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Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer

Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer

Titel: Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Wenner-Goergen
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laufen, oder so.“ Er bemerkte selbst, wie dumm dieser Satz klang.
    Sie kicherte. „Mein Glas ist leer.“ Ein leises Klirren war zu hören. „Hättest du nicht Zeit, mir nachzuschenken?“ Sie kicherte wieder, diesmal einen Ton höher.
    So sprach sie immer mit ihm. Sie machte Spaß.
    Er empfand es als ungeheure Provokation, doch das ahnte sie nicht einmal.
    Er spürte, wie sich nur bei dem Gedanken daran, jetzt wirklich zu ihr ins Badezimmer gehen zu können, seine Männlichkeit empor reckte.
    Er schluckte hart, versuchte dennoch, sich auf das für sie belanglose Geplänkel einzulassen: „Hast du denn nicht abgeschlossen?“ Wieder fragte er mit dem Organ eines stimmbrüchigen Teenagers, es ärgerte ihn maßlos.
    „Ich schließe nie ab. Der Champagner steht im Kühlschrank.“ Jetzt lachte sie laut auf. „Also, was ist? Kommst du?“
    „Und wenn?“, entgegnete er erstaunlich forsch.
    Wieder kicherte sie. Sie hatte ihn noch nie ernst genommen.
    Dieses Spielchen trieb sie nun schon seit mehr als fünf Jahren mit ihm. Seit sie sich als Mitbewohner des mehrstöckigen Mietblocks kennen gelernt hatten. Er war ihr bester Freund. Ihr allerbester Freund, wie sie ihm und auch ihren ständig wechselnden Liebhabern immer wieder beteuerte. Eben gerade weil er anders war, als die anderen Männer. Nicht einer von denen, die immer nur das Eine wollen. Nein, er war anders. Er war lieb und zurückhaltend. Und immer da, wenn man ihn brauchte. Sagte sie.
    Einmal nur hatte er ihren wundervollen Körper in aufreizender Nacktheit sehen dürfen. Es war noch gar nicht lange her. Erst vor wenigen Wochen, an einem Samstagabend, als er sie abholen wollte. Sie waren verabredet, gemeinsam ins Kino zu gehen. An diesem Samstag war die Wohnungstür nur angelehnt, und als sie auf sein zaghaftes Klopfen nicht reagierte, war er eingetreten. Im Wohnzimmer hatte er sie dann gefunden. Rittlings auf dem Becken eines über und über schwarz behaarten Kerls, zu dem ihm bis heute das Gesicht fehlte. In eindeutigen Bewegungen hatte sie sich mit ihm vereint.
    Als sie ihn bemerkte, hatte sie für einen winzigen Augenblick innegehalten und sich nach ihm umgedreht. Zugelächelt hatte sie ihm, die Situation schien ihr kein bisschen unangenehm gewesen zu sein. Und er hatte einen kurzen Blick auf ihre festen, hellen Brüste werfen können, bevor sie sich wieder ihrem Liebhaber zuwandte. Während sie den Typen weiter bediente, warf sie den Kopf in den Nacken, so dass ihre schwarze Mähne ihm den Blick auf ihren makellosen Rücken verwehrte, und sie sagte: „Ach Harry. Dich habe ich ganz vergessen, entschuldige. Wir gehen ein anderes Mal ins Kino, ja?“
    Nach einem kurzen Schreckmoment erst hatte er sich abwenden können. Die einzelne rote Rose, die für sie bestimmt gewesen war, hatte er noch schnell auf dem Telefontisch im Flur abgelegt und war gegangen. Gerade, bevor die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss fiel, hatte er sie noch rufen hören können: „Und Harry? Zieh doch bitte die Tür hinter dir ins Schloss, ja?“
    Immer noch schluckte er bei dem Gedanken an diesen Vorfall.
    Und heute Abend fragte sie ihn erst gar nicht nach dem Grund seines Anrufes. Auf die Idee, dass auch er einmal ein dringendes Anliegen hatte, das einer zwischenmenschlichen Klärung bedurft hätte, war sie ohnehin noch nie gekommen.
    Und jetzt war sie beschwipst.
    Beschwipst von prickelndem Champagner und nackt. In der Badewanne. Und das nur drei Stockwerke über ihm. Und hatte nicht abgeschlossen.
    Der Gedanke machte ihn rasend. Es gelang ihm nun nicht mehr, die Bilder weiter zu verdrängen.
    Er wollte sie sehen.
    Langsam ging er die Treppen hinauf. Er nahm nicht den Aufzug, nein, er ging die Treppen, genoss jede einzelne Stufe der Vorfreude auf das, was ihn erwartete.
    Wenn er Glück hatte, war die Wohnungstür auch heute nur angelehnt.
    Die alte Frau Kruse aus dem siebten Stock hatte Lockenwickler auf dem Kopf und ihr Morgenmantel klaffte weit auseinander, als sie sich bückte, um die Blumen im Treppenhaus zu wässern. Entsetzt schrie sie „Huch!“, als er vorbeikam. Es war bereits dämmerig geworden, doch niemand hatte Licht gemacht. Erschrocken versuchte sie, die Blöße ihrer verwelkten Fülle zu verbergen und durch die hastige Bewegung, mit der sie den Gürtel fester um ihren korpulenten Leib zog, wehte ihm der herbe Geruch von Fichtennadeln entgegen.
    Frau Kruse schlug sich peinlich berührt die Hände vor den Mund und starrte ihn an.
    Doch Harald lächelte nur und

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