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Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Der Name der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Binder
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wiedersehen. In welchem Kreis der Einweihung stehst du, Aron?“
    „Im achten.“
    „Und du bist dabei, die Akademie abzuschießen?“
    „Ja. Ben war mir ein Trimester voraus, daher konnten wir unsere Missionsreise nicht gleichzeitig antreten. Die seine hat sich außerdem verschoben.“
    „Ich weiß. Er hatte Ärger mit diesem Crapp.“
    „Ben mochte Crapp nicht. Aber Crapp ist der Lirep.“
    „Die üblichen Machtspiele, nicht wahr?“
    „Vielleicht. Aber Crapp hat die Totenfeier für Ben abgehalten, als Zeichen für alle Atmas, die von diesen Unstimmigkeiten wussten, dass in letzter
    Konsequenz alles in Harmonie war.“
    „Ich habe diesen Crapp einmal gesehen. Ein rückgratloser Schleimer, der seine eigene Mutter verkaufen würde für die nächsthöhere Einweihung. Ein gelungenes
    Produkt langjähriger Gehirnwäsche. Verzeih mir, Aron, ich habe keine sehr hohe Meinung von diesen Lireps und Liga-Pionieren und all den anderen Führern,
    die bei den Atmas Ansehen genießen.“
    Wieder traf Aron eine Welle der Panik. Er sprach mit einem Feind der Liga, mit einem mächtigen Feind, der einst selbst im Zentrum der Macht gestanden, der
    vielleicht geplant hatte, den Mahaguru zu ermorden und nun versuchte, Atmas vom Weg des Hju abzubringen. Und doch fasste er immer mehr Zutrauen zu diesem
    Mann, weil er Aufrichtigkeit in seinen Worten spürte.
    „Warum hat mir Ben nie von Ihnen erzählt?“, fragte er.
    „Nenne mich einfach Walt,“ sagte Mason, als Aron zögernd nach der richtigen Anrede suchte. „Ben hat viele Jahre nicht gewusst, dass ich sein Vater bin. Er
    kam als Baby aus den Staaten nach Deutschland. Ben ist in dem Glauben aufgewachsen, dass der zweite Mann seiner Mutter sein richtiger Vater ist. Seine
    Mutter wollte mich aus ihrem Leben radieren. Sie hat alles getan, um Ben von mir fernzuhalten. Als Ben älter wurde, hat er natürlich die Wahrheit erfahren,
    aber seine Mutter verstand es, mich in einem so schlechten Licht darzustellen, dass er wenig Lust verspürte, mit mir Kontakt aufzunehmen. Ich weiß nicht,
    welche Schauermärchen sie ihm über mich erzählt hat. Was ist das auch für ein Vater, der seine Frau und seinen Sohn gehen lässt und sich nicht mehr um sie
    kümmert? Es ist beschämend für mich, dass Ben es war, der den Kontakt zu mir suchte. Nach meiner Flucht. Seine Mutter hatte ihn mit Gerüchten über meine
    Beteiligung an dem Attentat konfrontiert. Ben war hartnäckig. Er wollte selbst die Wahrheit herausfinden. Er hat die Telefonnummer meines Anwalts
    herausbekommen.“
    Walt wandte sich von Aron ab und hielt die Hand vor das Gesicht, um seine Tränen zu verbergen. Nach langer Pause sprach er weiter: „Als ich ihn zurückrief
    und seine Stimme hörte, als er ‚Vater‘ zu mir sagte, wusste ich, dass ich insgeheim immer auf diesen Augenblick gewartet hatte. Zugleich traf mich die
    Einsicht, dass ich selbst zu feige und zu bequem gewesen war, diesen ersten Schritt zu tun. Ich habe Ben gebeten, unseren Kontakt nicht an die große Glocke
    zu hängen. Ben hatte viele Fragen. Ich sah, dass er kein blinder Liga-Gläubiger war. Wir verabredeten uns auf Bali, weil hier die Macht der Liga kaum
    etabliert ist und Ben trotzdem im Rahmen seines Studiums an der Akademie hinreisen konnte, ohne Argwohn zu erwecken. In meiner Freude bedachte ich nicht,
    dass sie andere Mittel zur Verfügung haben, um Abweichlern nachzuspüren. Ich musste lange auf Ben warten, weil sich seine Reise verschob, aber ich habe in
    dieser Zeit diese Insel und ihre Menschen lieben gelernt. Es wird mir schwerfallen, wieder fortzugehen. Aber es freut mich, dass ich dich getroffen habe,
    Aron. Ben hat mir viel von dir erzählt.“
    „Was hat er erzählt?“
    „Nun, wenn ich offen sein darf, er hat mir berichtet, dass du weit stärker im Glauben an die Liga verhaftet bist als er sich selbst einschätzte. Er hat mir
    von euren einstigen Idealen berichtet, von eurem Werdegang, von eurer Freundschaft und auch von euren Gesprächen in den letzten Monaten, in denen er stets
    die Rolle des Zweiflers und Hinterfragers spielte, während du die Position der Liga vertreten hast.“
    Aron schüttelte den Kopf. „Ben hat nie an den Grundlagen der Lehre gezweifelt, am Hju, am Mahaguru. Aber er hat sich eigene Gedanken gemacht. Er wollte
    nicht vorgestanzte Wortschablonen nachplappern und war nicht blind für Missstände in der Organisation. Er hat die strengen Maßnahmen, die nach dem Attentat
    ergriffen wurden, kritisiert. Er war dem

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