Der Nacht ergeben
katatonischen Zustand verfallen.
»Worüber hast du nachgedacht?«
»Haben alle Vampire einen Porsche?«
Er warf ihr einen verwirrten Blick zu. Darüber hatte sie nachgegrübelt? Was für eine Art Fortbewegungsmittel Vampire bevorzugten?
»Natürlich nicht«, antwortete er langsam. »Ich kenne mehrere Vampire, die Jaguare vorziehen, und sogar einen, der unter gar keinen Umständen etwas anderes fahren würde als einen Lamborghini.«
»Ah.« Sie drohte mit dem Finger in seine ungefähre Richtung. »Ich wusste, dass irgendwas Verdächtiges vor sich geht. Ich hatte nur angenommen, dass die sehr reichen Leute ihre Seelen an den Teufel verkauft hätten. Stattdessen sind sie alle Dämonen.«
»Ja, das ist alles eine riesige Verschwörung.«
Sie kicherte tatsächlich. Dann nahm sie noch einen tiefen Zug von ihrem Getränk, drehte den an das weiche Leder des Sitzes gelehnten Kopf und sah Dante mit halb geschlossenen Augen an.
»Was ist aus der Zeit geworden, in der Vampire in der Kanalisation herumlungerten und in feuchtkalten Grüften lehren?«
Dante wölbte eine Braue. »Ich glaube, sie endete etwa zur gleichen Zeit, als die Sterblichen sich dazu entschlossen, aus ihren Höhlen zu kriechen.«
»Aber du solltest dich wenigstens in eine Fledermaus verwandeln können oder eine Höckerstirn haben. Irgendwas Vampirisches.«
Okay. Es war offiziell. Sterbliche Frauen waren ohne Ausnahme die unberechenbarsten, launenhaftesten, unzurechnungsfähigsten Wesen, die je auf Erden gewandelt waren.
Und diese Frau war die absolute Meisterin darin, einen Vampir verrückt zu machen. In der einen Minute hatte sie Angst, in der nächsten war sie ärgerlich, und dann, peng, war sie vollkommen sanft und verletzlich.
Trotzdem bedeutete diese aufgekratzte, fast ausgelassene Stimmung eine deutliche Veränderung. Er hätte fast denken können, sie sei völlig betrunken, wenn das nicht...
Oh, verdammt. Dante sah gedankenvoll zu, wie Abby einen weiteren großen Schluck von ihrem Getränk nahm.
Das war es.
Es war so lange her, dass Selena zum Phönix geworden war, dass Dante die Wirkung der starken Kräuter vergessen hatte. Im Laufe der Jahre hatte sie sich an das Gebräu gewöhnt, aber eine Weile hatte sie mit genau der gleichen beschwipsten Albernheit darauf reagiert.
»Abby«, sagte er.
»Mmmm?«
»Trinkst du Selenas Kräuter?«
»Ja.« Sie lächelte fröhlich. »Und weißt du was, wenn man sich an den scheußlichen Geschmack und die gelegentlichen Klumpen gewöhnt hat, ist es nicht mehr ganz so widerwärtig. Es gibt mir ein... kribbeliges Gefühl.«
»Ein kribbeliges Gefühl?«
Sie verzog unvermittelt das Gesicht. »Außer in meiner Nase. Ich kann meine Nase überhaupt nicht mehr fühlen. Sie ist noch immer da, oder?«
Dante schluckte ein Lachen herunter, während er die Hand ausstreckte, um mit einem Finger leicht auf ihre Nase zu klopfen. Abby war unerwartet reizend, wenn sie betrunken war.
»Sie sitzt gesund und wohlbehalten mitten in deinem Gesicht«, versicherte er.
»Gut. Ich mag sie nicht sehr, aber ich will sie nicht verlieren.«
»Nein, es ist gut, eine Nase zu haben.« Er sah Abby einen Moment lang in das blasse Gesicht, bevor er den Blick wieder auf die dunklen Straßen richtete. »Und es ist eine sehr schöne Nase.«
»Sie ist zu kurz, und auf ihr sind Sommersprossen.«
Dante fasste das Lenkrad fester, als er in eine Allee einbog.
»Menschen«, murmelte er verstimmt. »Warum befasst ihr euch ständig mit der äußeren Erscheinung? Sie schwindet nicht nur allmählich immer mehr dahin, sondern ist auch bedeutungslos.«
Seine weisen Worte trafen auf ein verächtliches Schnauben. »Gesprochen wie von einem wahren Angehörigen der Reichen und Schönen«, grollte sie. »Es ist leicht, oberflächliche Eitelkeit zu verurteilen, wenn man wie ein griechischer Gott aussieht.«
»Ich meinte bloß...« Er warf ihr einen schnellen Blick zu. »Du findest, ich sehe aus wie ein griechischer Gott?«
»Eigentlich siehst du mehr wie ein Pirat aus. Ein sehr, sehr verruchter Pirat.«
Ein Pirat? Das schien nicht annähernd so gut wie ein griechischer Gott zu sein. Aber natürlich hatte sie »verrucht« gesagt.
»Okay, ich nehme das als Kompliment.«
»Du musst doch wohl wissen, dass du fantastisch aussiehst.«
»Nun, da ist diese Sache mit dem Spiegel, Liebste«, meinte er trocken. »Ich verbringe nicht gerade viel Zeit damit, vor Spiegeln zu posieren.«
»Oh... das habe ich vergessen.« Sie hickste. »Tut mir
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