Der Nacht ergeben
unterschätzte.
Abby ignorierte ihre weichen Knie und zwang sich, sich aufrecht hinzustellen. Wenn ihr schon keine andere Möglichkeit blieb, würde sie wenigstens dem, was sich da näherte, was auch immer es war, auf ihren Beinen stehend ins Auge sehen. Sie hörte Dantes Bewegung nicht, aber sie wusste, dass er direkt hinter ihr stand.
Kurz darauf tauchte eine dünne Frau mit schmalem Gesicht aus der Dunkelheit auf. Sie hielt vor Abby an und verbeugte sich überraschenderweise tief vor ihr.
»Meine Herrin, Ihr seid endlich eingetroffen«, sprach sie mit ernster Stimme das Offensichtliche aus.
Abby sah über ihre Schulter zu Dante. »Meine Herrin?«
»Selena war zeitlebens eine Adelige. Offenbar hast du ihren Titel geerbt.«
»Ich wünschte, das wäre alles, was ich von ihr geerbt habe«, murmelte Abby.
Die Hexe räusperte sich. Es war klar zu erkennen, dass sie den Vampir ignorierte, der nur ein paar Schritte entfernt stand.
»Würdet Ihr bitte mitkommen, Herrin? Die Meisterin wartet auf Euch.«
Herrin? Meisterin?
Diese Frau hatte offensichtlich ihre Sommerferien damit verbracht, auf dem örtlichen Mittelaltermarkt zu arbeiten.
Abby straffte die Schultern. »Nur, wenn Dante ebenfalls eingeladen ist.«
Das schmale Gesicht verhärtete sich angewidert. »Natürlich. Der Hüter muss den Kelch begleiten. Hier entlang.«
Die Frau drehte sich um und ging zu dem dunklen Haus zurück. Es war also so weit. Abby presste eine Hand auf ihren rebellierenden Magen.
Ohne ein Geräusch stand Dante plötzlich direkt vor ihr.
»Bist du bereit?«, fragte er.
Einen Moment ließ sie ihren Blick auf seinem unglaublich schönen Gesicht ruhen. Sicher konnte ihr nichts Schreckliches zustoßen, solange er in ihrer Nähe war.
»So bereit, wie es eben geht«, gab sie mit einer Grimasse zurück.
»Sei immer auf der Hut«, warnte er sie. »Und bleibe in meiner Nähe.«
»Ich glaube, ich muss mich übergeben.«
Er machte bedächtig einen Schritt nach hinten. »Dann war der Satz mit der Nähe eher metaphorisch gemeint.«
Widerstrebend zuckten ihre Lippen wegen seiner Neckerei. Sie wusste, dass er die schreckliche Anspannung, die an ihren Nerven zerrte, zu mildern versuchte.
»Liebe sollte bedingungslos sein.«
»Liebe hat Grenzen.«
»Danke.«
Dante umfasste mit den Händen sanft Abbys Gesicht.
»Du wirst das schaffen, Liebste.«
Abby atmete tief ein und nickte langsam. »Ja.«
Dantes Augen blitzten. »Dann sollten wir gehen und dich in einen Menschen zurückverwandeln.«
Viper zupfte sorgsam seine Spitzenmanschetten zurecht, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Magier zuwandte, der in der Ecke kauerte. Die Luft war geschwängert mit einem starken Blutgeruch. Der Magier mochte vielleicht uralt sein, aber er blutete wie jeder Mensch, wenn sein Kopf gegen die Steinmauer krachte.
Unglücklicherweise verspürte Viper trotz des köstlichen Geruches nicht den Drang, die erbärmliche Kreatur auszusaugen. Die Tatsache, dass der Magier den dunklen Herrscher anbetete, befleckte sein Blut ebenso wie seine schwarze Seele.
Viper schnipste mit den Fingern, als der Magier einen schwachen Fangzauber zu sprechen versuchte. Der Mann war bereits durch seine Begegnung mit Dante geschwächt gewesen. Und seltsamerweise waren seine wenigen Versuche, seine dunkleren Mächte zu beschwören, erfolglos gewesen. Viper konnte nur vermuten, dass der Fürst nicht mit seinem Jünger zufrieden war.
Der Magier war dem uralten Vatnpir bislang kein ebenbürtiger Gegner gewesen.
»Ich glaube, was wir hier haben, ist eine gescheiterte Verbindung«, spottete Viper, als er das kreidebleiche Gesicht des Mannes betrachtete.
»Fahr zur Hölle«, krächzte der Magier.
»Irgendwann werde ich das zweifelsohne tun.« Viper seufzte auf. »Ich hatte gehofft, diese Angelegenheit ohne übermäßige Gewalt erledigen zu können. Schließlich ist dies immer noch meine Lieblingsjacke, und Gehirnmasse aus Samt herauszubekommen ist eine lästige Sache. Aber das Vergnügen am Töten wird die Mühe wert sein.«
Der einstmals so stolze Mann zuckte furchtsam zusammen.
»Du bist ein Vampir. Warum ist es für dich von Bedeutung, was mit den Hexen geschieht?«
»Oh, die Hexen sind mir gleichgültig. Meinetwegen können sie in der Hölle verrotten. Von Interesse ist für mich nur das Wohlergehen meines Clanmitgliedes. Du hast dich ernstlich verschätzt, als du Dante angriffst.«
»Er ist eine Marionette der Teufelinnen.«
»Falsche Antwort.« So schnell, dass kein
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