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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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habt Euch jetzt ein wenig eingesessen. Für weitere Muße ist kein Raum. In drei Tagen ist die Achthundertjahrfeier.«
    »Ah, Euer hübscher Kopf rekonstruiert bereits Zusammenhänge.«
    »Natürlich«, erwiderte Dadalore. Sie gab sich redlich Mühe, das Kompliment zu überhören. »Die Verbindung zur Feier ist offensichtlich. Denkt daran, wo die Leichen gefunden wurden. Diese Mordopfer wurden nicht versteckt. Sie wurden an einer Stelle platziert, an der sie gefunden werden sollten. Jemand versucht, die Feierlichkeiten zu sabotieren.«
    »Sehr scharfsinnig. Aber kann man die Feierlichkeiten nicht auch stören, ohne gleich einen solchen Aufwand zu betreiben? Wer in den königlichen Palast eindringt, riskiert immerhin sein Leben.«
    Dadalore schüttelte den Kopf. »Wer in den Alabasterpalast unerlaubt eindringt, riskiert sein Leben.«
    Der Capitaloberobservator tippte sich mit dem Finger an die Stirn. »Wenn man diesem Gedanken folgt, schränkt das die Zahl der Verdächtigen sehr ein.«
    »Das ist der Charme des Gedankens.« Dadalore hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Es bliebe aber immer noch die Frage, warum niemand den Täter gesehen hat.«
    »Eine leicht zu beantwortende Frage!« Dadalore erhob sich und ging zwischen den beiden Tischen auf und ab, während sie sprach. »Wenn der Täter eine hinreichend hochstehende Persönlichkeit ist, wird niemand es wagen, ihn zu verraten.«
    »Ihr schlagt also vor, gegen die Würdenträger des Reiches zu ermitteln?« Es war, als sei bei dieser Frage ein Blitzen in seine Augen gefahren.
    »Wir überprüfen einen allgemeinen Verdacht, weiter nichts. Ich brauche Euch doch hoffentlich nicht darauf hinzuweisen, dass dies die offizielle Lesart sein muss?«
    »Ich verstehe.« Er musterte sie auf ungebührliche Art von Kopf bis Fuß. »Und was ist mit der Spur, die zu den Ruptu führt?«
    Dadalore war erstaunt. »Von welcher Spur sprecht Ihr? Wir sind Eurer Idee heute Morgen gefolgt und sie verlief im Sande. Nun sollten wir meiner Spur folgen.«
    »Und ich bin sicher, sie wird uns mindestens auf Marmor führen«, erwiderte Valenuru.
    »Wie meint Ihr?«
    »Nichts, Eure Capitalobservatorin.«
    Dadalore sah ihn prüfend an, doch ihr Misstrauen glitt an seinem glatten Gesicht einfach ab. Sie blinzelte irritiert. »Wir benötigen eine Liste aller Palastbewohner, die wichtig genug sind, den Wachen Weisungen zu erteilen und zugleich ungehinderten Zugang zur Küche haben.«
    »Das klingt sehr solide.«
    »Bitte?«
    »Ich meine Eure Ermittlungsmethoden.«
    »Valenuru, wenn Euch meine Ideen nicht inspiriert genug sind, steht es Euch frei, eigene Vorschläge zu unterbreiten!«
    »Oh, Ihr missversteht mich. Gegen ein paar hausbackene Nachforschungen ist nichts einzuwenden. Aber da Ihr mich schon auffordert, Vorschläge zu unterbreiten, darf ich daran erinnern, dass es mitnichten als unsolide angesehen wird, mehr als eine Spur zu verfolgen.«
    Dadalore beugte sich vor und sog scharf die Luft ein. »Ich möchte jetzt von Euren Ruptu nichts mehr hören. War das deutlich genug?«
    Valenuru lächelte auf eine so eigentümliche, traurige Weise, dass es sie verstörte. War sie zu grob gewesen? Aber er hatte doch versucht, sie zu provozieren.
    »Euer Missfallen gegenüber der Spur nach Selassie ist mir bereits heute Morgen nicht entgangen, danke. Nein, ich bin ganz bei dem Gedanken, wie man ungesehen so viele Wachen passieren kann ...«
    Die Capitalobservatorin runzelte die Stirn. »Ihr meint, dass man nicht nur kraft Autorität an zahlreichen Wachen unbemerkt vorbeikommen kann?«
    Er nickte.
    »... weil es ebenso gut sein könnte, dass der Täter magische Mittel verwendete?«
    Valenuru strahlte, als habe er eben die Arbeit einer besonders gelehrigen Schülerin begutachtet.
    »Ihr habt recht.« Sie würde sich darum kümmern müssen. »Wir benötigen magischen Rat. Wir müssen ganz genau wissen, welche Art von Zauberei so etwas bewirken könnte und wer solcher Magie fähig ist!«
    »Somit gilt unser Augenmerk den Würdenträgern des Reiches, und Ihr nutzt Eure guten Verbindungen zu den Schamanen.«
    »Wie Ihr wünscht!«, sagte Dadalore. Sie erhob sich, tat so, als ob sie noch einen kurzen Blick in ihre Unterlagen werfen müsse und griff dabei zwei weitere Tonkugeln. Mit einer beiläufigen Bewegung verstaute sie die Lakaien in den Taschen ihres Rettarocks. Sicher war sicher!
     
    Magie war ein starker Verbündeter für Capitalobservatoren wie auch für Meuchler. Dadalore nahm, kaum dass sie

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