Der Nacht ergeben
damit beschäftigt gewesen sei, sich zu vergewissern, dass keiner der Gäste auf ihren Hals zuschlich, um seine Auseinandersetzung mit dem anderen Vampir zu bemerken. Es schien, als könne nicht einmal ein Hotel voller Vampire und Dämonen, die in Orgien schwelgten, sie richtig ablenken.
»Er war nicht sonderlich begeistert davon, dass er mir die Schlüssel zu seinem Lieblingsporsche geben sollte«, erwiderte Dante lässig. »Er kann sehr eigen sein, wenn es um seine Spielsachen geht.«
»Nein.« Abby schüttelte entschieden den Kopf. »Ich glaube dir nicht.«
»Das ist ziemlich hart, Liebste«, protestierte er.
»Er wollte nicht, dass du mich zum Hexenzirkel bringst.
Warum?«
Dante fluchte leise vor sich hin. Der verdammte Viper und seine schlechte Imitation einer Glucke.
»Du kannst doch wohl kaum gehört haben, was wir miteinander beredet haben«, versuchte er sich vergeblich zu ereifern.
»Ich weiß, dass ihr gestritten habt und dass er versucht hat, dich von irgendwas zu überzeugen«, hielt sie ihm entgegen. »Er macht sich Sorgen darüber, was der Zirkel dir antun wird, oder?«
»Viper hat der Magie schon immer misstraut.«
»Dante, ich will die Wahrheit wissen.« Abby verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Miene machte deutlich, dass sie sich nichts vormachen lassen würde. »Werden sie dir was antun?«
Er zuckte die Achseln. »Sie brauchen mich.«
»Sie haben dich gebraucht, aber jetzt hat sich alles verändert«, erwiderte Abby, womit sie der Wahrheit gefährlich nahe kam. »Tatsächlich glaube ich, dass wir den Plan, die Hexen zu suchen, noch mal überdenken sollten.«
»Wie bitte?«
»Es kommt nicht in Frage, dass du verletzt wirst.«
Dante hielt seinen Blick verbissen auf die leere Straße geheftet. Obwohl er nicht leugnen konnte, dass bei Abbys Besorgnis Freude in ihm aufflackerte, würde er diese Frau nicht zu einer Märtyrerin machen.
»Abby, wir haben keine andere Wahl.«
»Es gibt immer eine andere Wahl.«
Dantes Miene versteinerte bei Abbys sanften Worten.
»Nicht, wenn du den Phönix loswerden willst. Sie sind die Einzigen, die imstande sind, die Macht auf eine andere Person zu übertragen.«
Es folgte eine lange Pause. Dante war schon fast überzeugt, dass er Abby dazu gezwungen hatte, auf die Stimme der Vernunft zu hören, als sie sich räusperte.
»Dann sollte ich ihn vielleicht einfach behalten.«
Der Wagen scherte gefährlich aus, bevor Dante die Selbstbeherrschung wiederfand. Verdammt, diese Frau schaffte es einfach jedes Mal, ihn zu überrumpeln. Er bremste ab, bis sie beinahe nur noch dahinkrochen, und warf Abby einen verärgerten Blick zu.
»Du weißt nicht, was du da sagst«, knurrte er. »Du wurdest nicht darauf vorbereitet, zum Kelch zu werden.«
Sie sah ihn skeptisch an. »War Selena es denn?«
Dante rief sich widerwillig seine frühere Herrin in Erinnerung. Obwohl Selena ein Mensch gewesen war, hatte sie stets dem arroganten Glauben angehangen, dass sie über anderen stünde. Das war wohl nicht weiter überraschend bei der Tochter eines Herzogs, der sich als gleichgestellt mit seinem eigenen Gott betrachtet hatte. Selena hatte die Macht und Unsterblichkeit des Phönix als ihr Recht statt als ihre Pflicht angesehen.
»Sie wusste, worauf sie sich einließ«, murmelte er.
Abby berührte mit ihrer Hand leicht Dantes Arm. »Dann sag es mir.«
Dante wählte seine Worte mit Bedacht. Er wollte ihre Angst nicht noch schlimmer machen, aber andererseits musste er sicherstellen, dass sie ganz genau verstand, warum es unmöglich war, dass sie eine solche Last trug.
»Kannst du dir vorstellen, wie es ist, unsterblich zu sein?«, fragte er sie schließlich.
»Na ja, ich kann mir vorstellen, dass eine Lebensversicherung dann zu einer ziemlichen Streitfrage wird.«
»Abby«, mahnte er.
Sie zuckte mit einer Schulter. »Ich gebe zu, dass ich nie einen Grund hatte, viel darüber nachzudenken.«
»Das bedeutet, dass du deiner Familie und deinem Freundeskreis dabei zusiehst, wie sie verfallen und sterben, während du dich überhaupt nicht veränderst«, erklärte Dante eindringlich. »Es bedeutet, dass du das Leben vergehen siehst, ohne dass es dich je berührt. Es bedeutet, dass du vollkommen allein bist.«
Abby lachte humorlos auf. »Meine sogenannten Verwandten hätten für das Plakat von gestörten Familien Modell stehen können. Mein Vater hat uns terrorisiert und dann verlassen, meine Mutter soff sich selbst frühzeitig ins Grab, und meine Brüder sind in dem
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