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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Drumming.«
    »Es war, als hätte uns das Schicksal zusammengeführt, damit sie mit dem Drummen anfängt. Versteht ihr?«
    Die drei nickten.
    Henning drehte sich zu Kjell. »War es mit dir und deiner ersten Frau nicht ähnlich? Madeleine war doch auch bei der Polizei.«
    »Nur mit einem kleinen Unterschied«, antwortete Kjell, ohne Henning eines Blickes zu würdigen.
    »Dass du bei deinem ersten Einsatz als Bulle nicht nackt warst?«
    »Ganz recht.«
    Malte blickte fasziniert zwischen Henning und Kjell hin und her. »Ihr drei seid echt funky, wisst ihr das?«
    Helles Tageslicht drang auf einmal in den Raum. Alle wandten sich zur Tür. Hinter Karla, die oben im Büro arbeitete und Besucher einließ, erkannte Kjell den Umriss von Sofi Johansson im Gegenlicht. Ihr folgte eine weitere Gestalt. Sie nickte und ging geradewegs auf Malte zu, den sie anscheinend kannte. Das musste Astrid Blom sein, die Freundin von Judit. Sofi hatte sich um sie gekümmert und wirkte jetzt ein wenig überflüssig neben den beiden. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, dachte Kjell schon wieder. Von ihrem gewohnten ›Going-Straight‹ keine Spur, als säße sie seit Tagen auf einer stumpfen Rutschbahn.
    »Wieso habt ihr so lange gebraucht?«, fragte Barbro und stemmte sich ebenfalls aus dem Sofa.
    »Wir kommen vom Zeichner«, sagte Sofi und entrollte die Zeichnung vor Barbros Augen.
    Sie zeigte einen Mann im fortgeschrittenen Alter, der einen Hut trug.
    »David Bowie!«, entfuhr es Barbro. »Der sieht aus wie der Kerl aus dem Telia-Laden!«

32
    Sofi stand am Fenster von Judits Wohnung. Ihre Stirn klebte an der großen Scheibe, damit sie die Tiefe besser betrachten konnte. Dort hatte sich eine blaugraue Nachmittagsdüsternis über die Dächer und Straßen gelegt. Die Laternen sprangen an, aber zu ihrem Erstaunen nicht im ganzen Stadtteil zugleich. Wenn sie den Blick hob, sah sie die Sonne noch über dem Horizont im Süden. Der Anblick des fernen Tageslichts blieb allen anderen Menschen in Södermalm versagt und war für die Leute da unten schon das Gestern.
    »Die Sonne gleicht einer Unterwasserlampe im Schwimmbad«, murmelte sie. Ein Schimmer aus kaltem Gelb und Blau. Ihr eigenes Haus war von hier nicht zu erkennen. Es verbarg sich hinter dem letzten Hang von Vita Bergen. In ihrer Küche herrschte um diese Uhrzeit längst völlige Dunkelheit.
    »Keine besondere Spur«, sagte Kjell unter der Deckenlampe in der Mitte des Zimmers. Dort stand er nun schon seit einer Viertelstunde und betrachtete die Spurenskizze.
    »Das muss gar nichts bedeuten«, murmelte Sofi wieder, ohne ihren Blick von der Sonne zu lösen. »Das weißt du.«
    Kjell begann, hinter ihrem Rücken herumzugehen. »Ich sage es nur. Damit ich es nicht vergesse. Weder hier noch in der Kirche gibt es die geringste technische Spur.«
    Kjell wollte sich und ihr offenkundig keinen Moment der Ruhe gönnen. Seit Per am frühen Morgen angerufen hatte, war sie auf den Beinen und hatte so gut wie nichts gegessen.
    »Ist dir inzwischen etwas eingefallen?«, fragte die Stimme von Kjell.
    Er war plötzlich aus der Spiegelung verschwunden. Deshalb wendete sie sich wieder dem Zimmer zu.
    »Was meinst du?«

    »Am Morgen habe ich dich gefragt, ob bei dir irgendetwas Außergewöhnliches vorgefallen ist. Und seitdem habe ich dich noch zweimal danach gefragt, einmal um zehn Uhr und dann um halb eins.«
    »Ich überlege noch. Genau wie um halb eins.« Sofi sah überhaupt keinen Grund, von den Briefen zu erzählen. Sie hatte den ganzen Morgen darüber nachgedacht und war sich sicher, dass die Briefe auf einem anderen Gleis ihres Lebens lagen, dem Privatgleis nämlich. Und falls sie wider alle Wahrscheinlichkeit doch zum Fall gehörten, hatte sie alle Vorbereitungen getroffen und musste bloß darauf warten, dass der Verfasser die Kamera auslöste, wenn er zum dritten Mal bei ihr aufkreuzte.
    Kjell setzte sich auf die Bettkante. Die Matratze war bereits im Labor. »Bist du bereit?«
    Sofi nickte und drehte sich wieder zur Aussicht.
    »Was ist geschehen?«, begann er.
    »Zwei Frauen, die erste Ende, die andere Anfang zwanzig, verschwinden etwa zur gleichen Zeit am frühen Abend des Einundzwanzigsten aus einer besonderen Situation ihres Lebens und tauchen einige Tage später in derselben Situation wieder auf. Als Leichen.«
    »Eine besondere Situation? Man kann eher von einer Szene sprechen.«
    »Vielleicht.«
    »Was sind das für Situationen?«, fragte Kjell.
    »Darüber denke ich schon die ganze Zeit nach.

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