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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte!
Autoren: Alyson Noël
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verriet mir, dass ich mich sputen musste, wenn ich es rechtzeitig zu meinem Termin am Flughafen schaffen wollte. Da ich mir nun keinen einzigen Fehltritt mehr erlauben konnte, wusste ich, dass ich meinen Hintern besser auf der Stelle von der Couch in Richtung Bus bewegen sollte, und zwar pronto.
    Da mir keine Zeit blieb, mich mit dem Lastenaufzug herumzuschlagen, wartete ich auf den normalen Lift. Ich betete, dass Dane mir nicht ausgerechnet jetzt über den Weg lief. Ich stand gerade davor, als mein Handy klingelte.
    »Hallo?«, sagte ich und schämte mich augenblicklich, weil ich so kurz angebunden klang. Aber mir war jetzt einfach nicht nach einem Plausch.
    »Hailey? Störe ich? Du klingst irgendwie gereizt.«
    Ich malträtierte den armen unschuldigen Aufzugknopf. Gereizt wäre noch geschmeichelt. Vor allem, weil ich gerade durch die tosende See aus Selbstmitleid, Selbstzweifeln, kaum Selbstbewusstsein, dafür aber umso mehr Selbsthass trieb. Selbst wenn sich das Verhältnis zwischen mir und meiner Mutter in der Zwischenzeit ein wenig entspannt hatte, hieß das noch lange nicht, dass ich sie an meiner Gefühlswelt teilhaben lassen wollte.
    »Hallo, Mom«, sagte ich etwas netter. »Hör zu, ich stehe im Aufzug und muss gleich in die U-Bahn. Können wir vielleicht ein andermal telefonieren?«
    »Ich wollte dir doch nur schnell die guten Neuigkeiten überbringen«, sagte sie und ignorierte damit sämtliche Hindernisse, die ich ihr fein säuberlich in den Weg gelegt hatte.
    »Welche Neuigkeiten?«, erkundigte ich mich und beobachtete, wie die Fahrstuhlanzeige Stockwerk für Stockwerk herunterzählte. Wann die Verbindung wohl abbrechen wird?
    »Neulich Abend stand Alan mit einem Dutzend Rosen und einer Entschuldigung vor meiner Tür.«
    »Ja und?«, fragte ich, um das Gespräch zu beschleunigen.
    Wenn man meine Mutter ihrer eigenen Zeitplanung überließ, konnte so ein Telefonat eine halbe Ewigkeit dauern.
    »Er meinte, er habe einen Riesenfehler begangen, und hat mich angefleht, ihm eine zweite Chance zu geben.«
    Ich durchquerte die Lobby und trat auf die Straße hinaus.
    »Wäre es nicht angemessener, von der vierzehnten oder fünfzehnten Chance zu sprechen?« Wer weiß, vielleicht bin ich an meinem desaströsen Liebesleben gar nicht schuld? Vielleicht liegt der Grund dafür in meinem Genpool?
    »Du hättest ihn sehen sollen, Hailey«, schwärmte meine Mutter und tat, als hätte sie meinen Sarkasmus nicht bemerkt. »Er sah ja so mitgenommen aus.«
    »Mom, könntest du dich bitte etwas kürzer fassen? Ich bin so gut wie in der U-Bahn. Er hat traurig ausgesehen und du hast Wackelpudding in den Beinen bekommen, und jetzt seid ihr wieder zusammen, stimmt’s?« Ich stand an der Ecke und schüttelte den Kopf.
    »Nein, nicht ganz«, sagte sie ruhig.
    »Oh«, murmelte ich und hasste mich für die Art und Weise, wie ich mit ihr umsprang.
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich das Land verlassen werde. Dann habe ich auf Nimmerwiedersehen gesagt und ihn fortgeschickt.«
    »Wo gehst du denn hin?«, fragte ich mit einem gehetzten Blick auf die Uhr. Ich spürte, dass ich jetzt unmöglich auflegen konnte. »War das etwa dein Ernst?«
    »Ich habe das Haus verkauft und ziehe nach China.«
    Wie betäubt lehnte ich mich gegen eine Mauer.
    »Die erste Zeit über werde ich Englisch unterrichten und danach um die Welt reisen und mir mein Brot als freiwillige Helferin verdienen. Mal sehen, wohin es mich so verschlägt.«
    »Wow«, sagte ich, weil mir nichts Besseres einfiel.
    »Und das alles habe ich dir zu verdanken, Hailey. Du hast mich inspiriert. Durch deine Lebensweise – du bist stets offen für Neues und scheust kein Abenteuer. Kurzum, deine Unerschrockenheit imponiert mir.«
    Das klang ganz und gar nicht nach mir. Vermutlich verwechselte sie mich mit jemandem. »Entschuldige bitte, auch wenn es nicht so aussehen mag, aber ich habe im Laufe der letzten Jahre ein paar ziemlich unerfreuliche Entscheidungen getroffen. Ich bin alles andere als furchtlos. An mir sollte sich niemand ein Beispiel nehmen, schon gar nicht du«, erklärte ich ihr.
    Sie seufzte nur. »Es ist doch gleichgültig, was unter dem Strich herauskommt. Wichtig ist, dass du die Dinge angegangen bist. Sieh mich an. Ich habe mein halbes Leben in demselben Haus verbracht, tagein, tagaus dasselbe gemacht. Ich bin immer mit dem Strom geschwommen und habe irgendwelchen Statussymbolen hinterhergelechzt. Irgendwann ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen, dass ich so nicht
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