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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Mitternacht diese Katze zum Opfer darbringen, und du wirst tun, was ich dir befehle, denn ich befehle es dir kraft der Magie, die ich jetzt ausüben werde gemäß dem okkulten Buch des Sankt Cyprianus, im Namen aller Fürsten der höllischen Heerscharen, die ich jetzt anrufen werde mitsamt ihren Brüdern: Adramelch, Astharoth, Azalzel …« Die Lippen zitterten ihm, die Augen schienen ihm aus den Höhlen zu treten, und er begann zu beten, will sagen, es klang wie ein Gebet, doch in Wahrheit richtete er seine Anrufungen an die Fürsten der Hölle … »Abigor, pecca pro nobis … Ammon, miserere nobis … Asmodeus, libera nos a bono … Belial eleyson … Beelzebub, in corruptionem meam intende … Böliman, damnamus dominum … Jazariel, anum meum aperies … Chlungeri, asperge me spermate tuo et inquinabor … Blutschink … 97 «
    »Aufhören! Aufhören!« schrie es von allen Seiten, die Anwesenden bekreuzigten sich entsetzt und riefen: »Herr, vergib uns und erlöse uns von dem Übel!«
    Remigius verstummte, zitternd, mit Schaum vor dem Munde: Er hatte sie ausgesprochen, die Namen all dieser Teufel! Reglos verharrte er ein paar Sekunden, dann brach er zusammen, stürzte kopfüber mit dem Gesicht nach unten zu Boden und wand sich in heftigen Krämpfen, weißlicher Geifer troff ihm aus dem Mund, die Hände, eben noch ganz erstarrt unter den Ketten, öffneten sich und schlössen sich konvulsivisch, die Füße traten wild zuckend in die Luft. Auch ich war von einem Tremor horroris ergriffen, der mich am ganze Leibe erzittern ließ. William, der es bemerkte, strich mir beruhigend mit der Hand über den Kopf, legte mir den Arm um die Schultern und drückte mir fest den Nacken. »Merke dir«, sagte er leise, »unter der Folter oder bedroht von der Folter sagt ein Mensch nicht nur, was er getan hat, sondern auch, was er tun wollte oder gern getan hätte, selbst wenn er sich dessen gar nicht bewußt war. Remigius will jetzt mit ganzer Seele nur noch den Tod.«
    Die Bogenschützen führten den immer noch heftig Zuckenden ab. Bernard ordnete schweigend seine Blätter. Dann blickte er auf und fixierte die Anwesenden, die wie versteinert vor Schrecken auf ihren Plätzen saßen.
    »Das Verhör ist beendet. Der Angeklagte wird als geständiger Delinquent nach Avignon überstellt, wo ihm der endgültige Prozeß gemacht werden wird unter strengster Beachtung aller Regeln der Wahrheitsfindung und des Rechts. Erst nach diesem regulären Prozeß wird er dann verbrannt. Er gehört nicht mehr Euch, Abt Abbo, er gehört jetzt auch mir nicht länger, ich war nur das bescheidene Werkzeug der Wahrheitsfindung. Das Werkzeug des Rechts und seiner Vollstreckung findet sich andernorts. Die Hirten haben ihr Werk getan, es obliegt jetzt den Hunden, das schwarze Schaf von der Herde zu trennen und es mit Feuer zu reinigen. Die schmerzliche Episode, in der dieser Mann sich uns als der Schuldige zahlreicher Greueltaten entlarvt hat, ist vorüber. Die Abtei kann wieder in Frieden leben. Die Welt aber …«, Bernard hob die Stimme und sah die Legaten an, »die Welt hat noch keinen Frieden gefunden, die Welt wird zerrissen von Häresien, deren Urheber Zuflucht finden selbst noch in den Sälen der Kaiserpaläste! Meine Brüder mögen bedenken: Ein cingulum diaboli 98 verbindet die perversen Sektierer Dolcinos mit den geehrten und hochangesehenen Meistern des Kapitels zu Perugia! Vergessen wir nie, in den Augen Gottes unterscheidet sich das Gefasel jenes Elenden, den wir soeben der Justiz überantwortet haben, nicht wesentlich von dem jener Theologen, die am Tische des exkommunizierten Bayern tafeln. Die Quelle der häretischen Ruchlosigkeiten sprudelt aus mancherlei Predigten, auch aus hochangesehenen, noch ungestraften. Leidvoll und schwer ist das Amt und die Aufgabe dessen, der, wie meine sündige Wenigkeit, von Gott berufen ist, die Schlange der Ketzerei zu entdecken, wo immer sie sich einnistet. Doch wenn man dieses heilige Werk verrichtet, lernt man, daß Ketzer nicht nur jene sind, die ihre Ketzerei offen praktizieren. Die Helfershelfer der Ketzerei erkennt man an fünf beweiskräftigen Indizien. Erstens, wer die gefangenen Ketzer heimlich im Gefängnis besucht; zweitens, wer ihre Gefangennahme beklagt und ihnen im Leben freundschaftlich verbunden war (denn schwerlich entgehen einem die ruchlosen Machenschaften der Ketzer, wenn man häufig mit ihnen Umgang hat); drittens, wer die Meinung vertritt, die Ketzer seien zu Unrecht verurteilt worden, mag

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