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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte!
Autoren: Alyson Noël
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und alle anderen Feiertage betraf, konnte ich darauf wetten, dass ich dann überall, nur nicht zu Hause sein würde.
    Schon wieder hatte mein Leben den Rückwärtsgang eingelegt. Und so, wie sich die Dinge bei Atlas entwickelten, waren die Aussichten auf baldige Änderungen dieses Mal ziemlich mies.
    Ich meldete mich ab, schnappte mir mein Gepäck und lief in Richtung Bushaltestelle. Ich wusste, ich sollte dankbar dafür sein, dass ich meinen Job behalten hatte, aber auf einmal war ich mir nicht mehr sicher, ob ich ihn auch behalten wollte.
     
    Das erste Mal hatte ich eine Abmahnung bekommen, weil ich nach meiner Rückkehr von einem Siebzehnstundentag nicht erreichbar gewesen war. Ich war so erschöpft gewesen, dass ich vergessen hatte, bei der Dispo anzurufen und zu fragen, ob ich nach Hause gehen dürfte. Als Strafe hatten sie mich erst wieder eingesetzt, nachdem ich mich gebührend bei Lawrence entschuldigt und einen handsignierten Bericht eingereicht hatte. Darin musste ich minutiös erklären, wie es zu diesem Vorfall hatte kommen können, einschließlich einer Liste mit Gegenmaßnahmen, die ich zu ergreifen gedachte, damit ich nie wieder »den reibungslosen Arbeitsablauf von Atlas gefährdete«. Beim zweiten Mal war mir nicht aufgefallen, dass mein Handy im dritten Stockwerk von Bloomingdale’s keinen Empfang hatte.
    »Hailey Lane, bitte.«
    Ich verlagerte die beiden Einkaufstüten auf einen Arm und klemmte das Telefon zwischen Schulter und Ohr.
    »Am Apparat«, antwortete ich und fragte mich, wer von meinen Bekannten eine derart falsche und affektierte Stimme hatte.
    »Hier ist Lawrence Peters.«
    Wer sonst?, dachte ich, quälte mich durch die Drehtür und steuerte auf die Ecke Sechste und Lexington zu.
    »Hailey, sind Sie das?«, wollte er wissen und klang ein wenig irritiert.
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich darüber nach, ihn wegzudrücken, als wäre die Verbindung zusammengebrochen, aber ich wusste, dass er mich früher oder später sowieso erwischte. »Ja, ich bin’s«, seufzte ich und blieb stehen, um mir die Auslagen eines fliegenden Händlers anzuschauen.
    »Sie müssen auf der Stelle zu mir ins Büro kommen.«
    Ich verdrehte die Augen und nahm ein nachgemachtes Chanel-Portemonnaie in die Hand. »Ich bin beschäftigt«, sagte ich und strich mit der Hand über das weiche Vinyl.
    »Den Eindruck habe ich auch. Scheint, als wären Sie zu beschäftigt, um Ihre Anrufe entgegenzunehmen. Nur zu Ihrer Information, Sie haben gerade Ihre zweite Abmahnung wegen Nichterreichbarkeit kassiert, was – wenn ich das betonen darf – zur Folge hat, dass Sie zu einem Vieraugengespräch mit mir herkommen müssen.«
    »Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden«, sagte ich und betrachtete mir die nachgemachten Burberry-Schals. »Ich habe nur eine Abmahnung, für die ich mich – wenn ich das mal betonen darf – bereits entschuldigt habe.«
    »Die Dispo hat vor ziemlich genau zwei Stunden und zehn Minuten versucht, Sie zu erreichen. Sie sollten nach Cincinnati fliegen. Aber selbst im Bereitschaftsdienst haben Sie es versäumt, ans Telefon zu gehen.«
    »Das ist doch vollkommener Blödsinn. Ich habe den ganzen Tag das Handy in Griffweite, und es hat nicht ein mal …« Ich sah auf das Display. Verdammt! In der Ecke blinkte ein Umschlag, und das rote Licht leuchtete. Hatte die Dispo tatsächlich versucht, mich zu erreichen? Wie hatte ich den Anruf überhören können? »Ich kann mir wirklich nicht erklären, wie das passiert ist«, sagte ich. Im selben Moment trat mir kalter Angstschweiß auf die Stirn. Also versuchte ich es mit einer Verbalattacke: »Ich hatte das Telefon die ganze Zeit über an, das schwöre ich. Ist es denn schon zu spät? Wenn ich mich beeile, bin ich in …«
    »Sie sind bereits ersetzt worden«, unterbrach er mich, wieder ganz der alte, blasierte Lawrence. »Ich erwarte Sie morgen in meinem Büro, um Punkt eins.«
    »Morgen ist mein freier Tag. Können wir das nicht bis zum nächsten Flug verschieben?«, bettelte ich. Er war der Letzte, den ich an meinem freien Tag sehen wollte.
    »Wenn Ihnen Ihr Job lieb ist, kommen Sie morgen in mein Büro, damit ich Sie von ›mündlich‹ auf ›schriftlich‹ verwarnt setzen kann.«
    Vor Wut kochend, stand ich an der Ecke Lexington und Einundsechzigste. »Wenn mir mein Job lieb ist?« Woher nimmt dieser Clown das Recht, mir zu drohen? Was, wenn ich beschließe, dass ich nicht an dem Job hänge? Was dann? Immerhin ist es nur noch eine Frage von Tagen, bis
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