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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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bestimmt sehr sexy aus, wenn du herumhüpfst.«
    »Dort sind nur Frauen. Und sie kennen meine Adresse nicht.«
    »Die kann man nachschlagen«, wandte Ernst ein.
    Maja wies Ernst darauf hin, dass Sofi wegen ihres Berufs in keinem Adressverzeichnis zu finden war, und überlegte eine Weile vor sich hin. »Dann kann es nur jemand aus deiner Arbeit sein, Sofi.«
    Daran glaubte Sofi nicht. »Wir haben nicht so viel Kontakt mit anderen Abteilungen. Außerdem wäre es leichter, mir etwas anonym in die Hauspost zu legen, als zu meiner Wohnung zu fahren.«
    »Vielleicht jemand aus deiner Nachbarschaft«, schloss Ernst.
    Pontus vielleicht. Der hatte im Sommer immer auf seinem Geländefahrrad draußen in Vita Bergen oder auf der Kinderwagenwiese herumgelungert und Kunststückchen geübt. Sobald er Sofi aus dem Haus kommen sah, war er ihr auf dem Hinterrad fahrend bis zur Haltestelle gefolgt, um mit ihr auf den Bus zu warten. So hatte sie nie allein dasitzen und glotzen müssen. Der Trick mit dem Hinterrad war bei seinen fünfzehn
Jahren die einzige Möglichkeit gewesen, eine Frau auf seine anbrechende Geschlechtsreife hinzuweisen. Aber Pontus war im Herbst auf einmal verschwunden. Wahrscheinlich weggezogen, dachte Sofi und strich ihn von der Liste.
    »Kommst du später mit?«, fragte Maja vorsichtig.
    Vielleicht ein Passant, der im Bus auf sie aufmerksam geworden und ihr bis zu ihrem Haus gefolgt war.
    »Was habt ihr vor?«
    »Wir ziehen los und tanzen uns glücklich. Was hast du denn gedacht? Noch ein Mojito für dich, Carl-Erik?«
    »Lieber gleich zwei.«

13
    Kjell stemmte seine Arme gegen die Türpfosten und fegte mit dem Fuß den Schnee von der Schwelle, bevor er die Tür aufschloss. Idas Antiquariat lag im Dunkeln, nur das kleine Weihnachtsbäumchen leuchtete die Nacht über. Zwei Tage lang hatte es Zeit gehabt, seinen Nadelduft ungestört im ganzen Raum zu verbreiten.
    Seit zwei Jahren führte Ida den Buchladen. Der Betrieb verlief ruhig und gestattete es ihr, einmal in der Woche als Privatdozentin zu unterrichten oder Aufsätze zu veröffentlichen, ohne wirklich Teil der Universität sein zu müssen. Aus ähnlichem Antrieb kam er selbst am Abend oft her. Die Umgebung eignete sich wunderbar, um Akten in anderem Licht zu lesen oder um nachzudenken. Wenn das nichts brachte, zog er ein Buch aus dem Regal und lenkte sich damit für eine Weile ab.
    Das Bier mit Henning hatte einen sauren Geschmack in seinem Mund hinterlassen, deshalb ging er ins Hinterzimmer und kochte Kaffee. Damit setzte er sich an die Kasse und griff
nach dem Telefon. Ida nahm nach dem dritten Läuten ab. »Du hattest ein dickes schwarzes Buch im Schaufenster«, sagte er nach dem Vorgeplänkel. »Ist es noch da?«
    »Bist du etwa im Laden?«
    »Was soll ich allein zu Hause?«
    »Ich komme morgen früh mit Lilly zurück. Meine Eltern wollen sie ein bisschen bei sich haben.«
    »Linda habe ich immer noch nicht erreicht.«
    »Morgen wird sie sich bestimmt bei dir melden. Von welchem Buch sprichst du denn?«
    »Das schwarze, über Odin.«
    »Das ist weg. Die werden immer von Fantasy-Liebhabern gekauft.«
    »Fantasy?«
    »Diese Leute habe ich eigentlich nicht gerne im Laden, weil sie immer seltsame Gespräche mit mir führen wollen. Aber sie lesen viel.«
    »Elin Gustafsson war auch eine, glaube ich.«
    »Dann kannst du ja heimfahren und dich ins Bett legen.«
    Kjell erwähnte das Amulett. »Und dann taucht da diese Boje auf, mit dem Namen Odins Auge. «
    »Darf ich dir etwas sagen?«
    Kjell seufzte. Die kommenden zwei Minuten kannte er bereits wie seine Westentasche.
    »Du solltest jetzt nicht übereifrig werden, nur weil du im letzten Jahr kaum gearbeitet hast.«
    »Kaum gearbeitet? Weißt du, wie anstrengend Lilly ist, wenn man sie den ganzen Tag hat?«
    »Ich meine nur, dass du monatelang nicht im Büro warst. Dann fängst du immer an, dir Sachen einzubilden. Du musst es jetzt ruhig angehen lassen.«
    »Darf ich trotzdem nachschlagen, wenn mich etwas interessiert?«

    »Das Buch ist weg, aber ich habe es nachbestellt. Sieh mal in die ungeöffneten Kartons am Hintereingang. Vielleicht hast du Glück.«
    »Dann schaue ich mal.«
    »Bitte mach nichts unordentlich. Ich stecke mitten in der Inventur.«
    Bei seiner Suche fiel Kjell eine alte Ausgabe von Strindbergs Rotem Zimmer in die Hände. Obwohl ohnehin kein Zweifel bestand, dass die kleine Hulda sich in ihr Urteil verrannt hatte, schlug er das Buch auf. Strindberg benötigte tatsächlich nur drei Seiten, um

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