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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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begann ihn als Waffe gegen das feindliche Element zu benutzen. Doch seine Schläge auf den brennenden Bücherhaufen ließen nur weitere Funken aufstieben, und als er versuchte, sie mit den Füßen auszutreten, erreichte er wieder nur das Gegenteil, denn nun erhoben sich brennende Pergamentfetzen, um durch die Luft zu segeln wie Fledermäuse und, getrieben vom Wind, die irdische Materie anderer Pergamente in Brand zu setzen.
    Zu allem Unglück war dieser Raum auch noch einer der unaufgeräumtesten in der ganzen Bibliothek.
    Überall ragten zusammengerollte Handschriften aus den Fächern der Schränke hervor, viele vergilbte Bücher ließen aus ihren Einbänden, wie aus gähnenden Mündern, welke Pergamentzungen hängen, und auf dem Tisch hatten große Mengen von Schriften gelegen, die Malachias (der ja seit einigen Tagen allein gewesen war) noch nicht wieder eingeräumt hatte. So war der ganze Raum, zumal nach der von Jorge angerichteten Verwüstung, übersät mit losen Blättern, die nichts anderes erwarteten, als sich zurückzuverwandeln ins heraklitische Urelement.
    Nach kurzer Zeit war der Raum ein einziges Flammenmeer, ein brennender Dornbusch. Auch die Schränke beteiligten sich an diesem freudigen Opfer und begannen zu knistern. Mir wurde mit einem Mal klar, daß diese ganze labyrinthische Bibliothek nichts anderes war als ein riesiger Scheiterhaufen, sorgsam aufgeschichtet zum Brandopfer und bereit für den ersten Funken . . .
    »Wasser! Wir brauchen Wasser!« stellte William fest. »Aber wo kriegen wir Wasser her in diesem Inferno?«
    »Von unten, aus der Küche!« rief ich.
    Er sah mich verdutzt an, das Gesicht rot angestrahlt vom wütenden Feuerschein. »Klar, aber bis wir unten sind und wieder oben . . . Ach, zum Teufel!« rief er plötzlich. »Der Raum ist sowieso verloren und der nächste vermutlich auch. Versuchen wir's! Los, runter! Ich hole Wasser und du schlägst Alarm, hier werden viele 300
    Der Name der Rose – Siebenter Tag
    Helfer gebraucht!«
    Wir fanden den Weg zur Treppe rasch, denn der Brand erhellte auch die benachbarten Räume, allerdings immer schwächer, so daß wir die letzten beiden fast tastend durchqueren mußten. Unten im Skriptorium schien ein fahles Nachtlicht durch die Fenster herein, doch wir eilten gleich weiter ins Erdgeschoß. William lief sofort in die Küche, ich zur Pforte des Refektoriums, die zu entriegeln mir erst nach einiger Mühe gelang, da die Aufregung mich begriffsstutzig und fahrig machte. Ich stürzte ins Freie, rannte über den Hof zum Dormitorium, begriff unterwegs, daß ich die Mönche kaum einzeln wecken konnte, hatte eine Idee und lief in die Kirche, um den Eingang zum Glockenturm zu suchen. Ich fand ihn schließlich, sprang hinauf, ergriff alle Glockenseile auf einmal und läutete Sturm. Das Seil der Hauptglocke zog ich so heftig nieder, daß es mich beim Zurückschnellen mit nach oben riß. In der Bibliothek, bei meinem vergeblichen Löschversuch, hatte ich mir die Handrücken verbrannt; nun verbrannte ich mir, als ich das Seil hinabglitt, auch die Innenflächen der Hände, bis sie zu bluten anfingen und ich meinen Griff lockern mußte.
    Immerhin hatte ich jetzt genug Lärm gemacht, und als ich ins Freie stürzte, sah ich auch schon die ersten Mönche aus dem Dormitorium kommen, während hinten im Hof die Stimmen der Knechte erklangen. Ich konnte mich nicht gut verständlich machen, es war mir unmöglich, Sätze zu formulieren, und die ersten Worte, die mir über die Lippen kamen, waren in meiner Muttersprache. Aber ich deutete mit der blutenden Hand zu den oberen Fenstern des Südturms empor, aus deren Alabasterscheiben ungewöhnliche Helligkeit drang, und an der Intensität dieser Helligkeit sah ich, daß der Brand sich inzwischen auf weitere Räume ausgedehnt hatte: Sämtliche Fenster des Africa und die ganze Südostfassade des Aedificiums waren von flackerndem Schein erleuchtet.
    »Wasser!« schrie ich. »Holt Wasser herbei!«
    Keiner verstand zunächst, was ich meinte. Die Mönche waren so sehr gewohnt, die Bibliothek als einen heiligen und unzugänglichen Ort zu betrachten, daß ihnen der Gedanke, sie könnte von einem banalen Unglück heimgesucht werden wie die einfache Hütte eines Bauern, völlig unfaßbar erschien.
    Die ersten, die hinaufblickten, bekreuzigten sich und murmelten ein paar entsetzte Worte, als glaubten sie an neue Erscheinungen. Ich packte sie an der Kutte und flehte sie an, sie sollten doch endlich begreifen, bis einer mein

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