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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Mobiliar aus Liegestuhl und Sonnenschirm kam noch hinzu. Er stand auf und stellte sich ans Fenster. »Der Sonnenschirm geht mir nicht aus dem Kopf. Den brauchte sie auf keinen Fall.«

    »Willst du etwa die Arbeitstheorie ändern?«, fragte Sofi nach einer Weile. Wenn Kjell sich ans Fenster stellte, änderte er danach immer die Arbeitstheorie.
    Kjell blickte weiter auf die Schneeböen über den Wipfeln der Bäume. Sofi seufzte.
    Henning klappte seine Mappe zu. »Wir suchen den Rollstuhl.«

11
    Von der Station Zinkensdamm bis zur Sportkneipe in der Hornsgatan waren es nur wenige Schritte. Kjell und Henning stellten den Kragen auf und liefen geduckt durch das Schneegestöber. Zwei Räumfahrzeuge fuhren nebeneinander auf der Hornsgatan. Doch außerhalb der Hauptstraßen hatte der Winterdienst offenkundig kapituliert.
    Da Ida immer noch mit Lilly auf dem Sofa ihrer Eltern in Uppsala saß, hatte Kjell eingewilligt, den Tag in Hennings Lieblingskneipe bei einem großen Starken und langweiligem Weihnachtsbandy ausklingen zu lassen.
    Als sie an der Ampel auf Grün warteten, hob Henning die Hand und rief den heranfahrenden Streifenwagen wie ein Taxi herbei.
    Der Beifahrer ließ die Scheibe hinab. »Hallo Henning! Sollen wir euch irgendwo absetzen?«
    »Wäre nicht übel«, rief Henning gegen das Fauchen des Windes an.
    Die Tür sprang auf, und Henning und Kjell rutschten auf die Rückbank.
    »Wo darf’s hingehen?«, fragte der Fahrer.
    Bei jedem gemeinsamen Abstecher nach Söder war Kjell erstaunt, dass selbst junge Polizisten, die Henning gar nicht
mehr in der Maria-Wache erlebt haben konnten, ihn in jeder Aufmachung erkannten und mit ihm befreundet sein wollten.
    Henning deutete auf das Leuchtschild der Sportbar. Der Fahrer verringerte den Druck auf das Bremspedal und ließ den Volvo langsam die fünfzehn Meter dahinschleichen.
    Henning beugte sich vor. »Sagt mal, habt ihr die Fahndung nach dem Rollstuhl schon bekommen?«
    »Die kam zum Schichtwechsel um sieben«, antwortete der Beifahrer und tippte auf das Klemmbrett.
    »Wir suchen danach. Ist eine merkwürdige Sache. Wer den Rollstuhl findet, bekommt die übliche Belohnung.«
    Kjell wollte Henning fragen, worin die übliche Belohnung bestand, doch der Beifahrer drehte sich zu ihnen nach hinten.
    »In Långholmen wird es schwierig. Da braucht ihr eine Fußtruppe.«
    »Haben wir«, sagte Kjell. »Die sind vorhin aufgebrochen. Aber Bergsunds Strand und die ganze Gegend um die Högalids-Kirche, darauf könntet ihr ein Auge werfen.«
    Henning grinste seinen Kollegen an, wie immer, wenn Kjell versuchte, sich im Tonfall den einfachen Polizisten anzunähern. Der Wagen hielt vor dem Lokal.
    »Vielleicht fragt ihr mal unter den üblichen Verdächtigen herum«, schlug Henning vor.
    Der Beifahrer hob zur Bestätigung die Hand. Henning und Kjell kletterten aus dem Wagen und betraten die Sportbar. Vor der Theke streckte Henning die Hand aus und erhielt sofort zwei Gläser Bier. Das war der Vorteil an einer Statur, die alle anderen Menschen wie Zwerge aussehen ließ. An die Auswahl des Tisches musste man keinen Gedanken verschwenden. Es gab so viele Bildschirme, dass sich das Spiel aus jedem Winkel verfolgen ließ.

    Henning konnte sich umgehend in ein laufendes Spiel vertiefen.
    »Elin Gustafsson hat eine Zeitschaltautomatik in ihrer Wohnung«, sagte er nach acht langen und langweiligen Pässen. Bandy bestand überhaupt nur aus langweiligen Pässen, fand Kjell. »Damit es gemütlicher ist, wenn man heimkommt.« Henning schwieg für die Dauer von drei weiteren langen Pässen und nippte an seinem Bier. »Vielleicht sollte ich mir auch so etwas einbauen. Würde mich interessieren, wie man so etwas einbaut.«
    »Frag Sofi«, schlug Kjell vor. »Sie besitzt eine.«
    Sofi hatte den Feierabend in der Sportbar wie erwartet ausgeschlagen. Kjell vermutete, dass sie im Büro geblieben war.
    »Hat Sofi nicht auch etwas auf ihren Badezimmerspiegel geschrieben?«, fragte Henning.
    Kjell nickte und verfolgte dabei den Puck auf seiner nicht enden wollenden Bahn zum nächsten Spieler. Der entschied sich, wie erwartet, für einen langen Pass. Kein Wunder, dass Bandy außerhalb Schwedens völlig unbekannt war. »Sie will den Morgen wie einen Hollywoodfilm beginnen lassen, mit eingeblendetem Titel und ihrem Gesicht in der Totalen.«
    »War es Selbstmord?«
    Kjell nippte an seinem Bier und stellte das Glas dann behutsam ab. »Du glaubst es auch nicht, oder?«

12
    Sofi trat in den engen Vorraum und

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