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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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entscheidende Informationen vorenthielt: zwei Mal. Ferner glaube ich, dass sie uns schon am Abend im Dritten Höcker beobachtete. Vermutlich um in Erfahrung zu bringen, wie viel Kenntnis Ihr von der Verschwörung habt.«
    Heidugun erhob sich schnaufend. »Informationen für sich behalten, jemanden belauschen, das ist unfein. Aber Ihr führt hier eine Anklage wegen Hochverrats und Blasphemie. Da müsst Ihr mehr aufbieten als: Ich glaube, jemanden gesehen zu haben.« Plötzlich klappte ihm das Kinn herunter. »Bei der Sonne Tyrtallas, das hatte ich ganz vergessen.«
    Dadalore fasste unwillkürlich nach dem Griff ihres Säbels – und bekam nur Luft zwischen die Finger. Verfluchte Palastvorschriften. »Wovon sprecht Ihr?«
    »Es ist schon einige Jahre her und damals hatte ich dem Ereignis weiter keine Bedeutung beigemessen, auch wenn es mich seinerzeit sehr verärgert hatte. Aber jetzt erscheint es mir plötzlich alles ganz klar.«
    »Was ist klar? So redet doch!«
    »Vor Jahren suchte mich die Erste Stellvertretende Staatsschamanin in meinen Gemächern auf. Sie begann eine unverbindliche Plauderei, lenkte aber schließlich das Gespräch auf die Verbotenen Künste. Wir waren uns einig darin, dass die Menschen nie wieder unter diesem Schrecken leiden dürften. Aber darauf sagte sie plötzlich etwas, das mich damals sehr zornig machte. Sie warf, nur als Gedankenspiel, wie sie sagte, die Idee in den Raum, die Verbotenen Künste aus ihrem Gefängnis zu befreien, um sie gegen die Feinde des Imperiums einzusetzen. Ich maßregelte sie, dass das allen Geboten der Götter und des Königs widerspreche, und gebot ihr, nie wieder einen solchen gefährlichen Unsinn zu reden. Sie zeigte sich demütig und bat um Verzeihung. Damit hielt ich die Sache damals für erledigt.«
    »Aber sie hat keine Ruhe gegeben, sie hat ihren Plan weiter verfolgt, vielleicht auch einen anderen Plan, denn es ist nicht gesagt, dass sie Euch gegenüber die Wahrheit sprach. Aber eines ist sicher: Sie begehrte schon damals das Verbotene Wissen und sie hat Euch getestet, ob Ihr für die Kreise der Verschwörer zu gewinnen wäret.«
    »Bei Tyrtallas Weisheit, jetzt glaube ich auch, dass Ihr die Wahrheit sprecht. Ihr müsst sie auf der Stelle verhaften!«
    Dadalore wäre um ein Haar losgerannt, doch im letzten Augenblick hielt sie sich zurück. »Oberster Staatsschamane, verzeiht, aber wenn sie der Verbotenen Künste fähig ist ... Womit müssen wir rechnen? Heißt es nicht in den Geschichtsbüchern, die Ruptauren seien fähig gewesen, ganze Armeen zu vernichten?«
    Heidugun ging auf und ab. »Ja, das könnte ein erhebliches Problem sein. Die Verbotenen Künste. Wir kennen heute nur noch Legenden, Überlieferungen, die strengster Geheimhaltung unterliegen. Es heißt, die Ruptu seien fähig gewesen, Götter und Dämonen zu beschwören. Auch konnten sie Geist und Körper trennen und neu verbinden. Sie konnten Lakaien wirken lassen, ohne ihnen einen Wirtskörper anzubieten, und riefen Dämonen in Ihre Leiber, um sich in Bestien zu verwandeln.«
    »Der Priester in der Königin-Tönnaka-Straße!«, rief Dadalore aus. »Ich muss also damit rechnen, dass sie jederzeit den Leib eines Monsters annehmen kann?« Etwas am Klang ihrer eigenen Frage rief eine Erinnerung wach.
    »Götter, Geister, Dämonen, sie könnte alles gegen Euch ins Feld führen.«
    Monster, natürlich. Deswegen war sie eigentlich hier. Dadalore fischte die Tonscherbe aus der Tasche. »Das hier haben wir im Verbotenen Heiligtum gefunden.«
    Die Reaktion hätte schlimmer nicht ausfallen können. Heidugun hielt beide Hände vor den Mund und sackte in sich zusammen wie ein Blasebalg ohne Luft. Mit einem Ächzen landete er auf dem Stuhl. »Das Ei ist zerbrochen«, flüsterte er.
    »Was wisst Ihr darüber? War das eine Lakaien-Kugel der alten Echsenzauberer? Und was soll daran überhaupt noch magisch sein, die geschuppten Götzen sind doch seit achthundert Jahren gestürzt.«
    Der Schamane schien sie gar nicht mehr wahrzunehmen. Das Beunruhigende jedoch war, dass er ganz leicht den Kopf schüttelte.
    Dadalore sah aus dem Fenster in einen der zahlreichen Innenhöfe des Palastes. Die Schatten waren lang. Nicht mehr lange bis zum Beginn des Festes. »Heidugun, während Ihr sinniert, schläft der Feind nicht.«
    »Die Götter der Ruptu sind nicht tot«, sagte er mit brüchiger Stimme.
    Dadalore spürte, wie sich die Härchen in ihrem Nacken aufrichteten. »Was sagt Ihr da?«
    »Es ergab sich, dass die Kulte im

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