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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Ivy
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menschliches Auge der Bewegung hätte folgen können, brachte Viper der Wange des Mannes eine tiefe Schnittwunde bei.
    Der Magier schrie auf, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. »Wenn du mich tötest, wirst du sterben.«
    »Du glaubst, dein Fürst wird den Tod eines erbärmlichen Kriechers, wie du einer bist, rächen?« Viper verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln. »Es ist wahrscheinlicher, dass er mir einen Obstkorb schickt.«
    Der Mann machte eine Geste der Kapitulation.
    »Du musst mir zuhören. Es sind die Hexen.«
    »Was sind die Hexen?«
    »Sie beabsichtigen, dich zu töten.«
    Viper kniff die Augen zusammen. Er traute dem Menschen nicht. Ein solcher Mann würde, falls er sie noch besäße, seine Seele verkaufen, um seine eigene Haut zu retten. Aber Viper konnte die bittere Verzweiflung spüren, die aus seinem Schweiß hervordrang. Der Magier glaubte wahrhaftig, dass die Hexen eine Gefahr darstellten.
    »Die Hexen beabsichtigen, mich zu töten? Weshalb?«
    »Sie möchten, dass wir sterben. Wir alle.«
    Viper kniete langsam neben dem Mann nieder und packte ihn an der Kehle. Beim ersten Anzeichen einer Lüge würde er dem elenden Wurm ein Ende bereiten.
    »Erzähle mir alles.«
    In Dante schwelten heftig seine gewalttätigen Gefühle, während er widerwillig der Hexe folgte, die sie beide durch das dunkle Haus führte. Sie hatten kaum die Schwelle überquert, als ihm bereits der vertraute Geruch von Zaubertränken, trocknenden Kräutern und düstereren, weniger angenehmen Aromen den Magen zusammenzog.
    Es war ein Gestank, den er nur zu gut kannte.
    Die Hexen bereiteten ein Opfer vor.
    Er hatte die Absicht, dafür zu sorgen, dass das Opfer nicht Abby oder ihn einschloss.
    Und dabei spielte es keine Rolle, wen oder was er dafür töten musste.
    Er hielt sich dicht hinter Abby und durchsuchte mit seinen Sinnen die Schatten. Wenn man wusste, dass man sich in eine Falle begab, handelte es sich dann noch um eine Falle?
    Darüber sollte man einmal nachdenken.
    Die Räume waren groß und leer und verfügten über hohe Decken, die einen Eindruck von viel Platz hervorriefen. Dennoch war die Luft stickig und hüllte sie in eine Hitze ein, die unangenehm drückend auf Dante lastete. Er meinte staubige Keller und Gefängnismauern zu riechen.
    Die Hexe erreichte das, was früher einmal wohl der offizielle Salon gewesen war, und blieb am Türeingang stehen.
    »Meisterin, ich habe den Kelch hergebracht«, sagte sie mit ehrfürchtiger Stimme.
    In der Dunkelheit waren ein Rascheln und leiser Gesang zu hören, bevor sanfter Kerzenschein die Dunkelheit vertrieb.
    Mit steifen Bewegungen erhob sich eine kleine, fast gebrechliche Frau von einem Stuhl. Auf den ersten Blick hätte man sie mit ihrem flaumigen grauen Haar und dem verrunzelten Gesicht für eine liebe alte Großmutter halten können. Erst wenn man die harten braunen Augen bemerkte, wurde ihre kalte, gnadenlose Macht deutlich.
    Die alte Hexe setzte ein schmallippiges Lächeln auf und blieb vor Abby stehen. »Meine Herrin. Und der Hüter.« Der Blick aus den harten Augen überflog Dante, bevor die Frau mit einer Hand auf den riesigen, kahlen Raum deutete. »Kommt herein, und seid willkommen.«
    Dante spürte Abbys Zögern. Dann trat sie vorsichtig auf den Ledersessel zu, der an dem leeren Kamin stand, und setzte sich. Dante stellte sich hinter sie. Sein Körper war angespannt und bereit zuzuschlagen.
    Nur einen kleinen Moment lang wog Edras unerbittlicher Blick seine beschützerische Haltung ab, als ob sie beurteilen wolle, ob er sich als Hindernis für ihre Pläne erweisen würde oder nicht.
    Zu welchem Schluss sie kam, war in dem uralten Gesicht nicht zu erkennen. Aber da er noch immer dastand, nahm er an, dass sie zu dem Ergebnis gekommen war, er sei keine Bedrohung.
    Vorerst.
    Augenblicklich wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Abbys blassem Gesicht zu.
    »Wir wurden uns noch nicht vorgestellt, auch wenn ich das Gefühl habe, wir seien sehr gut miteinander bekannt. Ich bin Edra.« Sie kniff die Augen zusammen. »Und Ihr seid?«
    »Abby Barlow.«
    »Ah, die Dienerin«, murmelte die Alte. »Ich hätte wissen sollen, dass Ihr die Einzige seid, die nahe genug war, um den Phönix zu übernehmen.«
    »Das war nicht meine Absicht«, versicherte Abby der Hexe trocken. »Wenn ich gewusst hätte, was passieren würde, wäre ich schreiend in die entgegengesetzte Richtung gerannt.«
    »Durchaus verständlich.« Etwas, bei dem es sich ohne Zweifel um Mitgefühl

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