Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)
Institute zur Betreuung von
Drogenabhängigen, entlassenen Strafgefangenen und anderen Problemfällen trieben die Mission sogar mit Unterstützung kommunaler Behörden voran und
verzeichneten hohe Erfolgsquoten. Die Lehre der Liga erreichte auf diese Weise eine immer breitere Öffentlichkeit – von geistig schlichten Menschen, die in
der Hingabe an das Hju und den Mahaguru ihren Lebenssinn fanden, über Manager und Geschäftsleute, die in den Liga-Schulungen einen Weg zu noch mehr Erfolg
und Einfluss sahen, bis zu Esoterikern, für die das Hju der Schlüssel zu übersinnlichen Mächten darstellte und Leuten, die mit den alten Religionen
unzufrieden waren. Das wirre Durcheinander unzähliger Elemente im Lehrgebäude der Liga erwies sich als erfolgreiche Mixtur – jeder vermochte in der Liga
genau das zu finden, was er suchte und doch war der eigentliche Zweck dieses psychischen Supermarktes für alle der gleiche – hilflose Abhängigkeit vom
Willen der Schattenmacht, die hinter den Mahagurus wirkte.
Ich selbst hatte mich mit meiner verfahrenen Situation arrangiert. Meine Lebenslüge war bequeme Gewohnheit geworden. Meine blühenden äußeren Umstände
bestärkten mich in der Illusion, ich sei über die Liga, über die Atmas, über den Mahaguru hoch erhaben. Ted und ich zogen uns allmählich aus den
Tagesgeschäften zurück, entwickelten uns zu grauen Eminenzen, die aus dem Hintergrund die Fäden zogen, die vertraglich vereinbarten Gewinne abschöpften und
nur noch richtungsweisende Entscheidungen trafen. Jason ließ uns in geschäftlichen Belangen völlige Freiheit. Auch Jane schien Vertrauen zu uns gefasst zu
haben; sie mischte sich kaum noch in Einzelheiten, begnügte sich, die monatlichen Bilanzen und Zuwachsraten zu prüfen. Sie hatte begriffen, dass wir nicht
beabsichtigten, Jason zu betrügen. Sie arbeitete eng mit Rob Garcia zusammen, der die Liga in allen Rechtsfragen vertrat und die wachsenden Erträge
geschickt anlegte. Ted und ich überließen es Rob, die Entscheidungen über die finanziellen Transaktionen und Engagements der Liga zu treffen. Er tat es
vortrefflich und sicherlich nicht zu seinem eigenen Schaden. Auch wenn es galt, Gegner der Liga, kritische Journalisten etwa oder abtrünnige Eingeweihte,
mit Prozessen einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen, war Rob zur Stelle. Er ging mit kompromissloser Härte vor. ‚Feinde der Wahrheit müssen mit
allen Mitteln bekämpft werden,‘ lautete sein Wahlspruch. In Jane fand Rob eine Gesinnungsgenossin, die ähnlich ambitioniert war und viele seiner Ideen, die
mit den ursprünglichen Zielen der Liga nur mehr wenig zu tun hatten, bei Jason durchsetzte. Ted und mich versuchte er zu Freunden zu machen, da er die
Verträge kannte, die uns mit der Liga verbanden. Vermutlich beneidete er uns, dass es uns gelungen war, ein solch lukratives Stück aus dem Liga-Kuchen
herauszuschneiden. Sicherlich glaubte er, wir hätten Jason bewusst über den Tisch gezogen. Wir unternahmen nichts, ihm diesen Glauben zu nehmen. Ich habe
mit Rob nie ein böses Wort gewechselt, wir hatten in den Treffen des inneren Kreises nie wirkliche Meinungsverschiedenheiten, verbrachten auch privat Zeit
zusammen, segelten, spielten Golf und Tennis und doch hielt sich in mir hartnäckig ein Rest von Abneigung gegen die berechnende Kälte, die ich in seiner
Gegenwart zu spüren glaubte.
Im Laufe der Jahre wuchs die Liga zu einem bedeutenden Wirtschaftsunternehmen, verfügte über Firmenbeteiligungen und stetig wachsenden Immobilienbesitz,
spekulierte an der Börse und knüpfte internationale Kontakte, die nicht selten von treu ergebenen Liga-Pionieren eingefädelt wurden. Auch diese über alle
sozialen und politischen Barrieren hinausreichenden Verbindungen waren ein Aspekt der Liga-Weltkultur, ein Aspekt, der viele Menschen, die nur am Rande an
spirituellen Themen interessiert waren, zum Beitritt zur Liga bewog. Auf Betreiben Robs wurde eine speziell codierte, nur dem inneren Kreis zugängliche
Mitgliederkartei angelegt, in der ausschließlich prominente Persönlichkeiten geführt wurden, die Wert darauf legten, dass ihre Mitgliedschaft in der Liga
geheim blieb. Viele namhafte Personen aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Medien fanden zur Liga. Sie erhofften sich okkultes Wissen oder Techniken, mit
denen sich Erfolg und Einfluss steigern ließen und fanden Anschluss an mächtige Gleichgesinnte, Kontakte, die außerhalb der Liga kaum möglich
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