der Unterschied bestand - vielleicht lag es an den darunterliegenden Muskeln, die wieder angespannt und lebendig waren.
    »Wir müssen sie finden«. sagte er. »Bishop wird vor nichts zurückschrecken, um sie in seine Gewalt zu bekommen, wenn er das nicht schon geschafft hat. Sobald du in Sicherheit warst, wird sie den Rückzug angetreten haben. Amelie ist eine Guerillakämpferin. Es sieht ihr nicht ähnlich, offen zu kämpfen, nicht gegen ihren Vater.«
    »Wir gehen nirgendwohin«, sagte Oliver, ohne seinen Kopf aus den Händen zu nehmen. »Und du auch nicht, Myrnin.«
    »Du schuldest ihr Treue.«
    »Einer Toten schulde ich gar nichts«, sagte Oliver »Und bevor ich nicht einen Beweis dafür habe, dass sie noch lebt, werde ich nicht mein Leben oder das eines anderen in einem vergeblichen Rettungsversuch opfern.«
    Myrnin verzog verächtlich das Gesicht. »Du hast dich nicht verändert«, sagte er.
    »Du auch nicht, du Narr«, murmelte Oliver. »Und jetzt halt die Klappe. Ich habe Kopfschmerzen.«
    ***
    Eve stand hinter dem Tresen und bereitete Espresso zu. Sie trug eine steife schwarze Schürze, die ihr bis über die Knie reichte. Claire ließ sich erschöpft auf der anderen Seite auf einen Barhocker gleiten. »Wow«, sagte sie.»Erinnerungen an die guten alten Zeiten, was?«
    Eve machte ein säuerliches Gesicht, als sie ihrer Freundin einen Moccacino auf die Theke knallte. »Ja, erinnere mich nicht daran«, sagte sie. »Auch wenn ich sagen muss, dass ich das Monster vermisst habe.«
    »Das Monster?«
    Eve tätschelte die riesige, schimmernde Espressomaschine neben ihr liebevoll. »Monster, das ist Claire. Claire, Monster. Es ist süß, aber man muss seine Launen kennen.«
    Claire streckte die Hand aus und

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