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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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er war ein guter Schauspieler.
    »Ihr wart doch bereits vorgestern hier und habt die Quartalsgelder abgeliefert.«
    Chugukar lachte. »Nein, ganz bestimmt nicht. Wir haben eine saubere Buchführung. So etwas würde man uns ganz gewiss nicht durchgehen lassen.«
    Dadalore umfasste die Türklinke fester. Sie sah vor ihrem inneren Auge deutlich Bamulaus, wie sie ihn hier mit einem großen Beutel Geld angetroffen hatte. Die Quartalsgelder der Zentralkommandantur, hatte er gesagt. »Ihr seid ganz sicher, dass Ihr hier kürzlich nicht ausgeliefert habt? Auch nicht etwa ein anderer Bote?«
    »Ausgeschlossen«, erwiderte Chugukar, »außer mir ist niemand für den Zentralbezirk zuständig. Für gewöhnlich gebe ich das Geld aber Eurem obersten Capitalprotektor.«
    »Ach so«, sagte Dadalore gespielt freundlich, »da werde ich das Weitere einfach mit ihm besprechen.« Und ob sie das würde!
    »Wie Ihr meint. Ich muss nun los. Muss es noch mehrfach bis in die Außenbezirke schaffen und dafür mit den Wächtern im Schlepptau jedes Mal einzeln zurück, weil die Wächter kein Geld überbringen dürfen und ich nicht so viel auf einmal tragen kann. Ihr glaubt ja gar nicht, wie oft am Tag ich hin und ...«
    »Ja, kaum zu glauben«, sagte Dadalore. »Und nun den Segen der Götter mit Euch!«
    Der Sklave stockte, fasste sich aber schnell wieder. »Und den Fluch der Dämonen mit Euch!«
    Dadalore sah ihm nach. Zwei Bewaffnete flankierten ihn nach einigen Schritten. Auf einmal ergriff sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie suchte die Häuser der Umgebung ab. So viele dunkle Fensteröffnungen hinter denen neugierige Augen sich verbergen konnten. Valenuru versteckte sich dort bestimmt und beobachtete sie. Aber er war eigentlich hier, bei den Capitalprotektoren.
    Dadalore spürte, wie ihre Gedanken sich verwirrten. Das war ihr noch unangenehmer als das Gefühl, belauert zu werden, also schloss sie die Tür rasch wieder.
    Was hatte sie eigentlich hier im Flur gewollt? Richtig, sie musste unbedingt Bamulaus zur Rede stellen!
     
     
    Was genau stehlen eigentlich Strauchdiebe?
     
     
    Valenuru ging die Große Majinija hinauf und hinab. Ein Auge hatte er bei den Straßenverkäufern, die mit und ohne Stand, aber in jedem Fall mit viel Stimme ihre Waren anpriesen. Es war das Paradies für jeden, der mit bunten Haarbändern, Schlangenhautschreibfederhaltern und gewürzten Bullenhoden etwas anzufangen wusste. Valenuru indes suchte keinen preiswerten Einkauf, wenngleich er zweifellos etwas suchte. Er hatte das Ende der Straße erreicht und sah zurück. Eine nie verebbende Flut von Bürgerlichen. Die Frauen suchten sich neue Haarbänder aus, während die Männer daneben standen und gegrillten Bullenhoden kauten.
    Also auf ein Neues.
    Er schlenderte den gleichen Weg wieder zurück. Noch mehr Menschen. Grell geschminkte Damen, Herren in blendend weißen Baumwollüberwürfen.
    So belebt war die Straße, so helllicht der Tag, dass kein Schurke hier Raum fand, seinen üblen Machenschaften nachzugehen. Doch irgendjemand schien vergessen zu haben, dies den drei finsteren Gestalten mitzuteilen, die Valenuru gerade einkreisten. »Wen haben wir denn da?«, fragte der Anführer. Sein struppiger Vollbart starrte vor Dreck.
    »Dass der sich noch her traut«, sprach das Weib.
    Der Jüngste der drei beschränkte sich darauf, mordgierig auszusehen.
    »Ich bedaure aufrichtig, erneut in Euren ... wie sagt man in Euren Kreisen? In Eurem Revier aufzutauchen, aber es lässt sich leider nicht verhindern. Dienstliche Obliegenheiten, Ihr versteht?« Valenuru deutete auf die Uniform.
    »Ja«, sagte der Anführer, »Ihr begleitet uns jetzt am besten auf einen kleinen Ausflug. Wir wollen doch nicht, dass Euer feines Leder noch mehr Schaden nimmt, hoher Herr.«
    »Ein guter Vorschlag, sehr rücksichtsvoll«, lobte Valenuru. Er warf einen unsicheren Blick in die Runde. Einige Passanten beobachteten das Schauspiel aus sicherer Entfernung. Niemand von ihnen schien Anstoß daran zu nehmen, dass hier gerade ein Capitaloberobservator in Bedrängnis geriet.
    Er suchte hilfeheischend den Blick der Matrone mit der Garküche. Sie sah rasch weg und tat so, als ob sie ihn nicht bemerkte.
    »Setz dich in Bewegung oder wir tragen, was von dir übrig ist!«, zischte der Jüngere. Die Vorfreude ließ seine Wangen glänzen.
    Valenuru setzte mechanisch einen Fuß vor den anderen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie die Bürger und Sklaven ihre Einkäufe wieder aufnahmen. Die

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