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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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angeschaut.«
    »War Fenton sauer?«
    »Stinksauer«, erwiderte Wilem ganz ruhig. »Er hat gesagt, wenn er dich das nächste Mal sieht, haut er dir eine rein.«
    Sims Grinsen wurde breiter. »Er hat gesagt, du hättest nur Flausen im Kopf und keinen Respekt vor den älteren Semestern.«
    »Er hat gewisse Behauptungen über deine Abkunft und sexuelle Neigungen zu Tieren aufgestellt«, sagte Wilem, ohne eine Miene zu verziehen.
    »… unter des Tehlaners Rock!«, sang Simmon mit vollem Mund. Dann lachte er und verschluckte sich. Ich klopfte ihm auf den Rücken.
    »Wo warst du?«, fragte Wilem, während Sim immer noch um Atem rang. »Anker sagte, du wärest früh gegangen.«
    Aus irgendeinem Grund widerstrebte es mir, über Denna zu sprechen. »Ich habe jemanden getroffen.«
    »Jemanden, der dir wichtiger ist als wir?«, fragte Wilem in einem Tonfall, aus dem man trockenen Humor oder auch Kritik heraushören konnte.
    »Ein Mädchen«, gestand ich.
    Er hob eine Augenbraue. »Die, der du schon die ganze Zeit nachläufst?«
    »Ich laufe niemandem nach«, protestierte ich. »Sie hat mich gefunden. Im Anker’s .«
    »Ein gutes Zeichen«, meinte Wilem.
    Simmon nickte und hob dann mit einem anzüglichen Funkeln in den Augen den Blick. »Und, habt ihr zusammen musiziert?« Er stieß mich mit dem Ellbogen an. »Ein nettes kleines Duett?«
    Er sah zu lächerlich aus, als dass ich ihn ernst nehmen konnte. »Nein, wir haben nicht musiziert. Sie wollte nur nach Hause gebracht werden.«
    »Nach Hause gebracht?«, sagte er in einem zweideutigen Tonfall.
    Ich fand das allmählich nicht mehr lustig. »Es war dunkel«, sagte ich ernst. »Und ich habe sie nur nach Imre zurück begleitet.«
    »Oh«, sagte Sim enttäuscht.
    »Du bist früh aus dem Anker’s weg«, sagte Wil. »Und wir haben eine Stunde lang auf dich gewartet. Braucht man zwei Stunden für den Weg nach Imre und zurück?«
    »Es war ein langer Spaziergang«, räumte ich ein.
    »Wie lang ist lang?«, fragte Simmon.
    »Ein paar Stunden.« Ich wandte den Blick ab. »Sechs Stunden.«
    »Sechs Stunden?«, sagte Simmon. »Also bitte, ich habe ein paar Einzelheiten verdient, nachdem ich mir jetzt zwei Spannen dein Geschwafel über sie angehört habe.«
    Nun wurde ich ungehalten. »Ich schwafele nicht. Und wir haben nur einen Spaziergang gemacht«, sagte ich. »Und uns unterhalten.«
    Sim sah mich ungläubig an. »Also bitte. Sechs Stunden?«
    Wilem klopfte ihm auf die Schulter. »Er sagt die Wahrheit.«
    Simmon sah ihn an. »Wieso sagst du das?«
    »Weil er aufrichtiger klingt, wenn er lügt.«
    »Wenn ihr beide mal eine Minute lang den Mund halten könntet, erzähle ich euch alles. Abgemacht?« Sie nickten. Ich sah auf meine Hände und versuchte meine Gedanken zu ordnen, aber das wollte mir nicht so recht gelingen. »Wir haben den langen Weg zurück nach Imre genommen und sind etwas auf der Steinbrücke stehen geblieben. Dann waren wir auch noch in einem Park. Und wir haben am Fluss gesessen. Wir haben uns unterhalten über … ach eigentlich über nichts. Wo wir schon mal waren, welche Lieder …« Ich bemerkte, dass ich tatsächlich ins Schwafeln geriet und verstummte. Die nächsten Worte wählte ich mit Bedacht. »Ich habe daran gedacht, mehr mit ihr zu tun als nur spazieren zu gehen und mich mit ihr zu unterhalten, aber –« Ich verstummte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    Die beiden schwiegen. Dann sagte Wilem verwundert: »Ich fasse es nicht. Der mächtige Kvothe – eingeschüchtert von einer Frau.«
    »Wenn ich dich nicht besser kennen würde, würde ich glauben, du hättest Angst«, sagte Simmon ironisch.
    »Selbstverständlich habe ich Angst«, sagte ich. »Das würde euch ganz genauso gehen, wenn ihr sie kennen würdet. Ich schaffe es gerade noch, hier zu sitzen, statt nach Imre zu laufen in der Hoffnung, dass ich sie durch irgendein Schaufenster sehe oder ihr auf der Straße begegne.« Ich lächelte unsicher.
    »Dann geh«, sagte Simmon lächelnd und stupste mich an. »Um Himmels willen, wenn ich so eine Frau kennen würde, würde ich nicht hier sitzen und mit euch beiden Mittag essen.« Er strich sich das Haar aus dem Gesicht und gab mir noch einen Klaps. »Geh.«
    Ich blieb, wo ich war. »Das ist nicht so einfach.«
    »Bei dir ist nie irgendwas einfach«, grummelte Wilem.
    »Natürlich ist es so einfach«, sagte Simmon und lachte. »Erzähl ihr einfach, was du uns gerade erzählt hast.«
    »Na klar«, sagte ich sarkastisch. »Als ob ich das so einfach

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