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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Er schaltete die Lampe an und richtete sie auf unterschiedliche Dinge im Raum. »Und fairerweise sollte ich sagen, dass ich von deinem Können wirklich beeindruckt bin. Die Lampe ist sauber gearbeitet. Die Sygaldrie ist sehr geschickt. Die Gravuren sind perfekt ausgeführt. Ein sehr cleveres Werk.«
    Diese Komplimente ließen mich erröten.
    »Aber beim Handwerk geht es um mehr als nur um das Können«, sagte Kilvin und stellte die Lampe wieder ab. »Ich kann diese Lampe nicht verkaufen. Sie würde den falschen Leuten in die Hände geraten. Wenn man einen Einbrecher mit dieser Lampe erwischt, würde dasein schlechtes Licht auf alle Arkanisten werfen. Du hast deine Lehre abgeschlossen und dein Können unter Beweis gestellt.« Ich atmete ein wenig auf. »Aber was dein Urteilsvermögen angeht, hege ich noch gewisse Zweifel. Die Lampe werden wir einschmelzen, denke ich mal.«
    »Ihr wollt meine Lampe einschmelzen?« Ich hatte fast eine Spanne lang an der Lampe gearbeitet und beinahe das gesamte Geld, das ich besaß, für das Material ausgegeben. Ich hatte darauf gebaut, dass ich einen schönen Gewinn erzielen würde, wenn Kilvin sie verkaufte, aber nun …
    Kilvin sah streng drein. »Wir alle sind dafür verantwortlich, den guten Ruf der Universität zu wahren, E’lir Kvothe. Wenn diese Lampe in die falschen Hände geriete, würde es ein schlechtes Licht auf uns alle werfen.«
    Ich überlegte hektisch, wie ich ihn noch umstimmen könnte, aber er scheuchte mich mit einer Handbewegung hinaus. »Los, berichte Manet von den guten Neuigkeiten.«
    Entmutigt ging ich in die Werkstatt. Dort empfing mich der Lärm von hundert Händen, die Holz und Stein behauten und auf Metall einhämmerten. Es roch nach Säuren, heißem Eisen und Schweiß. Ich sah Manet in einer Ecke. Er schob gerade Ziegel in einen Brennofen. Ich wartete ab, bis er die Ofentür geschlossen hatte, ein Stück zurückgetreten war und sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn gewischt hatte.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte er. »Hast du bestanden, oder muss ich noch ein Trimester lang bei dir Händchen halten?«
    »Ich habe bestanden«, sagte ich. »Aber du hattest recht mit den Modifikationen. Sie haben ihn nicht beeindruckt.«
    »Hab ich’s dir doch gesagt«, erwiderte Manet. »Du musst immer bedenken, dass ich schon länger hier bin als zehn andere Studenten zusammen. Wenn ich dir sage, dass die Meister im Grunde ihres Herzens konservativ eingestellt sind, dann rede ich nicht nur so daher. Dann weiß ich das.« Manet fuhr sich mit der Hand durch den struppigen grauen Bart. »Und weißt du schon, was du machen willst, jetzt wo du dein eigener Herr bist?«
    »Ich dachte daran, ein paar Emitter für blaue Lampen herzustellen«, sagte ich.
    »Damit lässt sich gutes Geld verdienen«, erwiderte Manet. »Aber es ist riskant.«
    »Du weißt doch, dass ich vorsichtig bin«, gab ich zurück.
    »Riskant bleibt riskant«, sagte Manet. »Ich hatte vor zehn Jahren mal einen Lehrling, wie hieß er noch?« Er überlegte und zuckte dann die Achseln. »Der ist nur einmal kurz ausgerutscht.« Manet schnippte mit den Fingern. »Aber mehr brauchte es nicht. Er hat sich schwere Verbrennungen zugezogen und dabei ein paar Finger verloren. Und danach war er kein großer Handwerker mehr.«
    Ich sah mich zu Cammar um. Ihm fehlte ein Auge, und sein Gesicht war von Narben überzogen. »Ich habe verstanden.« Dann sah ich zu dem bräunlichen Metallbehälter hinüber. In den ersten Tagen nach Kilvins Vorführung hatten die Leute einen großen Bogen darum gemacht, aber bald schon hatte er zum Inventar dazugehört. Denn es war doch so: Wenn man achtlos war, gab es im Handwerkszentrum zehntausend verschiedene Möglichkeiten, ums Leben zu kommen. Und der Knochenteer war nur die neuste und aufregendste davon.
    Ich beschloss, das Thema zu wechseln. »Darf ich dir eine Frage stellen?«
    »Schieß los«, sagte Manet und sah zu dem Brennofen hinüber.
    »Würdest du sagen, dass du die Universität so gut kennst wie nur irgend jemand?«
    »Könnte man so sagen. Die ganzen schmutzigen kleinen Geheimnisse.«
    Ich senkte die Stimme ein wenig. »Also wenn du wolltest, könntest du dich in die Bibliothek einschleichen, ohne dass irgend jemand es mitbekommt?«
    Manet kniff die Augen zusammen. »Das könnte ich«, sagte er. »Aber das würde ich natürlich nie tun.«
    Ich wollte etwas erwidern, aber er schnitt mir das Wort ab, mehr als nur ein wenig wütend. »Hör mal, mein Junge, darüber haben

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