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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Gott gnädig sein und sich unserer schon irgendwie erbarmen werde. So begab ich mich auf die Suche nach Salvatore und fand ihn auch bald im Stall bei den Pferden.
    »Prächtiges Tier«, sagte ich, um ein Gespräch zu beginnen, und deutete auf Brunellus. »Würde ich gern einmal reiten.«
    »Geht nich. Verboten. Abbonis est. Brauchst aber kein bonum cavallum, pour courir vite.« Er wies auf einen robusten, aber plumpen Gaul: »Anco quello sufficit … Vide illuc, tertius equi …«
    Er meinte das dritte Pferd in der Reihe, und ich mußte lachen über sein Küchenlatein. »Und was muß ich tun, damit es schnell läuft?« fragte ich ihn.
    Da erzählte er mir eine sonderbare Geschichte. Er sagte, man könne jedes beliebige Pferd, auch den lahmsten Klepper, genauso schnell wie Brunellus machen. Man brauche ihm nur ein feingehäckseltes Kraut namens Satyrion in den Hafer zu mischen und die Schenkel mit Hirschtalg einzureihen. Alsdann besteige man es, und ehe man ihm die Sporen gebe, drehe man seine Nüstern gen Osten und sage ihm dreimal leise die Worte »Kaspar, Merchior, Merchisardo« ins Ohr. Daraufhin werde es mächtig schnell loslaufen (»mucho rrrapido«) und in einer Stunde so weit gelangen wie Brunellus in deren acht. Und wenn man ihm dann noch die Zähne eines Wolfes, den es selber getötet hätte in seinem rasenden Lauf, an einem Band um den Hals hänge, werde es nimmermehr Müdigkeit spüren.
    Ich fragte Salvatore, ob er das Rezept je ausprobiert hätte. Er schaute sich ängstlich um, trat nahe an mich heran, so daß ich seinen nicht eben erquicklichen Atem roch, und flüsterte mir ins Ohr, die Sache sei überaus schwierig geworden, denn heutzutage werde jenes Satyrion nur noch von den Bischöfen und ihren Freunden, den Rittern angebaut, die sich seiner bedienten, um ihre Macht zu vergrößern … An dieser Stelle machte ich seinem Gerede ein Ende, indem ich ihm sagte, mein Meister wolle heute abend einige Bücher in seiner Zelle studieren und hätte dort gern noch etwas zu essen.
    »No es problema«, erklärte Salvatore sofort. »Faccio ego. Faccio el Kaasschmarrn.«
    »Kaasschmarrn? Wie geht das?«
    »Facilis. Nimm einen Kaas, nich zu alt, nich zu weich, mach klein Stückl in quadri o sicut te piace. Dann stell auf Feuer ein Topf mit un poco de burro o vero de structo fresco à rechauffer sobre la brasia. Et dentro vamos, rein mit dem Kaas, und wenn dir scheint tenerum, un peu zucharum et canella supra positurum. Fertisch. E subito in tabula, parce que ça se mange caldo caldo!«
    »Also gut, mach uns Kaasschmarrn«, sagte ich, woraufhin mir Salvatore zu warten bedeutete und in die Küche entschwand. Nach kaum einer halben Stunde erschien er wieder und brachte mir eine dampfende Schüssel, über die er ein Tuch gebreitet hatte. Es duftete ausgezeichnet.
    »Tiens!« sagte er und reichte mir auch eine große, reichlich mit Öl gefüllte Lampe.
    »Wozu das denn?« fragte ich überrascht.
    »Weiß nich«, sagte er mit hinterhältiger Miene. »Viellaisch questa notte tuo Magister will ire in locum oscurum …«
    Wahrlich, dieser seltsame Bruder wußte entschieden mehr, als man dachte. Ich zog es vor, nicht weiter in ihn zu dringen, und brachte die Speise zu William. Wir aßen, ich wünschte meinem Meister eine gute Nacht und zog mich in meine Zelle zurück. Jedenfalls tat ich so. Denn ich wollte an diesem Abend wenn irgend möglich noch mit Ubertin sprechen, und so schlich ich mich heimlich in die Kirche.

NACH KOMPLET
    Worin Adson die schlimme Geschichte des Fra Dolcino erfährt, sich andere schlimme Geschichten vergegenwärtigt oder auf eigene Faust in der Bibliothek zu Gemüteführt und schließlich, erregt von all diesen Entsetzlichkeiten, einem lieblichen Mädchen begegnet, das ihm schön wie die Morgenröte erscheint und schrecklich wie eine waffenstarrende Heerschar.
    Diesmal war Ubertin in der Kirche. Ich fand ihn am Fuß der Mariensäule, kniete mich schweigend neben ihm nieder und (ich gestehe es) tat eine Weile so, als ob ich betete. Dann faßte ich mir ein Herz und sprach ihn an.
    »Ehrwürdiger Vater«, begann ich, »darf ich Euch um Rat und Erleuchtung bitten?« Ubertin sah mich an, nahm meine Hand in die seine, erhob sich und führte mich zu einer Bank. Wir setzten uns, er umarmte mich, und ich spürte seinen Atem an meiner Wange.
    »Mein liebster Sohn«, sagte er warm, »alles, was ich armer alter Sünder für deine Seele tun kann, will ich mit Freuden tun. Was plagt dich? Es ist die Begierde, nicht

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