Der Nacht ergeben
Dante allein war, warf Abby ihm einen verärgerten Blick zu. »Charmant.«
»Sasha ist ein bisschen... emotional«, gestand er reumütig.
»Mehr als nur ein bisschen, wenn sie versucht hat, dich zu töten.«
Er zuckte die Achseln. »Jede Beziehung hat ihre gefährlichen Aspekte. Das hast du selbst zugegeben.«
»Aber nicht den Tod durch einen Holzpflock«, entgegnete sie. Sie war noch immer damit beschäftigt, gegen ihren hartnäckigen Groll anzukämpfen, wenn sie an Dantes intime Beziehung zu der wunderschönen Vampirin dachte.
»Diese Frau war eindeutig wahnsinnig.«
Dante betrachtete Abby mit einem prüfenden Blick.
»Wenn ich mich recht erinnere, hast du mehr als einmal gedroht, mich zu pfählen.«
»Ja, aber das war etwas anderes.«
»Und warum?«
»Darum.«
»Ah.« Dante kräuselte mit boshafter Belustigung die Lippen. »Ich glaube, ich weiß, was dich so nervös gemacht hat. Du bist eifersüchtig.«
Abby stemmte die Hände in die Hüften. Na klar doch. Natürlich war sie eifersüchtig. Sasha mochte zwar tot sein, aber trotzdem war sie unerhört schön und verfügte über eine glühende Leidenschaft, die Männer verrückt machte.
Und was noch wichtiger war, sie hatte es geschafft, Dante mit ihren Verführungskünsten zu umgarnen. Oder vielleicht waren es auch die Ketten, flüsterte ihr eine hässliche Stimme in ihrem Hinterkopf zu.
Auf alle Fälle hatte Sasha das besessen, was Abby sich seit Monaten wünschte. Natürlich war sie verdammt eifersüchtig.
Nicht dass sie das zugeben würde. Sie hatte immerhin ihren Stolz. Wozu auch immer das gut sein mochte.
»Hör mal auf, ständig an dich zu denken, Dante. Ich will ja nur wissen, wie viele andere Exfreundinnen wohl noch aus ihren Löchern kriechen werden. Die Angelegenheit ist so schon schlimm genug, ohne dass rachsüchtige Frauen dich heimsuchen.«
Dante fuhr mit der Fingerspitze über ihre Lippen. »Du bist eine furchtbare Lügnerin, Liebste.«
Instinktiv wich sie vor der ablenkenden Berührung zurück. »Sind wir nicht eigentlich hergekommen, um Viper zu finden?«
»Bald irgendwann, Abby, werden wir ein langes Gespräch führen. Das dürfte eigentlich ziemlich interessant werden«, meinte Dante sanft. »Aber du hast recht, zuerst sollten wir Viper finden und dann hier verschwinden.«
Trotz des recht kindischen Wunsches, noch länger zu bleiben und Abbys unverkennbaren Eifersuchtsanfall zu genießen, nahm Dante sie fest am Arm, um sie in den hinteren Teil des Raumes zu führen. Dies war der falsche Ort für eine Unschuldige. Außerdem besaß er mehr als nur eine verärgerte ehemalige Geliebte, ganz zu schweigen von den unzähligen Dämonen, die die unangenehme Meinung vertraten, er schulde ihnen Geld.
Je schneller er die Schlüssel zu Vipers Wagen bekam, desto besser.
Dante trat in eine dunkle Nische und hielt inne, um in den langen Gang auf der anderen Seite zu spähen. Er war dankbar, dass die meisten Türen geschlossen waren und dass keine der perversen Vergnügungen, die Viper seinen Kunden bot, auf Anhieb zu bemerken war. Und er war sogar noch dankbarer, Viper zu erblicken, der lässig an einer Wand lehnte.
Zumindest würde er Abby nicht mit den allerschlimmsten Ausschweifungen konfrontieren müssen.
»Da ist er ja«, sagte er und wandte sich um, um seine Hände auf Abbys Schultern zu legen. »Warte hier. Es wird nur eine Minute dauern.«
Abby blickte sich unbehaglich um. »Und was, wenn einer deiner Freunde Hunger bekommt?«
»Dann töte ich ihn«, versprach Dante, und er meinte jedes Wort so, wie er es sagte. »Ich lasse nicht zu, dass dir irgendetwas geschieht.«
Sie sah ihm in das entschlossene Gesicht, bevor sie langsam nickte. »Okay, aber beeil dich.«
»Das werde ich tun.« Dante streifte mit seinen Lippen über ihre Stirn, drehte sich um und ging auf seinen Freund zu. Er wartete, bis der andere Vampir sich umdrehte und ihn nachdenklich ansah. »Viper, hast du einen Moment Zeit?«
Viper warf der wartenden Abby einen Blick zu, stieß sich von der Wand ab und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ich wünschte, du würdest dich entscheiden, Dante. Zuerst bestehst du darauf, dass deine Schöne vor meiner bösen Kundschaft beschützt werden muss, und nun führst du sie vor wie eine verlockende Frucht. Wenn du keinen Aufstand verursachen möchtest, würde ich vorschlagen, dass du sie fortbringst.«
»Die Sachlage hat sich geändert«, erwiderte Dante und erzählte kurz und knapp von dem letzten Angriff auf Abby.
Vipers
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