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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Grundfläche von über einem halben Hektar und sah aus, als wäre es aus einer Reihe kleinerer Gebäude zusammengeschustert.
    Als ich auf die Bibliothek zuschritt, erinnerte mich das Haus mit seiner grauen, fensterlosen Fassade an einen riesigen Graustein. Nach all den Jahren des Wartens konnte ich es kaum glauben, dass ich dort war. Ich ging um das Gebäude herum, bis ich den Eingang fand, ein massives Steintor, das weit offen stand. Darüber, tief in den Stein gemeißelt, standen die Worte Vorfelan Rhinata Morie . Die Sprache war mir unbekannt. Es war kein Siaru … vielleicht Yllisch oder Temisch. Noch eine weitere Frage, die es zu beantworten galt.
    Hinter dem Steintor gelangte man in einen Vorraum mit einer Holztür. Ich zog sie auf, und ein kühler, trockener Lufthauch streifte mich. Die Wände waren aus nacktem, grauem Stein, und ein gleichmäßiges, rötliches Licht von Sympathielampen breitete sich im Raumaus. Auf einem großen hölzernen Schreibtisch lagen etliche große Registrierbücher, die aufgeschlagen waren.
    Hinter dem Schreibtisch saß ein junger Mann, der nach einem waschechten Kealden aussah. Er hatte die charakteristische rötliche Gesichtsfarbe, dunkles Haar und dunkle Augen.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte er mit schnarrendem Siaru-Akzent.
    »Ich möchte in die Bibliothek«, sagte ich. Ein Hochgefühl durchströmte mich, und meine Handflächen waren feucht.
    Er musterte mich, versuchte offenbar mein Alter einzuschätzen. »Bist du Student?«
    »Angehender«, sagte ich. »Ich muss nur noch die Zulassungsprüfung absolvieren.«
    »Das musst du zuerst erledigen«, erwiderte er streng. »Ich kann hier niemanden hereinlassen, der nicht eingeschrieben ist.« Er wies auf die Registrierbücher.
    Das Hochgefühl fiel in sich zusammen. Ich machte mir nicht die Mühe, meine Enttäuschung zu verhehlen. »Darf ich mich nicht wenigstens ein paar Minuten umsehen? Ich komme von sehr weit her …« Ich sah zu den beiden Flügeltüren hinüber, die aus dem Raum hinausführten. Die eine war mit PRÄSENZ beschriftet, die andere mit MAGAZIN. Hinter dem Pult gab es noch eine kleinere Tür mit der Aufschrift NUR FÜR PERSONAL.
    Sein Miene milderte sich ein wenig. »Nein, das geht nicht. Das würde Ärger geben.« Er musterte mich erneut. »Willst du wirklich die Zulassungsprüfung absolvieren?«
    Ich nickte. »Ich wollte bloß vorher noch hierher kommen«, sagte ich und sah mich in dem ansonsten leeren Raum um. Ich betrachtete die geschlossenen Türen und überlegte, wie ich ihn dazu bringen könnte, mir Zutritt zu gewähren.
    Bevor mir etwas einfiel, ergriff er wieder das Wort. »Wenn du das wirklich willst, solltest du dich sputen. Heute ist der letzte Tag. Und manchmal machen sie schon mittags Schluss.«
    Mein Herz pochte. Ich war davon ausgegangen, dass die Prüfungen den ganzen Tag stattfanden. »Wo muss ich hin?«
    »Zum Hollows.« Er wies zum Ausgang. »Links entlang. Ein flachesGebäude mit … bunten Fenstern. Zwei große … Bäume davor.« Er hielt inne. »Ahorn? Heißen die so?«
    Ich nickte, eilte hinaus und lief die Straße hinab.

    Zwei Stunden später betrat ich aufgeregt die Bühne eines Theatersaals im Meistergebäude Hollows. Der Raum war abgedunkelt, nur auf den Tisch der Meister fiel Licht. Ich trat an den Rand dieses Lichtkreises und wartete. Die Gespräche der neun Meister verstummten allmählich, und sie fassten mich in den Blick.
    Sie saßen an einem großen, halbmondförmigen Tisch, der erhöht war, so dass sie, obwohl sie saßen, auf mich herabsahen. Es waren streng blickende Männer mittleren bis hohen Alters.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, und dann forderte mich der Mann, der in der Tischmitte saß, mit einer Handbewegung auf vorzutreten. Ich vermutete, dass er der Rektor war. »Tritt näher, dass wir dich sehen können. So ist es recht. Wie heißt du, mein Junge?«
    »Kvothe, Sir.«
    »Und weshalb bist du hier?«
    Ich sah ihm in die Augen. »Ich will hier studieren. Ich will Arkanist werden.« Ich sah sie nacheinander an. Einige wirkten belustigt, aber keiner sonderlich erstaunt.
    »Du bist dir aber bewusst«, sagte der Rektor, »dass die Universität der weiterführenden Bildung dient – nicht der grundlegenden?«
    »Ja, Sir, das weiß ich.«
    »Also gut«, sagte er. »Dürfte ich dann dein Empfehlungsschreiben sehen?«
    »Ich fürchte, ich habe keines, Sir. Ist das denn unbedingt notwendig?«
    »Es ist üblich, dass man einen Bürgen hat«, erklärte er. »Und zwar

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