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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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Verkäuferin pries von neuem lautstark ihre Spezialitäten an. Ein Leben mehr oder weniger schien in den überfüllten Straßen der Stadt keine Rolle zu spielen.
    »Schneller, Bursche, oder ich mache dich laufen!« Der Capitaloberobservator spürte etwas Spitzes in seinem Rücken. Es wurde so viel Druck ausgeübt, dass die Waffe noch durch die Lederrüstung und den Verband darunter zu fühlen war.
    Valenuru beschleunigte seinen Schritt. Nicht ohne Sorge gewahrte er, dass man ihn abseits der Menschenmassen führte. In einer Nebengasse waren nur noch vereinzelte Sklaven unterwegs. Schließlich bogen die Halsabschneider mit ihrem Opfer noch einmal ab.
    Niemand sonst war mehr hier.
    Ihr Ziel war dem Capitaloberobservator nur allzu bekannt: die Ruine des Alten Badehauses. Die Trümmer ragten vor ihnen in die Höhe. Mit unsanften Stößen wurde er über den Schotter gedrängt. Unter seinen Füßen rutschten immer wieder Steine weg. Er hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben.

»Falls Ihr Euch noch irgendwelche Hoffnungen machen solltet, dass Euch hier jemand finden könnte, dürfte sich das jetzt erledigen.« Der Bärtige lachte verschlagen. Er ging in die Hocke und fegte mit beiden Händen Steine und Sand beiseite. Darunter kam eine Luke mit einem eisernen Ring zum Vorschein, der vor Rost nur so starrte. Der Anführer zog daran und ein schwarzer Schacht tat sich auf. Der Ältere sprang hinunter. »Jetzt Ihr, Sklave!«, hallte es herauf.
    Valenuru ergriff die Ränder des dunklen Rechtecks und ließ sich vorsichtig hinab. Das Weib und der Junge folgten. Ein langgestreckter Kellerraum entflammte im Licht einer Fackel. Es roch nach Feuchtigkeit und Schimmel.
    »Da lang!« Ein neuerlicher Hieb in den Rücken trieb Valenuru voran. Er wurde in eine Kammer gestoßen. Ohne dass die Waffe sich von seinem Rücken auch nur einmal löste, nahm man ihm den Säbel ab.
    »Wenn ich Euch einen guten Rat geben darf ...« Die Stimme des Jungen. » ...Ihr solltet jetzt beten!«
    Mit einem Krachen fiel die Tür ins Schloss. Knirschend wurde der Schlüssel gedreht. Valenuru rieb sich die Stelle, in die bis gerade noch eine Dolchspitze gepresst worden war. Sie hatte das Leder und den Verband durchschnitten. Ein kleiner Tropfen Blut lief ihm über den Finger.
    Man hatte ihm keine Lampe dagelassen. Nur ein schmaler Lichtstreif sickerte unter der Tür hindurch, nicht genug, um sein Gefängnis aus der trostlosen Dunkelheit zu befreien, aber hinreichend für seine scharfen Augen.
    Gegenüber verlief ein altes Rohr knapp unter der Decke. Viel zu schmal, als dass ein Mensch hindurch gepasst hätte. An der Wand neben der Tür war eine Holzpritsche, darin erschöpfte sich die Einrichtung.
    Von draußen waren gedämpfte Stimmen zu hören.
    Der Capitaloberobservator besah sich die Tür. Eichenholz, sehr stabil. Das Schloss wirkte alt, war aber noch intakt. Ohne Werkzeug war ihm nicht beizukommen.
    Er warf sich mit einer schwungvollen Bewegung auf die Pritsche und streckte sich lang, den Kopf auf die Unterarme gebettet. Er hatte wahrlich schon besser geruht.
    Draußen schien man sehr bemüht zu sein, unhörbar zu bleiben. Valenuru aber strich eine Haarsträhne zur Seite und entblößte ein langes, spitzes Ohr. Er lauschte und sein feiner Hörsinn durchschnitt die Tür wie Butter.
    » ... wir jetzt mit diesem Narren?« Das Weib.
    »So dämlich kann man doch nicht sein!«, schimpfte der Anführer.
    »Ist er aber.« Der Junge. »Soll ich ihm eine Warnung verpassen, dass er sich hier nie wieder blicken lässt?«
    »Hast du doch gestern schon«, blaffte die Frau zurück. »Und was hat es genützt? Er kommt wieder angelaufen, um sich noch eine Abreibung abzuholen. Es hilft nichts, der ist zu dämlich. Wir müssen das ... endgültiger regeln.«
    Valenuru versteifte sich.
    »Der ist nicht dämlich«, sagte der Bärtige. »Habt ihr nicht gemerkt, wie der mit uns geredet hat? Das ist kein Capitalprotektor, das ist jemand aus der Führung. Ich glaube, wir haben jemand wirklich Wichtigen erwischt.«
    »Wenn der Untergebene hätte, wären die jetzt hier«, ätzte der Jüngere. »Verraten hat er uns nicht, sonst würde es vor Beamten hier nur so wimmeln. Lass mich ihm den Rest geben und es wird keiner mehr auftauchen. Das Schwein hat meinen Dolch zerstört.«
    »Jetzt reiß dich zusammen, Tiifulaus! Solange ich hier was zu sagen habe, stechen wir keinen ab, aus dem man vielleicht noch was rausholen kann.«
    Eine kurze Pause trat ein.
    Darauf fragte das Weib: »Du willst

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