Der Naechste bitte!
den Schultern. »Ich habe die Louis-Vuitton-Geldbörse gekauft, in die Peter sich verliebt hat.«
»Ich dachte, zwischen euch wäre es aus«, sagte ich und zog meinen Trolley in die Hotellobby.
»Ich habe beschlossen, mit der Urteilsverkündung noch zu warten und ihm eine zweite Chance zu geben.« Er zuckte die Achseln.
»Eine selten weise Entscheidung, wenn du mich fragst«, sagte ich, blieb an der Rezeption stehen, um meinen Schlüssel abzugeben und für die Kanne Kaffee zu bezahlen, die ich mir vom Zimmerservice hatte bringen lassen.
»Sind Sie Mademoiselle Lane?«, fragte der hochgewachsene und schlanke Rezeptionist.
»Oui«, antwortete ich, womit mein Fundus an Französisch auch schon beinahe erschöpft war.
»Wir ’ätten da etwas für Sie. Bitte warten Sie ’ier.«
Er verschwand in einem Hinterraum, und ich fragte mich, was als Nächstes kommen würde. Hatte ich etwas in der Lobby liegen lassen, während wir gestern auf unsere Zimmer gewartet hatten?
Als der Concierge zurückkam, trug er einen wunderschönen Strauß Blumen in einer Kristallvase. Ich wusste sofort, dass Max sie geschickt haben musste. Er hatte nun mal Stil und liebte große Gesten.
»Was steht auf der Karte?«, drängelte Clay und spähte mir neugierig über die Schulter.
»Vielen Dank für den bezaubernden Abend. Bon voyage. Max.«
Erschöpft schleppte ich mich die Stufen zu Lisettes Appartement hinauf. Der lange Abend mit Max, die vielen Gläser Wein und der Schlafentzug forderten ihren Tribut. So magisch, wie die erste Hälfte der Reise, so katastrophal war der Rückflug gewesen.
Wie ein Mensch mit jenen Zeitgenossen umsprang, die ihn bedienten, sagte viel über seine Persönlichkeit aus. Aus unerfindlichen Gründen hatte das Gros der Passagiere mich wieder einmal mit ihrer persönlichen Sklavin verwechselt. Als mir die Zeitungen ausgegangen waren, hatten sie mich angeschrien, als die Kissen und das Hähnchengericht dasselbe Schicksal ereilt hatte, hatten sie mich angefeindet und mich schief von der Seite angegiftet. Dann hatte ich mich noch mit einem frühreifen Pop-Sternchen herumschlagen müssen, das mir ein Bein gestellt hatte, weil ich keinen Alkohol an sie ausschenken wollte – die Gute war nämlich noch keine einundzwanzig. Als wäre das noch nicht genug, hatte mich ein Passagier zu allem Übel massiv bedroht, als wir nach der Landung ein wenig warten mussten, bis man uns eine Gangway zuwies. Ach ja, außerdem waren da noch die gefeierte Schauspielerin, die nur durch ihre Agentin kommunizierte, und die renommierte Journalistin, die eine ordentliche Zickenvorstellung gegeben hatte, weil der Zufall es gewollt hatte, dass sie sich nach der Landung einem Sicherheitscheck unterziehen musste.
Das Atlas-Management war allerdings kein Deut besser. Von uns erwarteten sie, dass wir mit halber Besatzung überbuchte Maschinen betreuten, die Kabine vor dem Einsteigen auf Bomben untersuchten, uns gegen handgreifliche Passagiere zur Wehr setzten, ohne Gewalt an zuwenden (der Besuch eines Verbal-Judo-Seminars war Pflicht), und dass wir als unbewaffnete Schutzschilde für die Piloten fungierten, die sicher in ihrem Cockpit eingeschlossen waren. Sie hatten mir das Gehalt gekürzt, die Arbeitszeiten verlängert, die Zwischenstopps zusammengestrichen und verlangten schon für den ersten Tag der Krankmeldung ein ärztliches Attest. Somit war auch der letzte Funken Freude, der diesem Job noch angehaftet haben mochte, ein für alle Mal verglüht. Der Lohn für meinen Einsatz bestand in wöchentlichen E-Mails von blasierten AMs, in denen sie mich für den drastischen Rückgang des Umsatzes, die unzähligen Verspätungen und die Unzufriedenheit der Passagiere verantwortlich machten. Jetzt, da sie Tausende von Angestellten entlassen wollten und die Piloten zu Gehaltskürzungen zwangen (während die Chefetage sich die Taschen mit Sonderzahlungen, Aktienoptionen und gesicherten Rentenfonds füllte), hatte ich Angst, etwas zu verlieren, das ich im Grunde nicht einmal sonderlich mochte. Trotz der vielen schrecklichen Momente gab es natürlich auch unwiderruflich Highlights, die der Job mit sich brachte. Zum Beispiel mein Abend mit Max. Außerdem gab es keinen anderen Job auf der ganzen Welt, der mir dasselbe bieten konnte und für den ich qualifiziert war.
Ich ließ mein Gepäck fallen, zog die Uniform aus, schlüpfte in meinen Flanellpyjama, schenkte mir ein Glas zollfreien Weins ein, setzte mich auf meine Couch und ließ den Blick zwischen
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