Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
Vom Netzwerk:
ihrem Liegestuhl direkt auf die Stelle geblickt, an der später die Boje aufgetaucht war.
    Ein Rumpeln draußen im Korridor riss Kjell aus seinen Gedanken. Snæfríður und Henning trafen ein.
    »Wir sind bei Fredriks Eltern eingeladen«, erklärte sie Huldas Anwesenheit.
    Hulda zog sich ihre Kapuze über den Kopf, womit klarwurde, was sie von Snæfríðurs Lebensgefährten Fredrik und seinen Eltern hielt.
    »Frohe Weihnachten!« Kjell winkte den beiden hinterher.
    Mit einer Tasse Kaffee nahm Henning den freien Platz an Sofis Schreibtisch ein. Er schwieg und trank eine ganze Weile vor sich hin. Deswegen starrte Kjell weiter aus dem Fenster und wartete. Unten liefen zwei Männer durch den Park und rüttelten mit einer Stange den Schnee aus den Baumkronen.
    Bisher hatte sich keines der Mitglieder seiner Gruppe beschwert, deshalb war ungewiss, ob sie den Weihnachtseinsatz der Fügung oder seinem Mangel an Gerissenheit anlasteten. Henning schwieg aus sehr vielen Anlässen, auch aus Wut, und dann immer am längsten.
    Henning schniefte. »Irgendetwas stimmt da nicht.«
    »Habt ihr etwas gefunden?«
    Henning deutete ein Kopfschütteln an. »Irgendetwas stimmt da nicht.«
    »Das Amulett vor dir auf dem Tisch heißt ›Odins Knoten‹ . Ist anscheinend ein mythisches Bild.«
    Henning reckte sich über den Schreibtisch und sah sich die Kette genauer an. »Und?«
    »Gestern am Strand schoss eine defekte Boje aus dem Wasser. Kurz darauf kam ein Boot vom Wetteramt, um das Ding aus dem Wasser zu fischen.«
    »Wieso geschossen?«
    »Es ist keine schwimmende Boje, sondern eine Messboje, die am Grund befestigt war. Der ganze Fjord soll voll mit den Dingern sein. Sie messen die Strömung. Und jetzt kommt es: Die Bojen heißen Odins Auge n.«
    »Zauberkram war Elins große Leidenschaft«, brummte Henning und genehmigte sich eine Portion Tabak. Das tat er immer, wenn er nicht wusste, wie er reagieren sollte. »Vielleicht aber auch nur ihre zweitgrößte. Ich suche etwas Handfestes.«
    »Was meinst du?«
    Er brummte wieder. Sofis Telefon begann zu läuten. »Überall in der Wohnung lagen Schnüre und Stäbe, wie man sie für Zaubertricks braucht. Und diese schlechten Romane, in denen Trolle vorkommen.«
    »Strindberg?«
    »Nein.« Henning rieb sich am Kinn, ohne dem Telefon Beachtung zu schenken.

    »Fantasy?«
    »Genau das!« Endlich nahm er den Hörer ab und lauschte eine Weile, bevor er auflegte. »Suunaat Kjærgaard. Wir können jetzt vorbeikommen. Am besten sofort, sagt sie.«
    Zwei Minuten später erreichten sie den Ausgang des Polizeigebäudes.
    »Hast du Hulda eigentlich eine Besucherkarte ausgestellt?«, fragte Kjell in der Tür.
    »Wieso fragst du?«
    »Sie ist vorhin oben an der Glastür aufgetaucht.«
    »Sie war erst einmal hier, gleich nach ihrer Ankunft in Stockholm.«
    Die Tür fiel hinter ihnen zu. Kjell blickte zurück durch die Scheibe. Dann stemmte er die Tür wieder auf, durchschritt die Halle und steuerte auf die Rezeption zu. Henning blieb ihm dicht auf den Fersen. Hinter dem Tresen saß ein junger Mann in Uniform. Er war nicht allein, eine Frau stand in der Nähe, und in der Halle schlich ein Wachmann herum.
    »Wo wart ihr eigentlich vorhin?«, fragte Kjell. »Vor einer Dreiviertelstunde?«
    Der Mann blinzelte ins Ungewisse. »Hier natürlich. Seit ein Uhr sitze ich hier.«
    »Warst du auf der Toilette?«
    »Nein.«
    »Mich hat vorhin ein vierzehnjähriges Mädchen besucht. Und hier ist meine Frage: Wie kann sie in einem knallgelben Regenmantel an dir vorbeimarschieren und ungehindert bis in den sechsten Stock gelangen?«
    Henning zog eine Grimasse. Der Mann sah alarmiert auf, und seine Kollegin ebenso.
    »Bist du sicher?«, fragte sie. Offenbar leitete sie die Schicht.
    »Ich habe sie auch gesehen«, bestätigte Henning. »Ist euch klar, was alles passieren kann, wenn hier jemand eindringt?«
    »Ich muss die Bänder prüfen«, murmelte die Frau und eilte zu ihrem Schreibtisch zurück.
    Der junge Mann war auf seinem Stuhl erstarrt, zweifelte aber offenkundig nicht an seiner Aufmerksamkeit. Kurz darauf versammelten sich alle vor dem Monitor. Man sah den Wachmann in Schwarzweiß hinaus ins Freie eilen.
    »Da hielt ein Wagen, der nicht zu uns gehört. Den habe ich überprüft.«
    Das Video lief weiter. Der Uniformierte hinter dem Tresen nahm den Hörer des Telefons ab, die Frau gab etwas auf ihrer Tastatur ein. Hulda öffnete die Tür und steuerte in gerader Bahn an der Rezeption vorbei, durch die Halle hindurch zu

Weitere Kostenlose Bücher