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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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ein verkappter Hinweis, und wir dachten, du bist im Einsatz.«
    Sofis Augen waren so schwarz, dass ihr niemand etwas ansehen konnte, wenn sie es nicht wollte. Sie umging eine Antwort, indem sie weiteraß.
    »Ihr bei der Reichsmord habt eine höhere Priorität, das weiß ich, aber wir sollten uns dennoch absprechen, damit wir uns nicht in die Quere kommen.«
    Langsam begriff Sofi, von welcher Quere sie da sprach. Jannika hielt ihre Nacht bei Joakim für einen Polizeieinsatz. Das lief ja bestens, dachte Sofi. Sie durfte nur nicht mit dem Essen aufhören.
    »Eine Venusfalle haben wir auch erwogen, aber dem Ankläger war das zu brisant. Er sieht in Karlström nicht nur einen Informanten.«

    »Sondern?«
    »Einen der Hauptakteure.«
    Sofi folgte einer Eingebung. »Was werft ihr ihm vor? Geht es um Drogen?«
    »Genau das haben wir bei euch angenommen.«
    Sofi schüttelte den Kopf, was Jannika als Hinweis auf die Geheimhaltungsstufe der Reichskrim deutete.
    Jannika wehrte die eingebildete Ermahnung mit den Händen ab. »Wir arbeiten für das Wirtschaftsdezernat.«
    »Ragnar Annerbäck?«
    »Der ist unser Auftraggeber.«
    Oh je, sie hatte sich einem Mann hingegeben, hinter dem Ragnar her war. Auf die Banane hatte sie jetzt keinen Appetit mehr.
    Das Telefon klingelte. Sofi nahm ab.
    »Es war ganz schön schwierig, dich zu finden«, sagte die Stimme am anderen Ende.
    »Und wie hast du es am Ende geschafft?«, antwortete sie und sah dabei Jannika direkt in die Augen. Über die Taktlosigkeit des Schicksals wunderte sie sich längst nicht mehr.
    »Ich habe alle schwedischen Telefonnummern angerufen, bis du abgehoben hast.«
    »Wo bist du gerade?«
    »Ich sitze bei Maja an der Bar. Deine Telefonnummer war an einen beträchtlichen Mindestkonsum gekoppelt.«
    »Ich melde mich.«
    Jannika hatte brav gewartet.
    »Ich komme zu spät zur Einsatzbesprechung«, sagte Sofi und stand auf. »Auf uns müsst ihr keine Rücksicht nehmen.«
    »Aber …«, erwiderte Jannika und blieb zurück.
    Sofi eilte zum Aufzug. Sie war die ganze Zeit von einer Überwachung ausgegangen, wie sie im Stureplan-Milieu üblich
waren. Dass Ragnar dahintersteckte, war eine sehr beunruhigende Neuigkeit. Wenn er von dem Video erfuhr, würde er hinaus in den Flur laufen und bei Kjell klopfen.
    Im Treppenhaus suchte sie sich erst ein Plätzchen und dann die Nummer von Majas Lokal. Als Maja abhob, verlangte sie nach Joakim.
    »Warum hast du mich nicht auf meinem Telefon zurückgerufen?«, wollte er wissen.
    »Was willst du?«, fragte sie, ein bisschen glücklich.

34
    Kjell erschien als Letzter zur Besprechung, dafür aber mit einigem Elan. Barbro, Henning und Sofi sah man die Erschöpfung deutlich an. In der Ecke am Fenster hatte es sich Nils Kullgren als Beobachter der Gegengruppe bequem gemacht.
    Kjell zog einen Zettel aus seiner Manteltasche und begann. »Suunaat konzentriert sich auf eine einzige Frage und hat dies herausgefunden: Opfer 1 und 2 wurden mit demselben Präparat betäubt, das nur in den Vereinigten Staaten als Medikament zugelassen ist. Bei Judit liegt die Dosis höher. Mit hoher Wahrscheinlichkeit nahm keine der beiden regelmäßig Schlafmittel.«
    Barbro wollte etwas einwenden, doch Kjell ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Judit hat Milchkaffee getrunken, in ihrer Wohnung fanden wir aber keine Milch. Ich habe jemand von der Fahndung beauftragt, im Sofo-Viertel die Cafés abzuklappern.«
    »Herrgott«, brummte Henning. »Das kannst du gleich vergessen.«
    »Versuchen müssen wir es. Suunaat ist auch zu Elins Wohnung
gefahren. Sie hat das Medikament mit grünem Tee eingenommen. Auch bei Elin fand sich nichts. Also fand die Einnahme nicht zu Hause statt, wodurch sich die Möglichkeit eröffnet, dass ein anderer das Mittel in das Getränk gegeben hatte. Zwischen der Einnahme und dem Tod lag je ein Zeitraum von mindestens vier Stunden.«
    »Was passiert denn dabei mit einem?«, erkundigte sich Sofi.
    »Man schläft ein, vielleicht sogar im Stehen.«
    »Und stirbt?«
    »Nein. Ohne die Kälte hätte das Mittel nicht zum Tod geführt.«
    »Dann erfüllte es wohl nur den Zweck, die Frauen bewusstlos zu machen, damit sie entführt werden und erfrieren können.«
    Kjell nickte knapp. »Und schließlich das Wichtigste: Bei keiner der beiden Leichen hat der Verwesungsprozess begonnen. Die Kältestarre trat noch vor der Totenstarre an den Augenlidern ein und verhinderte alle Todeszeichen. Dies ist der Beweis, dass es sich nicht um Selbstmord handeln kann. Wäre

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