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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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wunderbarer Hypotyposen. Doch ich muß zum Inhalt unserer Gespräche kommen, denn daraus ergaben sich zahlreiche nützliche Hinweise zum Verständnis der spürbaren Unruhe, die unter den Mönchen herrschte, sowie des irgendwie unausgesprochenen Etwas, das ihre Reden belastete.
    William begann das Gespräch mit Malachias, indem er die Schönheit und Zweckmäßigkeit des Skriptoriums lobte und sich erkundigte, wie hier die Arbeit vonstatten gehe, denn er habe, so fügte er wohlüberlegt hinzu, allerorten von dieser trefflichen Bibliothek gehört und würde gern viele der Bücher genauer in Augenschein nehmen. Malachias erklärte ihm, wie es bereits der Abt getan hatte, daß der Mönch, der ein bestimmtes Buch haben wolle, den Bibliothekar darum bitten müsse, und dieser hole es dann aus der Bibliothek im zweiten Obergeschoß, wenn der Wunsch gerechtfertigt sei und fromm. Auf Williams Frage, woher man den Titel des Buches erfahren könne, zeigte Malachias ihm einen voluminösen, mit einem goldenen Kettchen an seinem Tisch befestigten Codex, dessen Seiten von oben bis unten eng mit Listen bedeckt waren.
    William versenkte die Hand in seine Kutte, wo sie vor der Brust einen Beutel bildete, und förderte einen Gegenstand zutage, den ich bereits früher zuweilen in seinen Händen oder auf seiner Nase gesehen hatte: eine kleine zweizackige Gabel, die so geformt war, daß sie auf der Nase eines Mannes sitzen konnte (zumal auf einer so kühn gebogenen Adlernase wie der meines Meisters), wie ein Reiter auf seinem Pferd sitzt oder ein Vogel auf seiner Stange. Rechts und links an den beiden Zacken der Gabel befanden sich, in genauer Entsprechung zu den Augen, zwei ovale Metallringe, die zwei dicke mandelförmige Gläser umspannten. Mit diesen Gläsern vor seinen Augen pflegte William zu lesen, und er sagte, er könne mit ihnen besser sehen, als es ihm die Natur oder sein fortgeschrittenes Alter gestatte, vor allem wenn das Tageslicht nachzulassen beginne. Allerdings brauche er das Gerät nicht, um in die Ferne zu sehen (im Gegenteil, da waren seine Augen sogar besonders scharf), sondern nur, um etwas aus der Nähe zu betrachten, und tatsächlich konnte er mit diesen Gläsern Manuskripte in winziger Schrift lesen, die zu entziffern selbst mir nicht immer leichtfiel. Wie er mir einmal erklärte, sei es nämlich so, daß bei vielen Menschen, wenn sie die Mitte ihrer Lebenszeit überschritten hätten, die Augen leicht ermüdeten und die Pupillen sich nicht mehr so gut anpassen könnten, selbst wenn ihre Sehkraft immer hervorragend gewesen sei, weshalb leider viele Gelehrte nach ihrem fünfzigsten Lenz, was das Lesen und Schreiben betreffe, so gut wie gestorben seien. Und das sei natürlich ein schlimmes Unglück für Männer, die noch viele Jahre lang ihr Bestes an Intelligenz und Erkenntnis hätten geben können, und deshalb müsse man Gott dafür loben, daß eines Tages jemand dieses nützliche Instrument erfunden und hergestellt habe – und das zeige wieder einmal, wie gut die Ideen des Roger Bacon gewesen seien, der bekanntlich gelehrt habe, Ziel und Zweck der Weisheit sei nicht zuletzt die Verlängerung des menschlichen Lebens.
    Die anderen Mönche betrachteten William mit großer Neugier, wagten es aber nicht, ihm Fragen über seine Gläser zu stellen. Und so merkte ich, daß auch ihnen, die sich so eifersüchtig und selbstbewußt dem hehren Umgang mit Büchern verschrieben hatten, dieses wunderbare Gerät nicht bekannt war. Und es erfüllte mich mit Stolz, einen Meister zu haben, der etwas besaß, was Leuten, die in der ganzen Welt berühmt waren für ihr Wissen, solchen Eindruck machte.
    Mit diesem Gerät auf der Nase beugte sich William nun also über den Codex. Ich tat es ihm nach, und wir entdeckten die Namen zahlloser Bücher, nie gehörte neben hochberühmten, die sich in dieser Bibliothek befanden.
    » De pentagono Salomonis; Ars loquendi et intelligendi in lingua hebraica; De rebus metallicis von Rüdiger von Herford; Algebra von Al Kuwarizmi, ins Lateinische übertragen von Robertus Anglicus; die Punica von Silius Italicus; die Gesta francorum; De laudibus sanctae crucis von Hrabanus Maurus; und Flavii Claudii Giordani de aetate mundi et hominis reservatis singulis litteris per singulos libros ab A usque ad Z «, las mein kluger Meister. »Glänzende Werke. Aber in welcher Reihenfolge sind sie hier aufgeführt?« Und er zitierte einen Text, den ich nicht kannte, der aber sicher dem Bibliothekar geläufig war: »›

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