Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
Vom Netzwerk:
mich erneut nach vorne. Alan war mein Teilzeit-Stiefvater. Mein leiblicher Vater war gestorben, als ich noch klein war. Deshalb kannte ich ihn nur von Fotos.
    »Letzten Monat.« Mit einem Achselzucken wandte sie den Blick ab.
    »Wer ist die Glückliche?«
    »Seine dreißigjährige Fitnesstrainerin.« Sie seufzte.
    »Sag, dass das ein schlechter Scherz ist«, flehte ich sie an.
    Doch ihr Blick sprach Bände.
    »Ich dachte, ihr würdet euch wiedersehen, hättet euch zusammengerauft.« Meine Mutter und Alan hatten sich vor Jahren scheiden lassen, die Trennung aber nie richtig vollzogen. Ähnlich wie bei Liz Taylor und Richard Burton: Sie konnten nicht miteinander, aber auch nicht ohneeinander.
    »Wir haben uns hin und wieder zum Essen getroffen und ein wenig Golf gespielt. Irgendwann habe ich mich für die Schönheitsoperationen entschieden, aber während ich mich von den Strapazen der Eingriffe erholte, hat er etwas Besseres gefunden.«
    Ich griff über den Tisch und nahm ihre Hand. »Einverstanden, die Runde geht an dich«, sagte ich mit einem unbeholfenen Lächeln.
    »Hailey.« Seufzend schüttelte sie den Kopf. »Ich habe mich so verloren gefühlt, als dein Vater gestorben ist, und als Alan in mein Leben trat, schien eine Ehe mit ihm das Beste. Dann hast du das Studium abgebrochen, wir haben uns scheiden lassen, und ich wusste einfach nicht, was ich als Nächstes tun sollte. Also habe ich die letzten zehn Jahre damit vertrödelt, in der Vergangenheit zu leben.« Betrübt sah sie mich an. »Vielleicht versuche ich krampfhaft, die verlorene Zeit aufzuholen.«
    »Was ist eigentlich mit diesem Daniel?«, wollte ich wissen. »Was sollte das Ganze?«
    Sie starrte auf den Teller vor ihr. »Ich wollte einfach nur wissen, wie es ist, mit jemand anderem außer deinem Vater oder Alan zusammen zu sein.«
    O Gott! O nein! Ich schielte auf meine Serviette, aus Angst, sie könnte ins Detail gehen und mir die Unterschiede haarklein darlegen.
    »Es war anders.« Sie zuckte die Achseln.
     
    »Wie weit ist es eigentlich bis zu deiner Wohnung?«, erkundigte sie sich mit Unmengen von Tüten beladen, während sie mit der freien Hand versuchte, ein Taxi anzuhalten.
    »Nicht sehr weit. Warum?«, fragte ich nervös.
    »Ich dachte, wir könnten auf einen Sprung bei dir vorbei. Mich interessiert eben, wo du jetzt wohnst.« Sie lächelte, öffnete die Tür und bedeutete mir, vor ihr einzusteigen.
    Ich rutschte durch und stellte mir vor, wie es wäre, wenn meine Mutter hereinplatzte, während Lisette sich gerade den Allerwertesten versohlen ließ. »Das ist keine so gute Idee. Meine Mitbewohnerin könnte da sein. Sie ist ein wenig seltsam, weißt du?«, schob ich vor.
    »Brauchst du Geld?«, fragte meine Mutter besorgt.
    »Nein!«, antwortete ich und hob abwehrend die Hände. Ich hatte ihr gegenüber ohnehin ein schlechtes Gewissen, weil wir auf ihre Kosten shoppen gewesen waren. Genau wie bei Michael, der mich in den letzten vier Jahren ernährt, eingekleidet und mir ein Dach über dem Kopf gegeben hatte. Es war höchste Zeit, endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Sozusagen kalter Entzug – keine Gönner und kein finanzielles Andocken an das Mutterschiff.
    »Das muss dir doch nicht peinlich sein«, sagte sie.
    »Mom, mir geht es gut. Ich habe einen Job, und wenn ich mehr Geld brauche, arbeite ich einfach mehr.«
    Sie musterte mich skeptisch. »Du willst unbedingt unabhängig sein. Genau wie dein Vater.« Sie seufzte.
    Ich lächelte, blickte aus dem Fenster und hoffte, dass sie eines Tages recht haben würde.
     
    Egal, wie unabhängig ich auch sein wollte, ich musste zugeben, dass ich die Nächte im SoHo Grand Hotel vermissen würde. Wir hatten zwei überraschend harmonische Tage miteinander verbracht, aber jetzt war es Zeit für meine Mutter, nach Kalifornien zurückzufliegen und ihr fortan Alan-freies Leben zu meistern. Sie tat mir irgendwie leid, aber genau wie ich war sie ohne ihren Ex besser dran.
    »Sieh zu, dass wir nichts liegen lassen«, sagte sie und öffnete zum vierten Mal sämtliche Schubladen. »Hast du auch unter dem Bett nachgesehen?«
    »Da ist nichts«, antwortete ich, stand vom Boden auf und starrte in das Goldfischglas. »Was soll eigentlich aus Jonathan Franzen werden?«
    »Aus wem?« Meine Mutter drehte sich um die eigene Achse und warf mir einen fragenden Blick zu.
    »Dem Goldfisch. Ich habe ihm einen Namen gegeben«, erklärte ich ihr und fuhr mit dem Finger über den Rand des Glases, während Jonathan unablässig

Weitere Kostenlose Bücher