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Der Nachtwandler

Der Nachtwandler

Titel: Der Nachtwandler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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gequälte Wimmern einer Frau und wusste, dass er Natalie gefunden hatte.

34.
    M ilchige Plastikplanen, wie sie als Eingangsschleuse in den Türen von Kühlhäusern von der Decke hängen, versperrten Leon den Blick auf etwas, was er im Grunde gar nicht sehen wollte. Er stellte sich vor, wie er seine Frau vorfinden würde, gefesselt und geknebelt, in einem kahlen Raum mit Betonwänden und Blutflecken unter einem rostigen Stuhl, auf dem sie sich vor Schmerzen krümmte.
    Mit den Fesseln und dem Knebel hatte er recht. Der Rest war schlimmer als in seiner Phantasie.
    Leon schob die Planen zur Seite, roch den Schweiß und die Ausdünstungen eines leidenden, kranken Menschen; stolperte einen Schritt voran, über Holzparkett in einen Raum hinein, und konnte im ersten Moment nicht begreifen, was er sah, denn er befand sich …
    … in meinem eigenen Schlafzimmer?
    Langsam, wie in Trance, berührte er den Bauernschrank zu seiner Linken, der direkt an einer Wand stand. Dann registrierte er den Sekretär daneben, mit dem Metallstuhl, über dem einige seiner Anziehsachen hingen.
    Leons Augen rasten umher und suchten nach einem Anker, der sie davon abhielt, sich dem menschlichen Wesen zuzuwenden, das wie tot auf der Matratze lag. Halb sitzend, halb liegend, angestrahlt von einer Nachttischlampe auf dem Beistelltisch neben einem großen Doppelbett, das exakt so aussah wie sein eigenes. So wie fast alles hier unten so aussah wie in seinem Schlafzimmer. Irgendjemand hatte zwischen mit Stoff bespannten, mobilen Rollwänden eine auf den ersten Blick perfekte Kulisse in den ansonsten kahlen Keller gebaut, so dass Leon im ersten Moment geglaubt hatte, er stünde tatsächlich in seiner eigenen Wohnung.
    Jetzt, da er die Kopie erkannte, taumelte er nach vorne.
    »Natalieeeee!«
    Es war mehr ein Krächzen als ein Schrei. Der Schock dämpfte seine Atmung, verlangsamte seine Bewegungen. Leon hatte das Gefühl, als hätte sich die Luft zu Sirup verwandelt, durch den er sich nur mit Schwimmbewegungen vorankämpfen konnte.
    Voran zum Bett. Zu Natalie. Zu dem Blut.

    Sie war in der gleichen Haltung gefesselt wie auf dem Handyfoto, das der Polizist ihm gezeigt hatte. Die Arme über dem Kopf an die Bettpfosten gekettet, den Kopf mit einem Hundehalsband zurückgebunden.
    »Liebling, Schatz, Natalie?«
    Er versuchte es mit Worten, Streicheln, Berührungen, Küssen und konnte nicht zu ihr durchdringen. Natalie wimmerte zwar, war aber nicht bei Bewusstsein. Ihr Kopf hing schlaff herunter, das Kinn auf der nackten Brust abgestützt. Er berührte vorsichtig ihre Wange, hob den Kopf an, und ein roter Schleimfaden löste sich aus ihrem Mundwinkel, bevor er auf die nackte Brust tropfte. Der Busen war dreck- und blutverschmiert. Die Striemen auf der Haut sahen aus, als rührten sie von einer Reitgerte.
    Leon schlug sich vor Entsetzen die Hand vors Gesicht.
    Das war nicht ich. Nein. Oder doch?
    »Natalie, Liebling. Hab ich das getan?«
    Er hob behutsam ihr Kinn an. Ihr rechtes Auge lag unter einem Bluterguss begraben. Mit dem anderen blinzelte sie schwerfällig.
    »Natalie, Schatz. Kannst du mich hören?«
    Selbst wenn seine Frau bei Bewusstsein gewesen wäre, hätte sie ihm nicht antworten können. Ein schwarzer Knebelball aus Gummi steckte in ihrem weit aufgerissenen Mund. Sie hatte sich so fest in ihn verbissen, dass Leon befürchtete, er würde ihn nicht entfernen können, ohne ihr noch weitere Zähne herauszubrechen, aber dann gelang es ihm doch.
    Als Nächstes untersuchte er ihre Fesseln, doch um die Handschellen, in denen ihre Hände steckten, von den Pfosten zu lösen, benötigte er Schlüssel oder einen Bolzenschneider.
    Leon sah sich um und griff zu der Nachttischlampe, um in den Bereich hinter dem Bett zu leuchten, wo die Kulisse aufhörte und zwei tote Scheinwerfer neben einem Kamerastativ standen.
    Die gehören mir nicht. Oder doch?
    Er entdeckte einen schmalen Tisch, der mit schwarzer Latexfolie abgeklebt und von diversen Gegenständen bedeckt war.
    »Hmhmm.«
    Er sah zu Natalie, unsicher, ob sie gerade seinen Namen gestöhnt hatte, und streichelte ihr stumpfes Haar.
    »Hörst du mich?«
    Keine Reaktion.
    Leon versprach, sofort wieder bei ihr zu sein, und schleppte sich zu dem Tisch. Angewidert betrachtete er ein wildes Sammelsurium an darauf ausgebreitetem Sexspielzeug: Dildos, Peitschen, Gleitgel, Ketten, mehrere Klemmen, sogar eine Gasmaske lagen bereit sowie ein Paar Handschellen, in denen Schlüssel steckten, mit denen er zu Natalie

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