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Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer

Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer

Titel: Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Wenner-Goergen
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absichtlich bereits eine Stunde vor der vereinbarten Zeit hergekommen. Und ihre Rechnung ging auf. Robert sagte: „Du bist früh dran, Lona, ich hatte dich erst gegen zwanzig Uhr erwartet. Ich muss mich noch duschen und rasieren, aber ich werde mich beeilen, okay? Setz dich doch solange ins Wohnzimmer, kannst dir ruhig den Fernseher anmachen. Du kennst dich ja aus. Wir reden später, okay?“ Wieder dieser klare, offene Blick direkt in ihre Augen, und wieder war es Lona, die nicht standhalten konnte. Beinahe schämte sie sich, weil sie ihm derart misstraute.
    Kurz noch legte er ihr sanft die Hand auf die Schulter. „Carinas Tod ist für uns alle nicht leicht.“, sagte er leise, dann wandte er sich ab und ließ sie allein.
     
    ***
     
    „Die Frau hat Selbstmord begangen, das ist Fakt.“ Kriminalkommissar Becker seufzte. Er saß mit einem Kollegen von der Streife in einem Funkwagen und wartete.
    „Es war kein Unfall, es war arrangiert. Sie hat es so gewollt. Wahrscheinlich hat sie sich die Stelle vorher sehr genau ausgesucht, damit es auch klappen würde.“, sagte der junge Streifenbeamte, „ich war einer der ersten am Unfallort, ich habe es gesehen.“
    „Ja“, entgegnete Becker, „das ist alles richtig. Bleibt noch die Frage nach dem Warum. Wir haben diese Kurznachricht auf ihrem Handy, und die spricht ihre eigene Sprache!“
    „Was genau stand dort?“, wollte der junge Beamte wissen. Becker seufzte erneut. „Der Inhalt war wortgetreu: ‚Carina, warum meldest du dich nicht? Geh ans Telefon, wir müssen reden! Wenn er das tatsächlich getan hat, dann gehen wir zur Polizei!’“ Becker blickte auf. „Nun gilt es herauszufinden, wer „er“ ist.“
    „Dann sollten wir den Absender der Nachricht befragen, oder?“
    „Wir warten gerade auf die Adresse. Genau.“, Becker nickte zustimmend, „Der Absender war nur mit „Lona“ gespeichert. Anrufen geht nicht, das Handy ist nicht eingeschaltet. Aber ich warte auf Rückmeldung vom Netzanbieter, wer Inhaber der Telefonnummer ist.“
    In diesem Moment meldete sich das Telefon des Kripobeamten. „Wie heißt die Dame? Lona Weber? Ja, das passt. Geben Sie mir auch ihre Anschrift. Danke.“
    Als er aufgelegt hatte sagte Becker: „Lassen Sie uns in die Klosterstraße fahren.“ Gleichzeitig meldete sich quäkend das Funkgerät: „Wo seid Ihr?“
    „Gerade losgefahren.“
    „Wo wollt Ihr hin?“
    „In die Klosterstraße.“
    „Das ist gut. Von dort hat gerade ein aufgeregter Mann auf dem Präsidium angerufen, da solltet Ihr unbedingt auch noch hin fahren. Er nannte sich Jürgen Weber, und er hat von einem Brief gesprochen, den er gerade gefunden hat.“
    „Weber? Klosterstraße 47?“
    „Genau, Klosterstraße 47“
    „Das wird der Ehemann unserer Zeugin sein. Was für einen Brief hat er gefunden?“
    „Ich habe nicht alles verstanden, er klang sehr nervös, macht sich Sorgen um seine Frau. Es kann eine Art Abschiedsbrief sein.“
    „Verstanden. Ende.“
    Kommissar Becker schaltete das Blaulicht ein. „Gib Gas, Junge!“, wies er den jungen Kollegen an, „zeig mir, dass du fahren kannst!“
     
    ***
     
    Jetzt war ihre Chance gekommen, auf diesen Augenblick hatte sie gehofft. Lona lauschte kurz, hörte Robert im Bad hantieren, dann schlich sie sich in den Keller. Sie brauchte einige Zeit, ehe sie sich zurechtfand, und da sie nicht wusste, wo genau sich die Gefriertruhe befand, suchte sie zunächst in zwei falschen Räumen.
    Doch dann stand sie vor dem Tiefkühler, sie fühlte sich, als stünde sie daneben und sähe zu, so unwirklich kam ihr vor, was sie hier tat. Dann holte sie noch einmal tief Luft und öffnete den Deckel. Zuerst schlug ihr eisige Kälte und trockener Dampf entgegen, und sie konnte für kurze Zeit gar nichts erkennen. Außerdem waren all ihre Glieder kurz davor, ihr den Dienst zu versagen.
    Sie musste sich beeilen, noch hörte sie das Wasser im Badezimmer über sich rauschen, aber ewig würde er sicher nicht mehr brauchen. Also gab sie sich einen Ruck.
    Die oberste Lage bestand aus verschiedenen Tüten, in denen sich Gefriergut befand. Fein säuberlich abgepacktes Fleisch, beschriftet, mit Datum versehen. Pommes Frites, Fisch, ein Brot. Sie wühlte erst hastig ein paar der Tüten zur Seite, kam so jedoch nicht weiter und nahm schließlich einige von ihnen heraus. Die nächste Lage bestand aus verschiedenen Pappverpackungen mit Pizza oder Gemüse. Die würde sie herausheben müssen, um festzustellen, was sich noch darunter befand.

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