Der Nacht ergeben
Moment, als sie entkommen konnten, aus Chicago geflohen.« Sie schwieg eine Weile.
»Ich war schon immer allein«, flüsterte sie in die Dunkelheit.
Dante zuckte zusammen.
Abby atmete heftig ein. Es war klar zu erkennen, dass sie ihren kurzen Moment der Verletzlichkeit bereute.
»Was noch?«
»Du wirst immer gejagt werden«, antwortete er schroff und widerstand dem Drang, Abby zu trösten. Er musste sie zur Vernunft bringen. »Jeden Augenblick wird eine finstere Macht deinen Tod planen.«
Abby drehte sich in ihrem Sitz, um Dante gerade in die Augen zu sehen. »Aber du hast doch gesagt, der Phönix würde anfangen, sich zu verstecken.«
»Das tut er auch, aber es wird immer einige geben, die mächtig oder verzweifelt genug sind, um dich aufzuspüren. Das ist der Grund, warum ich als Schutz an den Geist gekettet wurde.«
Dante konnte spüren, wie Abbys Blick über sein starres Profil glitt.
»Dann kannst du mich beschützen.«
Dante versteifte sich, und seine Haut prickelte plötzlich vor Selbstekel.
»So wie ich Selena beschützt habe?«, knurrte er.
»Dante, das kannst du dir doch nicht selbst vorwerfen...«
»Es geht hier nicht um Selbstvorwürfe, sondern um Wissen«, gab er düster zurück. »Verdammt noch mal, ich weiß nicht einmal, was sie getötet hat! Und das bedeutet, je schneller ich zu den Hexen komme, desto besser.«
»Dante...«
»Nein.« Er drehte den Kopf, um sie mit einem wilden Blick zu durchbohren. »Wir müssen das für den Phönix tun, Abby. Er muss von denjenigen beschützt werden, die am besten geeignet sind, ihn vor Schaden zu bewahren.«
Dermaßen geschickt überlistet, sah ihn Abby mit einem so finsteren wie frustrierten Blick an, bevor sie sich wieder in das weiche Leder ihres Sitzes zurückfallen ließ.
»Weißt du, du kämpfst nicht ausschließlich mit fairen Mitteln.«
Dante verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Meine Süße, ein Vampir kämpft niemals fair. Wir kämpfen nur, um zu gewinnen.«
Kaum eine Stunde später kämpfte sich Abby durch das Unkraut, das die Herrschaft über das Industriegebiet übernommen hatte.
Unkraut und widerwärtige, durch Atomkraft mutierte Dornenbüsche, wie sie entdecken musste, als sie zum hundersten Mal anhielt, um ihre Jeans vor der Vernichtung zu bewahren. Zum Teufel, sie hatte die Natur nie gemocht. Sie war schmutzig, voller Krabbeltiere und Dinge, die sie zum Niesen brachten. Und durch diesen kleinen Ausflug wurde sie ihr nicht gerade sympathischer. Warum die Hexen ihren Laden nicht im örtlichen Einkaufszentrum eröffnen konnten, überstieg ihre Vorstellungskraft.
Natürlich trugen Unkraut und Dornen nur zu einem kleinen Teil zu ihren augenblicklichen Qualen bei, gab sie kläglich zu. Die Tatsache, dass sich ihr Magen zusammenzog, und die Trockenheit in ihrem Mund waren einzig und allein den Hexen zuzuschreiben, nach denen sie gerade suchten.
Dante beharrte darauf, dass das ihre einzige Möglichkeit war, aber Abby war nicht annähernd so überzeugt davon wie er. Wie edel auch immer ihre Motive sein mochten, sie hatte Selenas Hilfeschreie miterlebt, als sie den mächtigen Geist in ihren Körper gezwungen hatten, und, noch schlimmer, ihre Verachtung für Dante, als sie ihn mit ihrer Zauberei gefesselt hatten.
Konnte man Frauen, die zu solchen Handlungen fähig waren, wirklich trauen?
Abby empfand eine nervöse Übelkeit, die ihr fast den Magen umdrehte. Sie wandte sich um, um den Mann anzusehen, der neben ihr ging. Sie brauchte dringend eine Ablenkung, wenn sie sich nicht selbst in Verlegenheit bringen wollte, indem sie kreischend vor Angst wegrannte.
»Dante, wenn es deine Absicht war, mir mit einem Spaziergang im Mondlicht den Kopf zu verdrehen, muss ich dir leider sagen, dass ich nicht beeindruckt bin«, neckte sie ihn mit angespannter Stimme.
Dante wandte den Kopf und ließ das vertraute verschmitzte Grinsen aufblitzen. »Wie schade, Liebste. Was könnte romantischer sein als eine sanfte Nachtbrise...«
»Erfüllt von dem Gestank der Fabriken.«
»Oder umgeben zu sein von der Schönheit der Natur.«
»Kratzendes, juckendes Unkraut, das einen sehr unangenehmen Ausschlag hinterlassen wird.«
Er lachte leise über ihre bissigen Worte. »Zumindest musst du zugeben, dass du noch nie einen attraktiveren, charmanteren, erotischeren Begleiter gehabt hast.«
Da hatte er sie an ihrer schwachen Stelle erwischt, wie sie sich selbst sarkastisch eingestehen musste. Nicht einmal in ihren wildesten Fantasien hätte sie sich je
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