Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis
Inventur an. Gab es einen günstigeren Zeitpunkt, zum Haus des Magiers zurückzukehren und weitere Nachforschungen anzustellen?
Sie gab sich ganz hilfsbereit und bot an, Sebastian auszuführen, während die Großväter sich an die Arbeit machten. Sie willigten unter der Bedingung ein, dass Kass nicht zu lange wegbliebe. Aber Kass wusste genau, dass sie jedes Zeitgefühl verlieren würden, sobald sie erst einmal mit der Inventur angefangen hatten, daher stimmte sie zu. Sie versprach sogar, Sebastians Häufchen wegzumachen. (Weil er blind war, neigte Sebastian dazu, sein Geschäft an den unpassendsten Stellen zu verrichten.)
Es war ein sonniger und windiger Morgen – ein Wetter, wie Kassandra es liebte – und sie war glücklich und voller Vorfreude auf den Tag. (Sie mochte es auch, wenn es sonnig und regnerisch war, weil man dann am ehesten einen Regenbogen sah. Allerdings würde es bei einem nassen Boden viel schwieriger sein zu graben, daher war es gut, dass es nicht regnete.)
Im Geiste ging sie ihre Notfall-Liste durch – sie machte sozusagen Inventur –, bis sie sicher war, dass sie alles Nötige bei sich hatte, angefangen von einer zusammenklappbaren Schaufel bis zu den Plastiktüten für Sebastians Häufchen. Kass war zuversichtlich, dass sie und Max-Ernest nicht lange brauchen würden, um herauszufinden, was der Magier vergraben hatte. Sie hoffte nur, dass sie beim Graben nicht auf den Magier selbst stießen – oder auf Gloria.
Bei Max-Ernest angekommen, stieß Kass auf unerwartete Schwierigkeiten.
Max-Ernest stand in der Auffahrt und warf eine Münze in die Luft. Auf der einen Seite saß seine Mutter in ihrem Auto, auf der anderen der Vater in seinem Auto.
»Bei Kopf gehe ich mit Mom, bei Zahl mit Dad«, erklärte Max-Ernest, als Kass sich neben ihn stellte. (Max-Ernest traf häufig seine Entscheidungen auf diese Weise; damit verhinderte er, dass er ein Elternteil bevorzugte.)
Die Münze fiel auf den Boden, ehe er sie auffangen konnte.
»Mist. Du hast mich ganz aus der Fassung gebracht«, sagte er zu Kass.
»Das macht nichts, denn du wirst weder mit deiner Mutter noch mit deinem Vater wegfahren. Du kommst mit mir«, bestimmte sie. »Wir gehen zum Haus des Magiers«, fügte sie noch leise hinzu.
»Das geht nicht. Ich muss zu einem neuen Doktor«, flüsterte Max-Ernest zurück.
»Sag deinen Eltern, es ist wichtig.«
»Aber dieser Arzt behauptet, er weiß, was mit mir los ist. Ich muss zu ihm.«
»Dann gehe ich eben allein zum Haus des Magiers«, sagte Kass verärgert.
»Du würdest ohne mich gehen?«, fragte Max-Ernest ungläubig.
Kass zuckte die Schultern. »Keine Sorge, ich weiß mir selbst zu helfen.« Diesen Satz hatte sie einmal in einem Film gehört.
»Das meine ich nicht«, sagte Max-Ernest. »Ich dachte, wir sind Partner. Du hast gesagt, wir sind ein Team.«
Kass ging hoch wie eine Rakete. »Das stimmt nicht! Das war doch nur eine Ausrede für unsere Eltern. Wir bauen gar keinen Vulkan. Ich bin eine Überlebenskünstlerin, hast du das vergessen? Ich verlasse mich einzig und allein auf mich selbst.«
»Oh, na ja, ich habe mich auch noch nie auf jemand anderen verlassen.«
Der Ton, in dem er das sagte – oder war es der Umstand, dass ihm dabei Tränen in die Augen traten –, ließ Kass zögern. Obwohl sie sich selbst gern als furchtlose Abenteurerin sah, wollte sie auch fair sein. In der Tat hatte sie nie behauptet, sie seien ein Team bei diesen Nachforschungen. Andererseits hatte sie sich so verhalten, dass man auf diese Idee hätte kommen können. Was wohl aufs Gleiche hinauslief. Oder zumindest fast aufs Gleiche.
Vielleicht hatte Max-Ernest recht und sie sollte nicht ohne ihn gehen.
Nachdem sie ein paar Sekunden lang flüsternd beratschlagt hatten, kamen sie überein, Montagnachmittag nach der Schule zum Haus des Magiers zu gehen. Selbst wenn das bedeutete, den Oboenunterricht ausfallen zu lassen (Kass) beziehungsweise ein Treffen der Mathematikfreunde (Max-Ernest).
Und so gab Kass sich geschlagen und kehrte enttäuscht in das alte Feuerwehrhaus zurück.
Als sie dort ankam, ließ sie Sebastian von der Leine und öffnete die große rote Eingangstür. Meistens jagte Sebastian sofort in Richtung Küche davon auf der Suche nach Futter. Diesmal jedoch zögerte er und er weigerte sich auch dann noch, ins Haus zu gehen, als Kass ihn anstupste.
»Was ist los? Willst du etwa kein Frühstück? Du weißt schon, Futter... Fressen...«
Kass wartete darauf, dass der Hund endlich
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