Der Naechste bitte!
was sehr wahrscheinlich bedeutete, dass unsere Pläne fürs Abendessen gestorben waren. Als ich den Notsitz herunterklappte, mich anschnallte und durch die winzige Luke auf das frühmorgendliche Paris blickte, unterdrückte ich meine Enttäuschung samt Gähnen und kämpfte tapfer gegen die Müdigkeit an.
»Was ist denn jetzt mit deinem Abendessen?«, fragte Clay, zog seinen Trolley aus dem Gepäckfach und streifte sich seinen Mantel über.
»Wir könnten in dieses kleine Restaurant in Saint-Germain gehen? Du weißt schon, wo sie die tolle Quiche machen«, schlug ich vor und lief in Richtung erste Klasse.
»Wovon redest du? Ich dachte, der Prinz wollte dir eine Kutsche vorbeischicken.«
»Kein Prinz, keine Kutsche.« Enttäuscht schob ich die Unterlippe vor. »Das Ganze hat sich in einen dicken, prallen Kürbis verwandelt.«
»Ich dachte, du findest ihn nett?«, sagte er und schloss zu mir auf.
»Das dachte ich auch. Er ist der perfekte Passagier. Attraktiv, ohne es heraushängen zu lassen, nett, aber nicht schleimig nett, witzig, aber nicht albern. Außerdem hat er nicht einmal geläutet, den ganzen Flug über seine Socken anbehalten, keine übertriebene Körperpflege im Waschraum betrieben und die Füße nicht in den Gang gestellt, damit ich darüber stolpere. Nur ist er leider nicht rechtzeitig aufgewacht, um sich meinen Namen und meine Nummer zu notieren.« Ich zuckte mit den Schultern.
»Die kurze Zeit, die uns geblieben ist, war trotzdem schön.«
Gemeinsam mit den anderen liefen wir die Gangway hinunter. Wir konnten es kaum erwarten, den Zoll hinter uns zu lassen, in den Hotelbus zu steigen und die Wasserflaschen hervorzuholen, die wir mit Cocktails, Sangria und Sekt gefüllt hatten, um noch mal richtig aufzudrehen, ehe wir im Hotel ankamen und vor Erschöpfung ins Bett fielen.
Ich löste den strengen Pferdeschwanz, der mir wie immer dumpfe Kopfschmerzen bescherte, fuhr mir mit den Fingern durchs Haar und ließ es auf die Schultern fallen.
»Wow. Sie haben wunderschöne Locken.« Ich sah nach oben und blickte in Mr 2Bs lächelndes Gesicht am Ende der Gangway. »Sie müssen mir glauben, dass ich normalerweise nicht wie ein Murmeltier schlafe«, sagte er kopfschüttelnd und lief neben mir her.
»Sie haben den Nachtisch verpasst«, tadelte ich ihn und bemerkte, dass Clay seine Schritte beschleunigte, um uns ein wenig Privatsphäre zu verschaffen.
»Wollen wir hoffen, dass ich das wiedergutmachen kann. Steht unsere Verabredung noch?«
Ich nickte und merkte, dass der Rest der Crew beinahe vollständig den Zoll hinter sich gelassen hatte. Wenn ich den Bus nicht verpassen wollte, musste ich mich sputen.
»Wäre Ihnen sieben recht?«
»Sieben ist perfekt«, sagte ich und rannte los.
»Wo soll ich hinkommen? Nach wem muss ich fragen?«, rief er mir hinterher.
»Hailey Lane, im Grandhotel«, antwortete ich und stürmte mit einem breiten Grinsen in Richtung Zoll.
Ready-Position
Flugbegleiter gehören auf den Notsitz, die Füße leicht gespreizt, Hände mit Handflächen nach oben unter den Oberschenkeln.
17
Nackt und nervös stand ich um fünf vor sieben mitten in meinem Hotelzimmer. Genau genommen wusste ich nicht viel über den Mann, mit dem ich gleich verabredet war. Ich konnte nur auf die Eintragungen der Passagierliste oder meine eigenen Beobachtungen zurückgreifen. Ich wusste, dass er Maxwell Dunne hieß und Vielflieger war – er besaß eine Platinkarte. Mit anderen Worten: Er verbrachte mehr Zeit an Bord als ich. Ich wusste, dass er umwerfend charmant war, Rotwein mochte, verschrumpeltes Fleisch verabscheute und in einem der besten Hotels der Stadt abgestiegen war. Einzig der Grund für seine Globetrotterei blieb mir verborgen. Jetzt stand ich kurz davor, mich zu ihm ins Auto zu setzen, damit er mich Gott weiß wohin brachte. Es war zwar nicht mein erster Besuch in Paris, aber ich kannte mich in dieser Stadt eher schlecht als recht aus.
Ich schielte auf die Uhr, schlüpfte in meine wollweiße Seidenbluse, meinen schwarzen Blazer, meine Jeans von Citizens for Humanity und meine goldenen Stilettosandaletten. Nachdem ich mir meine Handtasche umgehängt hatte, verließ ich das Hotelzimmer und ging zum Aufzug.
Bin ich verrückt, weil ich mit diesem Mann ausgehe, fragte ich mich und drückte den Abwärtsknopf. Konnte ich dem Passagier-Screening meines Arbeitgebers wirklich vertrauen? Wenn ich ehrlich war, traf ich mich nur deshalb mit ihm, weil er Augen zum Dahinschmelzen und ein
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