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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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müssen wir herausfinden, wer dahinter steckt. Sechs Morde geschehen nicht zufällig.«
    Bamulaus erstarrte. In seinem Kopf schien es zu arbeiten. »Fünf Morde, Eure Capitalobservatorin«, sagte er schließlich. »Drei tote Ruptu, ein monströs verwandelter Schamane und ein Strafgefangener. Das sind fünf.«
    »Es kommt noch ein Capitalmeisterobservator hinzu.« Sie musterte scharf, wie er reagierte.
    Der Capitalprotektor schüttelte den Kopf und hielt inne. »Ihr wollt sagen, dass Osogo tot ist?«
    »Ich war gestern bei ihm, Bamulaus. Er wird seit Monaten vermisst.« Die Miene des Capitalprotektors versteinerte. »Osogo hat dir nicht umsonst die Anweisung gegeben, alle Unterlagen zu vernichten. Er muss Angst davor gehabt haben, entdeckt zu werden. Der Meisterobservator war einer wirklich großen Sache auf der Spur. Einer Sache, die so brisant ist, dass es dem Kopf dahinter auf einen Mord mehr oder weniger nicht ankommt.«
    »Ihr wollt doch nicht etwa sagen, dass es meine Schuld ...«
    »Exuverflucht, Bamulaus, reiß dich zusammen! Die Akte hat einen Inhalt, für den es sich zu morden lohnt, so oder so. Du weißt nicht zufällig, wo sie ist?« Ihr Blick brannte sich in sein Gesicht.
    »Nein, warum?«, sagte er langsam.
    Plötzlich flog die Tür auf und Zuluward stürmte herein, ein gezacktes Etwas vor sich her schwenkend. Irmfi folgte ihm unmittelbar.
    Der dunkelhäutige Capitalprotektor bedachte Dadalore mit einem kurzen Seitenblick und richtete das Wort an Bamulaus. »Sieh dir das an! Wir haben die ganze Halle abgesucht, wie du befohlen hast. Dieses Ei, von dem du gesprochen hast, haben wir gefunden. Und jetzt halte dich fest: Es ist aus Ton! Und in den Scherben am Boden haben wir das hier entdeckt.«
    Das Objekt, das er wie eine Trophäe mitgeführt hatte, legte er auf dem Tisch ab.
    Es war zweifellos eine Tonscherbe. Ihre leichte Wölbung deutete darauf hin, dass sie ursprünglich zu einem ovalen Behältnis von beträchtlicher Größe gehört haben musste. Auf der Außenseite der Scherbe war ein Tier abgebildet: ein im Sprung befindlicher, schwarzer Panter.
    »Eine Signatur wie bei einem Lakaien«, sagte Bamulaus.
    »Für einen Lakaien war das Ei viel zu groß«, widersprach Dadalore.
    Zuluward warf ihr einen finsteren Blick zu. Offenbar fehlte nicht viel und er hätte ihr geboten zu schweigen, während er sich mit Bamulaus unterhielt.
    Dadalore sprach unbeirrt weiter: »Das ergibt keinen Sinn. Lakaien sind Geister, sie brauchen nicht so viel Platz, ungeachtet der Macht, die in ihnen liegen mag.«
    »Wir haben den Standort der Halle noch einmal genau berechnet«, warf Bamulaus ein. »Und es trifft zu, was ich bereits vermutete: Das Ei liegt direkt unterhalb des Riesenruptu.«
    »Das ist noch absurder!«
    Irmfi wurde blass »Dort wächst ein neuer Riesenruptu heran? Aber diesmal lebendig mit Zähnen und Klauen und ...«
    » ...und kostümiert als Panter?«, fragte Dadalore mit einem Fingerzeig auf die Signatur. Irmfi wirkte irritiert.
    »Als ob Ihr mehr wüsstet«, knurrte Zuluward seine Vorgesetzte an.
    Dadalore nahm die Scherbe an sich. Sie öffnete die Schublade und griff nach einem einzelnen Elefanten-Lakaien, den sie in ihrer Tasche verstaute. »Nein, ich weiß nicht mehr. Aber ich beginne auch zu ahnen, warum ich noch nicht mehr weiß. Ich werde dieses Objekt dem Obersten Staatsschamanen vorlegen. Und glaubt mir, er wird etwas damit anzufangen wissen.«
     
     
    In Annanakas Klauen
     
     
    Es war kein gutes Gefühl , ohne Fangkufas hier herumzulaufen. Aber immerhin hatte die Wache bei Tage wenigstens darauf verzichtet, ihr einen Aufpasser an die Seite zu stellen.
    Dadalore betrat den Priestertrakt und überlegte fieberhaft, was sie tun sollte, wenn Annanaka sich ihr wieder in den Weg stellte. Sie könnte versuchen, sich herauszuwinden. Aber wie man es drehte und wendete: Sobald die Stellvertretende Staatsschamanin ihr einen direkten Befehl erteilte, würde sie gehorchen müssen.
    Es stand also zu befürchten, dass ihr dringendes Anliegen zum dritten Mal in Annanakas Empfangszimmer strandete.
    Nur noch fünf Stunden bis zur Feier. Sie konnte sich weitere Spielchen nicht leisten.
    Als Dadalore in den Gang zu Heiduguns Gemächern einbog, sah sie sofort, dass die Tür zum Empfangszimmer nur angelehnt war. Da also saß die alte Spinne wieder und lauschte, damit ihr nichts auf dem Flur entging. Vermutlich hatte die Torwache sie ohnehin schon auf irgendeinem geheimen Weg vorgewarnt, dass Ungemach ins Haus

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