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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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könnte. Und außerdem weiß ich überhaupt nicht, ob sie das hören will. Sie ist etwas Besonderes … Was sollte sie schon von mir wollen?«
    Simmon starrte mich an. »Sie ist zu dir gekommen. Also will sie offenbar was von dir.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, und ich nutzte die Gelegenheit und wechselte das Thema. »Manet hat mir übrigens erlaubt, mit der Arbeit an meinem Gesellenstück zu beginnen.«
    »Jetzt schon? Macht Kilvin da mit? Er hält doch eigentlich nichts davon, die Lehrzeit abzukürzen.«
    »In meinem Fall schon«, erwiderte ich. »Ich lerne eben schnell.«
    Wilem schnaubte belustigt, und Sim fragte: »Was wird denn dein Gesellenstück? Eine Sympathielampe?«
    »Eine Lampe macht doch jeder«, sagte Wilem.
    Ich nickte. »Ich wollte eigentlich etwas anderes bauen, vielleicht einen Schwunger, aber Manet sagt, ich soll bei der Lampe bleiben.« Der Glockenturm schlug die vierte Stunde. Ich stand auf, klappte meinen Lautenkasten zu und wollte zum Unterricht aufbrechen.
    »Du solltest es ihr sagen«, sagte Simmon. »Wenn man ein Mädchen mag, sollte man es sie wissen lassen.«
    »Wie gut hat das denn bisher bei dir funktioniert?«, entgegnete ich, gereizt, weil ausgerechnet Simmon meinte, mir Ratschläge in Liebesangelegenheiten erteilen zu müssen. »Statistisch gesehen –wie oft hat sich diese Strategie bewährt, deinem immensen Erfahrungsschatz nach?«
    Wilem sah demonstrativ in eine andere Richtung, und Sim und ich funkelten einander an. Schließlich wurde mir unwohl, und ich wandte als Erster den Blick ab.
    »Und außerdem gibt es da gar nichts zu erzählen«, murmelte ich. »Ich bin bloß gern mit ihr zusammen, und weil ich jetzt weiß, wo sie wohnt, kann ich sie auch wieder finden.«

Kapitel 64
    Neun Momente Brennen

    A m nächsten Tag unternahm ich, wie es der Zufall wollte, einen Ausflug nach Imre. Und da ich gerade in der Gegend war, schaute ich im Gasthof Zur Eiche vorbei.
    Der Wirt kannte keine »Denna« oder »Dianne«, aber ein junges, schönes, dunkelhaariges Mädchen namens »Dinnah« hatte bei ihm ein Zimmer gemietet. Sie war gerade nicht da, aber wenn ich eine Nachricht hinterlassen wollte … Ich lehnte dankend ab, froh, dass ich nun wusste, wo Denna wohnte, und dass es relativ einfach sein würde, sie zu finden.
    Doch das erwies sich als schwieriger als gedacht. Die nächsten beiden Tage traf ich sie ebenfalls nicht an, und am dritten Tag teilte mir der Wirt mit, dass Denna mitten in der Nacht abgereist war, mitsamt ihrem Gepäck, aber die Rechnung nicht bezahlt hatte. Nachdem ich sie auch in einigen anderen Gasthöfen in der Nähe nicht gefunden hatte, ging ich zurück zur Universität, ratlos, ob ich mir Sorgen machen oder mich ärgern sollte.
    Es kostete mich drei weitere Tage und fünf weitere vergebliche Ausflüge nach Imre: Weder Deoch noch Threpe hatten etwas von ihr gehört. Deoch sagte mir, es sei ihre Art, einfach so zu verschwinden, und nach ihr zu suchen sei etwa so sinnvoll, wie nach einer Katze zu rufen. Mir war klar, dass das ein guter Ratschlag war, aber ich beachtete ihn nicht.

    Ich saß in Kilvins Büro und gab mir Mühe, ganz ruhig zu wirken, während der große, bärtige Meister meine Sympathielampe in seinen Händen hin und her drehte. Es war meine erste Einzelarbeit als Handwerker. Ich hatte die Linsen selbst geschliffen. Ich hatte den Emitter selbst dotiert, ganz ohne mir dabei eine Arsenvergiftung zuzuziehen. Doch vor allem waren es mein Alar und mein sygaldrisches Können, was aus diesen Einzelteilen eine funktionstüchtige Sympathielampe für den Handbetrieb machte.
    Wenn Kilvin mit dem fertigen Produkt zufrieden war, würde er es verkaufen und mir von dem Erlös etwas abgeben. Doch vor allem würde ich damit zu einem selbständig arbeitenden Handwerker. Dann durfte ich eigene Projekte verfolgen und bekam dafür weitreichende Freiheiten eingeräumt. Das wäre ein großer Aufstieg im Handwerkszentrum, ein Schritt hin zur Beförderung zum Re’lar und zu finanzieller Unabhängigkeit.
    Schließlich hob Kilvin den Blick. »Das ist sehr gut gemacht, E’lir Kvothe«, sagte er. »Aber es ist nicht die herkömmliche Bauart.«
    Ich nickte. »Ich habe einige Änderungen vorgenommen, Sir. Wenn Ihr sie einschaltet, werdet Ihr sehen –«
    Kilvin gab ein Geräusch von sich, etwas zwischen einem belustigten Kichern und einem gereizten Grunzen. Er stellte die Lampe auf der Werkbank ab, ging einmal quer durch den Raum und löschte alle Lampen, bis auf eine.

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