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Der Nachtwandler

Der Nachtwandler

Titel: Der Nachtwandler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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mal.«
    »Nein.«
    Leon trat einen Schritt vor, um ihm den Weg zu versperren, aber da war es schon zu spät. Sein Freund hatte die Badezimmertür bereits geöffnet.
    »Was zum … Großer Gott.«
    Sven wich zurück, als hätte ihn eine Peitsche im Gesicht getroffen.
    »Du bist krank«, flüsterte er, und merkwürdigerweise hatte er beim Flüstern keinerlei Sprachprobleme mehr.
    »Das war ich nicht«, sagte Leon und deutete auf die tote Katze auf den Fliesen.
    »Ich meine, das war nicht der Leon, den du kennst.«
    »Lass mich in Ruhe!«, forderte Sven mit angewidertem Gesichtsausdruck, beide Arme ausgestreckt, um seinen Freund auf Abstand zu halten.
    »Nein. Du musst hierbleiben!«
    Leon schrie so laut, dass er Speichel spuckte. Dabei packte er Sven mit beiden Armen, um ihn notfalls mit Gewalt vom Gehen abzuhalten, aber dazu war er zu geschwächt. Sven hatte keine Probleme, sich aus der Umklammerung zu befreien.
    »Fass mich nicht an!«, keuchte er und wich mit zu Fäusten geballten Händen rückwärts zum Ausgang.
    »Bitte, Sven. Ich hab alles gefilmt. Mich, den Schacht, den Tunnel. Sogar die Falconis hinter dem Spiegel.«
    Er flehte ihn an zu bleiben, sich das Video anzusehen, doch jedes seiner Worte trieb Sven nur noch schneller aus dem Haus.
    »Du bist ja völlig durchgeknallt«, schrie sein Freund ihm als Letztes zu, nachdem er die Haustür aufgerissen hatte, dann war er aus seinem Blickfeld verschwunden, und Leon hörte nur noch seine schweren Schritte die Treppe herunterpoltern.
    Und jetzt? Was mache ich jetzt?
    Leon wäre ihm hinterhergeeilt, aber allein die Erinnerung an Natalie und wie sie unter ähnlich mysteriösen Umständen erst vor wenigen Tagen ins Treppenhaus geflüchtet war, um vielleicht für immer aus seinem Leben zu verschwinden, ließ ihn innehalten.
    Er lehnte sich erschöpft von innen gegen die Tür, schloss sie mit seinem Rücken und begann wieder mit den Selbstgesprächen.
    »Ich sollte auch abhauen. Ivana hat recht. Es ist das Haus. Ich muss hier raus.«
    Er ging zu dem Telefontischchen, griff sich das Mobilteil des Festnetzapparates aus dem Ladegerät.
    »Ich muss weg.«
    Als er das Freizeichen hörte, war es um ihn geschehen. Leon lachte, dass sich sein gesamter Körper schüttelte.
    Mein Schlüssel. Das Modell. Das Freizeichen – alles wieder da.
    »Nur mein Verstand bleibt verschwunden.«
    Er ging hysterisch kichernd ins Schlafzimmer zurück, um sich die Visitenkarte des Polizisten zu holen, die er neben den Laptop gelegt hatte, und wenigstens täuschten ihn seine Erinnerungen nicht auch noch in diesem Punkt.
    »Hallo, Herr Kroeger? Bitte holen Sie mich ab«, lachte er atemlos, während er die Nummer des Kommissars wählte. Nach der vierten Ziffer hörte er ein Besetztzeichen und wunderte sich.
    Offenbar hatte ihn das blinkende Lämpchen des USB-Sticks in dem Laptop so sehr abgelenkt, dass er sich zu viel Zeit beim Wählen gelassen hatte und jetzt noch einmal von vorne beginnen musste.
    »Nein. So geht es nicht weiter«, sagte er zu sich selbst. »Ich will mir nicht ansehen, was ich aufgenommen habe.«
    Während meiner letzten Schlafphase. Nachdem ich unten in der Sackgasse vor der ACHTUNG-Tür eingeschlafen bin.
    »Ich will es nicht sehen«, wiederholte Leon noch einmal flüsternd.
    Nicht, solange ich allein bin, ergänzte er in Gedanken.
    Und bückte sich, um den Stuhl aufzuheben, damit er sich vor den Bildschirm des Laptops setzen konnte.

31.
    W enige Minuten später rannte Leon ins Badezimmer zurück, so schnell, dass er um ein Haar den Stiefel verloren hätte, dem der Schnürsenkel fehlte.
    Zu spät. Verdammt. Hoffentlich komme ich nicht zu spät.
    Die nassen Kleider scheuerten bei jeder Bewegung am Leib, doch das war im Augenblick seine geringste Sorge.
    Ich hätte es mir nicht ansehen sollen, verfluchte er sich in Gedanken. Doch wie hätte er dem blinkenden Lämpchen widerstehen können, das womöglich die Lösung aller Rätsel signalisierte?
    Natürlich waren seine Hoffnungen enttäuscht worden. Noch schlimmer: Die Bilder der letzten Aufnahme hatten ihn für seine mangelnde Selbstbeherrschung regelrecht bestraft.
    Wenn er das Video richtig interpretierte, steckte er in viel größeren Problemen als ohnehin schon befürchtet. Er hatte sich von dem vielen Material, das mittlerweile auf der Festplatte eingegangen war, nur den allerletzten, durchgängig laufenden Zeitabschnitt angesehen, und die ersten Sekunden davon waren völlig unspektakulär gewesen: Das Video hatte

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