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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Männer erzittern vor Angst und die Weiber aufschreien vor Vergnügen, ja … Doch als sie ihn folterten, schrie auch er vor Schmerzen wie ein Weib, wie ein Lamm, er blutete aus allen Wunden, als sie ihn durch die ganze Stadt schleiften und immer noch weiter verstümmelten, nur um vorzuführen, wie lange ein Abgesandter der Hölle weiterzuleben vermag, und er wollte sterben, ja, er flehte sie an, sie sollten ein Ende machen mit ihm, aber er starb spät, zu spät, erst auf dem Scheiterhaufen, und da war er nur noch eine blutige Fleischmasse … Ich war ihm gefolgt auf seinem Leidensweg und war froh, dieser grausamen Prüfung entgangen zu sein, und neben mir ging jener Strolch Salvatore, der zu mir sagte: Das haben wir gut gemacht, Fratel Remigio, daß wir so schlau gewesen sind, es gibt nichts Schlimmeres als die Folter … Tausend Religionen hätte ich abgeschworen an jenem Tage! Und seit Jahren, seit Jahrzehnten sage ich mir beschämt, wie feige ich war, und wie froh ich war, daß ich feige war, und die ganze Zeit habe ich immer gehofft, mir eines Tages beweisen zu können, daß ich doch nicht ganz so ein Feigling bin. Heute endlich, heute hast du, Bernard, mir die Kraft gegeben, es mir zu beweisen! Du bist heute für mich gewesen, was einst die heidnischen Kaiser für die feigsten der Märtyrer waren. Du hast mir den Mut gegeben, endlich frei zu bekennen, was ich glaubte in meiner Seele, während mein Leib davor zurückschreckte. Doch verlange jetzt nicht zuviel von mir, verlange nicht größeren Mut, als meine sterbliche Hülle ertragen kann. Nicht die Folter! Ich werde alles sagen, was du willst, lieber sofort auf den Scheiterhaufen, man erstickt, bevor man verbrennt. Aber nicht die Folter wie bei Dolcino! Du willst einen Kadaver haben, und um ihn zu kriegen, mußt du mir die Schuld für andere Kadaver aufbürden. Wohlan, Kadaver bin ich sowieso bald, also gebe ich dir, was du willst. Ich habe Adelmus von Otranto getötet, aus Haß auf seine Jugend und aus Neid auf seine Geschicklichkeit im Umgang mit Monstern, die mir ähnelten, mir, dem alten, fetten, kleinen und ignoranten Monster. Ich habe Venantius von Salvemec umgebracht, weil er so gebildet war und Bücher las, die ich nicht verstand. Ich habe Berengar von Arundel getötet aus Haß auf seine Bibliothek, ich, der ich Theologie betrieb, indem ich die viel zu reich gewordenen Kirchen plünderte. Und schließlich habe ich Severin von Sankt Emmeram erschlagen, weil … ja, weil er Kräuter sammelte, während wir auf dem Monte Rebello fraßen, was wir in die Finger bekamen, ohne uns groß Gedanken zu machen, ob es giftig war oder nicht. Ich könnte ohne weiteres auch all die anderen hier töten, inklusive den Abt: Ob Papst oder Kaiser, immer hat er sich mit meinen Feinden verbündet, und immer habe ich ihn gehaßt, auch als er mir zu essen gab, weil ich ihm zu essen gab. Genügt dir das? Ach nein, du willst ja auch wissen, wie ich all diese Mitbrüder umgebracht habe … Wohlan, ich habe sie umgebracht … warte … indem ich die Kräfte der Hölle beschwor, indem ich die tausend Legionen der Hölle benutzte, die ich mir gefügig zu machen verstand durch die Schwarze Magie, die Salvatore mir beigebracht hatte. Um jemanden umzubringen, brauchst du nicht selber Hand anzulegen, das besorgt der Teufel für dich, wenn du dir den Teufel dienstbar zu machen weißt.«
    Der Cellerar blickte im Saal herum mit verschlagener Miene und lachte, aber es war jetzt das Lachen eines Irren, mochte dieser Irre auch – worauf mich William später hinwies – noch genug Geistesgegenwart aufgebracht haben, Salvatore in seinen Untergang mit hineinzureißen aus Rache für dessen Verrat.
    »Und wie macht man sich den Teufel dienstbar?« wollte Bernard wissen, der dieses Delirium offenbar für ein justiziables Geständnis hielt.
    »Das weißt du doch selber, man hat nicht so viele Jahre lang Umgang mit Besessenen, ohne ihre Gebräuche zu übernehmen! Du weißt es genau, du alter Apostelschlächter! Du nimmst eine schwarze Katze, nicht wahr? Eine kohlschwarze Katze, an der kein weißes Härchen sein darf, wie du weißt, und bindest ihr die Pfoten zusammen und bringst sie um Mitternacht an einen Kreuzweg, und dann rufst du mit lauter Stimme: Oh großer Luzifer, Herr der Hölle, ich nehme dich und führe dich ein in den Leib meines Feindes, so wie ich jetzt diese Katze gefangenhalte in meinen Händen, und wenn du meinen Feind zu Tode bringst, werde ich dir an dieser selben Stelle morgen um

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