Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer
bemühte sich weiter, ruhig zu bleiben. „Susann, all deine wüsten Vorstellungen und Ideen ändern nichts an meinem Entschluss.“ Wieder wandte er sich ab. Nur den Bruchteil einer Sekunde später hörte er es hinter sich wild und unkontrolliert klatschen, und er fuhr abermals herum. Susann war aufgesprungen, stand jetzt in der Wanne und hatte mit der Champagnerflasche ausgeholt, gerade so, als wolle sie nach ihm werfen. Alle Alarmglocken in ihm schrillten. Einen Augenblick zögerte sie, einen Augenblick zu lange, denn mit zwei schnellen Schritten war er bei ihr, packte ihr Handgelenk mit der einen, die Flasche mit der anderen Hand. „Komm zur Besinnung, Susann!“
„Ja“, presste sie wütend hervor, „aber du kommst mit! Wenn du das hier jetzt wirklich durchziehen willst – bitte. Aber dann werde ich es mir nicht nehmen lassen, deiner Frau zu erzählen, was für ein feiner Herr du bist.“ Das boshafte Lächeln war trotz der Schmerzen, die sein harter Griff ihr bereitete, in ihr Gesicht zurückgekehrt. Ein kaltes, vor allem aber ein unbarmherziges Lächeln.
Jetzt war es Ronald, der mit der Flasche ausholte, und noch ehe er darüber nachdenken konnte, hatte er auch schon zugeschlagen.
Susann verdrehte die Augen, sank in sich zusammen und fiel zurück in die Badewanne.
Erschrocken über seine Tat, kniete Ronald sich zu ihr hinunter. Er packte ihre Schultern und schüttelte sie kräftig, doch sie blieb regungslos. Zu sehen war nichts, auch die Flasche war heil geblieben. Er ließ die Bewusstlose zurücksinken, bettete sie so, dass ihr Kopf nicht unter Wasser lag.
Nur ganz kurz dachte er darüber nach, dann überwand er jeden Skrupel und griff nach dem Ladyshaver, der auf der Ablage über dem Waschbecken lag, entnahm die Klinge und setzte sie an der Innenseite ihrer Handgelenke an.
Was er dann tat, das hatte er einmal in einem Film gesehen, die realen und die fiktiven Bilder verschwammen nun in seinem Gedächtnis zu einer roten Wolke, als sich sein Blick auf dem Badteppich wieder fand.
Er sah auf und in ihre Augen. Doch er konnte ihren Blick nicht lange ertragen.
Gerade wollte er an sie herantreten, um ihr die Augen zu schließen, als er sich aber im letzten Moment selbst davon abbringen konnte. Denn er würde in der Blutlache einen gut zu identifizierenden Fußabdruck hinterlassen, und die Polizei hätte ihn gleich am Wickel.
Dann würde sein gerade entstandener Plan sofort in sich zusammen fallen. Denn soeben hatte er einen Entschluss gefasst: Ein paar Spuren würde er beseitigen, wieder andere erst noch legen. Die Flasche zum Beispiel, würde er in unauffälliger Weise wieder auf den Wannenrand stellen, die Rasierklinge abwischen, um sie von seinen Fingerabdrücken zu befreien, dann neben der Flasche platzieren, die Scherben der zerbrochenen Champagnergläser konnte er getrost so liegen lassen, die passten ins Bild, dann würde er gehen.
Er würde ihr das Firmenauto hier lassen und alleine abreisen.
Gut, früher oder später würde man sie finden, und dann würde die Polizei auch ihn aufsuchen, so viel war klar. Und dann brauchte er starke Nerven!
Es war allgemein bekannt, dass er mit ihr zusammen hier eingemietet war. Das konnte und würde er auch gar nicht erst versuchen zu leugnen. Er würde so nah an der Wirklichkeit bleiben, wie möglich.
Er würde sich entsetzt zeigen darüber, dass sie sich tatsächlich das Leben genommen hatte. Ja, er würde einfach vorgeben, dass sie ihm damit gedroht hatte, als er sich nicht auf eine Affäre mit ihr einlassen wollte. Das von ihr organisierte Zimmer sollte dafür Beweis genug sein.
Am besten würde er gleich am morgigen Montag sofort morgens seinem Chef erklären, warum er früher abgereist war. Dass er sich aufgrund der vorliegenden Umstände außer Stande gesehen hatte, länger zu bleiben und an der geplanten Werksbesichtigung teilzunehmen. Und dass er es nicht wegen der Vorstellungen und Wünsche dieser Frau riskieren konnte, dass seine Familie zerbrach. Dafür würde der Chef sicher Verständnis zeigen, hatte ihn selbst doch seine Frau wegen einer Affäre mit seiner Sekretärin verlassen, was er schmerzlich bereute, wie hinter vorgehaltener Hand im Betrieb erzählt wurde.
Vielleicht konnte er dem Auftauchen der Polizei noch zuvorkommen, umso glaubwürdiger würde sich alles darstellen.
Ja, so könnte es funktionieren – es war seine einzige Chance.
Unten im Lokal vermisste niemand Ronald Hasbach. Die anwesenden Gäste verfolgten gespannt, wie
Weitere Kostenlose Bücher