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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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hatte ganz genau verstanden, warum sie sich gerade so panisch aufgeführt hatte. Und da verstand sie ebenfalls. Die Stimme! Sie hatte gleich das Gefühl gehabt, diese Stimme zu kennen. Es war Ghalikan. Der Kopf der Verschwörung stand neben ihr.
    Dadalore begriff noch immer nicht, warum sie noch lebte. Aber das machte nicht viel Unterschied. Denn nun befand sie sich buchstäblich in der Klaue ihres schlimmsten Feindes.
    Ghalikan beugte sich zu ihr hinunter. »Das ist ein feiner Zug von Euch, vor Eurem König auf die Knie zu sinken. Unglücklicherweise war die Aufregung zu viel für Euch. Ihr wisst ja wie das ist: Nach einem solchen Schwächeanfall ist schon manch einer nicht wieder aufgestanden.« Ghalikan zog ein dunkles Tuch aus der Tasche.
    Dadalore wollte etwas erwidern, doch der Druck der Totenklaue steigerte sich schlagartig, sodass ihrer Kehle nur ein qualvolles Keuchen entrann. Entsetzt sah sie nach oben. Die Menge, Heidugun, die Rittari, alle blickten hinauf zur Bühne, unbeschreiblicher Jubel donnerte über den Platz.
    Der Druck der Klaue verstärkte sich weiter. Dadalore konnte nur noch Wimmern. Der riesige Stoffballen wurde ihr in den Mund gepresst. Grausame Finger pressten ihr die Nase zu.
    Es konnte doch nicht wahr sein, dass sie hier, inmitten von Menschen auf dem König-Jokabi-Platz, sterben sollte.
    Dadalore wollte atmen. Aber sie bekam keine Luft mehr. Panisch griff sie nach ihrem Mund. Sie bekam Ghalikans Arm zu fassen und zog daran. Nichts. Er war zu stark für sie.
    Die Sklavin versuchte, ihn mit den Beinen fortzudrücken. Doch als Reaktion steigerte sich nur der Druck der Totenhand ins Unermessliche und sie kreischte, versuchte zu kreischen, doch der Stoff schluckte ihre Todesschreie.
    Sie hörte das Rauschen des großen Stroms, der sie mit sich in den Abgrund stürzte. Schwarze Schlieren traten vor ihre Augen. Irgendwo dahinter grinste in weiter Ferne Ghalikan hämisch.
    Verfluchtes Schwein!
    Wenn sie nur stärker wäre. Plötzlich durchzuckte eine Erinnerung sie. Ihre freie Hand glitt herab. Sie hatte kaum noch Kraft.
    In ihrer Tasche bekam sie eine Kugel zu fassen. Sie stieß die Kugel heraus.
    Der Lakai landete unversehrt auf dem Boden.
    Ghalikan war über ihr, eine Fratze der Mordlust. In seinen Augen flackerte der Abgrund. Dadalore spürte, wie die letzte Kraft sie zu verlassen drohte.
    Sie trat mit dem Stiefel die Kugel entzwei.
    Schwarze Schlieren.
    Blauer Dunst.
    Neue Kraft.
    Sie ließ sich vollends auf den Boden sinken und trat mit beiden Stiefeln zugleich Ghalikan ins Gesicht. Der Hexenmeister flog rückwärts durch die Luft.
    Dadalore kam auf die Beine. Ihre gequetschten Finger schmerzten infernalisch.
    Sie musste fort von hier.
    Patmelu und die Rittari hatten Ghalikans unfreiwilligen Flug bemerkt. Sie kamen näher, die Soldaten zogen die Säbel.
    Dadalore taumelte rückwärts. Sie stieß mit dem Rücken gegen den kalten Stein des Kolosses.
    Die Rittari stürmten los.
    Ihr Amulett glühte.
    Plötzlich war in ihrem Rücken nichts mehr und sie stürzte hinten über.
    Mit einem tiefen Donnern verschwanden der König, Heidugun, die Rittari, Ghalikan und die jubelnde Meute hinter einer tonnenschweren Steinplatte.
     
     
    Der Kopf
     
     
    Es war so dunkel wie in den lichtlosen Tiefen des Abgrunds. Und kühl. Die Geräusche des tobenden Mobs klangen weit entfernt und seltsam verzerrt.
    Dadalore lag auf dem Boden. Und es war kein gewöhnlicher Boden. Er war kalt und hart wie Stahl. Sie richtete sich vorsichtig auf. Ihre Quetschung pochte wie verrückt. Sie hätte sich die Verletzung gerne angesehen, aber die Finsternis war vollkommen.
    Also versuchte Dadalore stattdessen zu fühlen, was dort nicht stimmte. Doch bei der ersten Berührung explodierte der Schmerz erneut und ließ sie aufstöhnen. Rasch brach sie das Unterfangen ab.
    Sie musste Licht finden. Und einen Heiler. Und herausfinden, wo zum Abgrund sie hier eigentlich gelandet war.
    Mit der gesunden Hand tastete sie sich bis zu einer Wand vor und war verblüfft: Auch die Wand war aus Stahl. Sie ging vorsichtig ein paar Mannslängen weiter und stellte fest, dass das auch so blieb.
    Sie musste im Inneren des Kolosses sein. Die Statue war gewaltig. Über welche Macht mussten die Ruptu geboten haben, wenn das komplette Innere aus Stahl bestand?
    Dadalore setzte ihren Weg vorsichtig fort. Auf einmal war die Wand fort. Das musste eine Biegung oder Abzweigung sein. Dadalore entsann sich der Labyrinthe, die ihr Irmhobib immer als

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