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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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ich brauche unter allen Umständen eine ehrliche Antwort – wie lange hat es etwa gedauert, bis ihr den Käfig erreicht hattet?«
    »Vielleicht fünf Minuten«, erwiderte der Jüngere.
    »Zehn Minuten«, sagte der Tönnogo genannte.
    »Fünf bis zehn Minuten«, gab der Jüngere nach.
    Dadalores Augen sprühten Funken. »Ihr braucht zehn Minuten, um hier nach dem Rechten zu sehen? Wozu bemüht Ihr Euch eigentlich überhaupt her? Ein Gefangener könnte hier mit verbundenen Augen auf einem Bein heraus hüpfen und Ihr würdet ihn nicht fassen.«
    Tönnogo senkte den Blick. Der andere verschränkte die Arme vor der Brust. »Im Vergleich mit der König-Jokabi-Statue hat das Standbild die aufregendere Funktion. Ich möchte mal sehen, wie Ihr sieben Jahre lang aufmerksam Dienst tut, wenn sich nichts ereignet!«
    Dadalore machte eine Geste, als verscheuche sie eine lästige Fliege. »Und wie habt Ihr die Zelle vorgefunden?«
    »Genau so.«
    »Ihr habt nichts verändert? Nichts angerührt?«
    »Nein, Eure Capitalobservatorin.«
    Dadalore verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein, da spürte sie, wie unter ihrem Stiefel etwas hindurch rutschte. Sofort ließ sie sich fallen und grabschte durch den Gitterboden in die Dunkelheit. Zu spät, was immer das gewesen war, es war nun in der lichtlosen Tiefe verschwunden. Sagard sei verflucht!
    Bamulaus sah mit Sorge zu ihr herunter. »Eure Capitalobservatorin?«
    Dadalore kam wieder auf die Beine, nur um sich sogleich wieder zu bücken. »Vielleicht ist diese Zelle doch nicht ganz so leer, wie es den Anschein hatte. Bewegt Euch alle jetzt auf gar keinen Fall. Ich fürchte, dass schon zu viele Indizien durch dieses Gitter ins Nirgendwo gerieselt sind. Die kleinste Erschütterung könnte auch die letzten Spuren ...«
    Sie hielt inne. Dort, in der Ecke, steckte etwas zwischen zwei Gitterstäben! So vorsichtig wie möglich näherte sie sich. Jede ihrer Bewegungen löste eine ganz leichte Pendelbewegung des Käfigs aus, das ließ sich nicht vermeiden. Wenn ihr nur nicht das einzige Beweisstück abhandenkam. Hinter ihr räusperte sich jemand.
    »Ruhe, verdammt!«, zischte sie.
    Die Zelle vibrierte. Dadalore ging unendlich langsam in die Hocke herab. Sie schob die Rechte durch den Gitterboden. Von unten bewegte sie ihre Finger auf das Fundstück zu. In diesem Moment löste sich das Teil und fiel – ihr in die geöffnete Hand.
    Dadalore atmete aus. »Das war knapp.« Vorsichtig zog sie das Objekt durch das Gitter nach oben und erhob sich wieder. Sie betrachtete das Beweisstück.
    »Was ist es?« Bamulaus kam auf sie zu.
    »Eine Tonscherbe. Stark gezackte Ränder, aber nur geringe Krümmung. Es könnte ein Bruchstück einer sehr großen Vase oder so etwas sein. Ich schätze, die übrigen Splitter sind alle durch den Gitterboden geregnet.«
    »Hat man ihm das Ding über den Schädel geschlagen?« Bamulaus deutete auf den Toten.
    »Nein, er hat gar keine Kopfverletzung.«
    »Also bleiben noch Magie, Gift oder ... er ist einfach an zu schwachem Herzen gestorben.«
    Dadalore warf Bamulaus einen Blick zu, der besagte, er könne jederzeit an zu schwachem Hirn sterben. »Ein Mörder, der ungesehen kommt und geht. Die vermutliche Verwendung von Magie. Ein weiterer Mord ohne Motiv, das erinnert doch alles stark an unsere drei Ruptu.«
    Bamulaus kratzte sich den grauen Schopf. »Ihr vermutet einen Zusammenhang? Ich weiß nicht, die drei Ruptu-Krieger haben mit dem Strafgefangenen hier überhaupt nichts gemeinsam.«
    »Ja«, erwiderte Dadalore, »weil wir das Motiv nicht kennen.« Sie drehte nachdenklich die Scherbe. »Wie hieß der Tote und warum saß er hier ein?«
    Tönnaga zuckte mit den Achseln. »Der war schon ewig hier. Und wenn man denen glaubt, sind die alle unschuldig.«
    Die Beamtin machte den Versuch, ihn mit ihrem Blick durch das Gitter zu brennen. Als das nicht funktionierte, blaffte sie: »Ich möchte nicht Eure privaten Schwätzchen mit den Gefangenen hören, sondern die ordnungsgemäße Akte über die Inhaftierung sehen, Herr Capitalstrafexekutor. Es sollte mich wundern, wenn sich darin nicht ein entscheidender Hinweis fände!«
     
     
    Schwarze Messe
     
     
    Am späten Nachmittag waren die Protokolle aus der Capitalstrafkammer immer noch nicht eingetroffen. Dadalore stierte finster auf die Tür ihres Dienstzimmers und schwor sich, den nächsten, der es wagte, hereinzukommen, dafür zur Rechenschaft zu ziehen.
    Tatsächlich tat ihr die Tür den Gefallen und öffnete sich. Valenuru trat

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