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Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer

Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer

Titel: Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Wenner-Goergen
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die Tatsache, dass an der Stelle, wo der Aushub gemacht wurde, vorher nur Gräber junger Menschen gewesen waren. Kinder, Jugendliche. Eine junge Frau war auch dabei. Aber unmöglich jemand, mit einem goldenen Zahn. Hatte nicht Clara Hurths verschollener Mann vorne rechts einen Goldzahn?“
     
    Clärchen Hurth lag im Krankenhaus in ihrem Elend, man konnte meinen, sie sei nicht ganz dabei. Als Beate und Sonja sie besuchten, begann sie zu reden: „Ich habe es all die Jahre gewusst. Gewusst, dass mich sein Grinsen eines Tages wieder einholen würde. Ich selbst habe ihn ja dorthin gebracht. Weil er meine kleine Anne gestoßen hatte, dieser elende Säufer! Nur, weil sie ein paar Minuten zu spät nach Hause gekommen war. Durch seine strengen und rohen Hände musste das Kind so früh sterben!“
    Beate und Sonja wechselten bestürzte Blicke. War die alte Dame zurechnungsfähig? Doch sie sprach weiter, tauchte ein in die Vergangenheit, als wäre es gestern erst geschehen: „In der Nacht war mir die Idee gekommen, wie ich den Mann, der schnarchend und stinkend neben mir schlief, für immer los werden könnte. In der Nacht vor der Beerdigung der verunglückten Frau, kurz nach Annes Tod. Ich schlich, obwohl er seinen Rausch ausschlief und gar nicht in der Lage gewesen wäre aufzuwachen, die Kellertreppe hinunter, vorbei an der gekalkten Wand, wo immer noch Annes Blut zu sehen war, und direkt zu dem alten Giftschrank, in dem sich noch Unkrautvernichtungsmittel und Dergleichen aus Zeiten meiner Urgroßmutter befanden. Ein Weilchen musste ich suchen, doch dann hatte ich es: E Sechshundertfünf. Ich habe ihm die fünffache der erforderlichen Menge verabreicht und dann seinem Sterben zugesehen. Er kam gar nicht mehr zu sich, so betrunken war er. Später habe ich ihn aus dem Haus geschafft. Die Kellertreppe habe ich ihn einfach hinunter gestoßen, so, wie er es mit Anne gemacht hatte, um sie zu bestrafen, den Rest des kurzen Wegs zum Friedhof habe ich ihn getragen wie einen Mehlsack. Schwer schleppen war ich gewohnt, und er war ja nur ein hageres Männchen. Tja, nicht alle, die sich von Bier und Schnaps ernähren, werden dick. Außerdem war ich jung und stark. Ich habe das bereits ausgehobene Grab noch ein Stückchen tiefer geschaufelt, vielleicht dreißig Zentimeter, und seine Leiche hineingeworfen. Dann habe ich ihn ordentlich gelegt, habe ihm die Hände gefaltet, dass Gott gnädig sei mit ihm, gnädiger, als er es verdient hatte, und ihn dann mit Erde bedeckt, die ich anschließend noch festgestampft habe. Jetzt sah alles wieder aus, wie vorher. Zur Beerdigung der jungen Frau bin ich nicht hingegangen, ich hätte es nicht ertragen, dabei zu sein, wenn sie ihn finden. Aber sie haben ihn nicht gefunden. All die Jahre nicht – bis gestern.“ Clärchen stockte und rang plötzlich nach Atem. Beate war die erste, die aus ihrer Erstarrung erwachte und auf schnellstem Weg eine Schwester herbei holte.
     
    Als Kriminalhauptmeister Schmitt im Krankenhaus auftauchte und nach Clara Hurth fragte, schüttelte Schwester Lona bedauernd den Kopf: „Ihr Herz hat die Aufregung nicht mehr vertragen. Es tut mir Leid. Sie können mit ihr nicht mehr sprechen. Frau Clara Hurth ist vor wenigen Minuten verstorben.“

„Der Nächste, bitte!“
    Das Telefon der Notaufnahme stand nicht still. Schwester Lona hob ab. Der Teilnehmer am anderen Ende wirkte verstört. „Nein, wenn die Person tot ist, brauchen Sie keinen Krankenwagen. Nein, dann ist es zu spät. Aber ich werde Ihnen einen Notarzt schicken. Bleiben Sie einfach, wo Sie sind, ja?“
    Schwester Lona atmete tief durch. Ein Sterbefall heute wäre wirklich genug, aber da bahnte sich offenbar noch mehr an…

Ihr allerbester Freund
    Sie nahm gleich beim zweiten Läuten ab.
    „Hallo?“ Ihre helle Samtpfötchenstimme ließ ihn wohlig erschauern.
    „Hallo Dana“, er musste sich räuspern, seine Stimme drohte zu versagen.
    „Oh! Harry“, sie erkannte ihn gleich, „welche Überraschung!“ Unmittelbar darauf vernahm er ein Rauschen.
    „Was tust du gerade?“, fragte er unbeholfen.
    „Ich bade“, hauchte sie durch den Hörer.
    Diese Vorstellung jagte ihm Schauer durch den ganzen Körper, er holte tief Luft, versuchte schnell, die Bilder zu verdrängen, die sofort vor seinem geistigen Auge entstanden.
    „Oh.“ Er räusperte sich erneut, hustete künstlich, um nicht umgehend etwas erwidern zu müssen. Dann sagte er umständlich: „Hörte sich gerade so an, als würde deine Spülmaschine

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