Der Nachtelf (German Edition)
registrierte Ruptu! Das ist ja wie in finsterster Vorzeit. Wenn sie nicht schon tot wären, würde ich sie eigenhändig ... Wer auch immer dahinter steckt, Ihr solltet ihm dankbar sein. Die Gesetze Ihrer Majestät sind eindeutig: In einem solchen Fall haben die Echsen gar nichts anderes als den Tod zu erwarten. Wie sollte es auch anders sein? Wie wäre es wohl um die allgemeine Sicherheit bestellt, wenn jeder Fleischfresser nach Belieben das Kriegshandwerk ...«
»Wie recht Ihr habt«, pflichtete Valenuru ihm bei. »Ihre Majestät schätzt es nur für gewöhnlich, wenn solche Urteile offiziell vollstreckt werden. Allzu weit vorauseilender Gehorsam in der Bürgerschaft hat nicht den Wohlwollen Ihrer Majestät, Ihr versteht?«
»Selbstverständlich«, sagte Tafariward steif.
Von Monstern und Mördern
Dadalore starb in ihrem Dienstzimmer tausend Tode. Ihr Gehilfe stromerte irgendwo durch das Gebäude, um sich einen eigenen Schreibtisch zu organisieren. Kaum hatte er die Stube verlassen, war die Capitalobservatorin in sich zusammengesackt. Was für eine blamable Vorstellung! Sie war gedemütigt worden bis auf die Knochen, nein, schlimmer, sie hatte sich gedemütigt bis auf die Knochen. Warum ließ sie so mit sich umspringen? Sie hatte sich immer für stark gehalten. Ein halber Winterwechsel hatte sie eines Besseren belehrt. Es war einfach nicht mehr genug da, wovon sie zehren konnte, und ausgerechnet jetzt stand die Achthundertjahrfeier ins Haus und ein verrückter Mörder trieb sein Unwesen. Es war nicht allein das bohrende Gefühl, sich zu viel zuzumuten, wenn sie auch nur das Haus verließ. Es kam hinzu, dass sie schon wieder das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Das Missempfinden hatte nach ihrem kläglichen Rückzug aus dem Haus des Blutes eingesetzt und war erst gewichen, als sie endlich wieder die vertraute Amtsstube erreicht hatten. Sie hatte sich immer wieder verstohlen zu Valenuru umgesehen, ihn aus dem Augenwinkel beobachtet. Aber der Capitaloberobservator schien ganz mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt zu sein. So oft sie zu ihm hinüber sah, konnte sie ihn doch nicht dabei ertappen, wie er sie beobachtete. Sagard sei verflucht, war der Mann geschickt! Aber warte er nur, es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn erwischte, und dann würde er ihr Rede und Antwort stehen müssen, dann knöpfte sie ihn sich vor, dass ihm hören und sehen verginge.
Dadalore fasste sich an den Kopf. Nichts von alledem würde sie. Dazu müsste sie wieder jene sein, die sie gewesen war, bevor ihr die Dinge über den Kopf wuchsen. Erst einen halben Winterwechsel war das her, einen halben, unendlich langen Winterwechsel.
Wie von selbst zogen ihre Finger die oberste Schublade ihres Schreibtisches auf. Sie war so prall mit Tonkugeln unterschiedlicher Größe und Bemalung gefüllt, dass keine davon ins Rollen geriet. Sehr gut, Bamulaus hatte also ihre Bestellung abgeholt. Dadalore dachte kurz nach und entschied sich für eine Kugel von mittlerer Größe, auf der in Rot der Schatten einer Eule gemalt war.
Mit einem Klirren zerbarst der Ton an der Tischkante. Dadalore sog den Rauch des Lakaien auf. Sie fühlte augenblicklich, wie sie ruhiger wurde und ihr Geist ganz klar.
Ein Rumpeln draußen kündigte an, dass Valenuru sich mit neuem Tisch näherte. Mit einer raschen Handbewegung fegte sie die Tonscherben in die Schublade und schob diese zu. Keinen Augenblick zu spät, da flog auch bereits die Tür auf.
Valenuru und Bamulaus trugen einen nicht ganz neuen, aber dafür umso imposanteren Tisch herein.
»Wohin damit?«, keuchte Bamulaus.
»Ich hätte gern eine schöne Aussicht.«
Eine kurze Verwirrung entstand, in der die beiden kaum von der Stelle kamen.
»Nicht zum Fenster«, korrigierte Valenuru, »stellt ihn gegenüber Eurer Vorgesetzten.«
Dadalore lächelte. Alle Bedenken, die sie gerade noch verspürt hatte, waren verflogen. Überhaupt war jedes unangenehme Gefühl wie fortgeweht.
Das Holz knarrte gequält, als der Tisch endlich zum Stehen kam. Bamulaus schwitzte. Er griff einen freien Stuhl und beförderte ihn hinter das gewaltige Möbel. Valenuru strahlte. Er komplimentierte den Capitalprotektor mit einem Dank hinaus. Kaum war der Alte fort, ließ sich Valenuru hinter seinem Tisch nieder und streckte die Beine. Er saß nur wenige Schritte von Dadalore entfernt und musterte sie direkt.
Da er nichts sagte, wurde ihr die Situation immer sonderlicher und sie räusperte sich. »Ich hoffe, Ihr
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