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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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möglichst einen Arkanisten. Dessen Schreiben legt uns dar, über welche Kenntnisse du bereits verfügst, wo deine Stärken liegen und wo deine Schwächen.«
    »Der Arkanist, bei dem ich gelernt habe, heißt Abenthy, Sir. Aberer hat nie ein Empfehlungsschreiben für mich verfasst. Dürfte ich Euch selbst davon berichten?«
    Der Rektor nickte ernst. »Leider fehlt uns ohne irgendeinen Beweis die Möglichkeit festzustellen, ob du tatsächlich bei einem Arkanisten in die Lehre gegangen bist. Hast du nicht irgendetwas, das deine Behauptungen bestätigen könnte? Irgendwelche sonstigen Schreiben?«
    »Er hat mir ein Buch geschenkt, bevor sich unsere Wege trennten, Sir. Er hat mir eine persönliche Widmung hineingeschrieben.«
    Der Rektor lächelte. »Das dürfte genügen. Hast du es bei dir?«
    »Nein.« Ich ließ aufrichtige Bitterkeit in meinen Ton einfließen. »Ich musste es leider in Tarbean verpfänden.«
    Links neben dem Rektor schnaubte Hemme, der Meister der Rhetorik, empört, was ihm einen gereizten Blick des Rektors eintrug. »Also bitte, Herma«, sagte Hemme und schlug mit der Hand auf den Tisch. »Es ist doch offenkundig, dass der Junge lügt. Ich habe heute Nachmittag noch Wichtigeres zu tun.«
    Der Rektor bedachte ihn erneut mit einem gereiztem Blick. »Ich habe Euch nicht das Wort erteilt, Meister Hemme.« Die beiden starrten einander an, bis Hemme schließlich mit finsterer Miene den Blick abwandte.
    Der Rektor bemerkte eine Regung bei einem der anderen Meister. »Ja, Meister Lorren?«
    Der große, schlanke Mann sah mich teilnahmslos an. »Wie lautete denn der Titel des Buchs?«
    » Rhetorik und Logik, Sir.«
    »Und wo genau hast du es versetzt?«
    »Beim Frontispiz , am Seaward Square.«
    Lorren wandte sich an den Rektor. »Ich breche morgen nach Tarbean auf, um für das kommende Trimester noch einiges Material zu beschaffen. Wenn das Buch da ist, bringe ich es mit. Dann können wir über die Behauptungen des Jungen befinden.«
    Der Rektor nickte knapp. »Danke, Meister Lorren.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und faltete die Hände. »Nun denn. Was würden wir aus Abenthys Schreiben erfahren, wenn er es verfasst hätte?«
    Ich atmete tief durch. »In dem Schreiben würde stehen, dass ich die ersten neunzig sympathetischen Bindungen auswendig beherrsche. Dass ich die doppelte Destillation beherrsche. Dass ich Lösungen titrieren, sublimieren und ausfällen kann. Dass ich mich in Geschichte gut auskenne, in Rhetorik, Grammatik, Medizin und Geometrie.«
    Der Rektor tat sein Möglichstes, nicht belustigt zu erscheinen. »Das ist eine ganz schöne Liste. Bist du sicher, dass du nichts ausgelassen hast?«
    »Er hätte wahrscheinlich auch noch mein Alter erwähnt, Sir.«
    »Wie alt bist du denn, mein Junge?«
    »Ich heiße Kvothe, Sir.«
    Ein Lächeln spielte um seine Lippen. »Kvothe.«
    »Fünfzehn, Sir.« Leichte Unruhe im Saal. Die Meister tauschten Blicke, hoben Augenbrauen, schüttelten den Kopf. Hemme verdrehte die Augen.
    Nur der Rektor tat nichts dergleichen. »In welcher Weise hätte er dein Alter erwähnt?«
    »Er hätte Euch dringend gebeten, es außer Acht zu lassen.«
    Stille. Der Rektor atmete tief durch und lehnte sich auf seinem Sitz zurück. »Nun denn. Wir haben ein paar Fragen an dich. Meister Brandeur, würdet Ihr bitte den Anfang machen?« Er wies zum einen Ende der Tafel.
    Ich wandte mich Brandeur zu. Der Meister der Arithmetik war beleibt und hatte schütteres Haar. »Wie viele Gran enthalten dreizehn Unzen?«
    »Sechstausendzweihundertvierzig«, sagte ich.
    Er hob ein wenig die Augenbrauen. »Wenn ich fünfzig Silbertalente habe und sie in Vintische Währung tausche und wieder zurücktausche, wie viel bleibt mir dann noch, wenn der Kealde jedes Mal vier Prozent einbehält?«
    Ich begann umständliche Währungsumrechnungen und lächelte dann, als mir klar wurde, dass das gar nicht nötig war. »Sechsundvierzig Talente und acht Deut, wenn er ehrlich ist. Und sechsundvierzig Talente, wenn nicht.«
    Er nickte erneut und betrachtete mich nun etwas genauer. »Duhast ein Dreieck«, sagte er langsam. »Die eine Seite misst sieben Fuß. Die zweite drei Fuß. Ein Winkel beträgt sechzig Grad. Wie lang ist die dritte Seite?«
    »Ist das der Winkel zwischen den ersten beiden Seiten?«, fragte ich. Er nickte. Ich schloss einen halben Atemzug lang die Augen. »Sechs Fuß und sechs Zoll. Ganz genau.«
    Er schnaubte und blickte verblüfft. »Nicht übel. Meister Arwyl?«
    Arwyl stellte seine

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